Es war verrückt. Ich war verrückt! Und trotzdem stand ich hier, holte aus und warf zum wiederholten Mal ein Steinchen ans Fenster hoch über mir.
Wenn ich durch Zufall mal so eine Szene im Fernsehen gesehen hatte, hatte ich lediglich die Augen verdreht, bei so viel Kitsch. Nun stand ich tatsächlich selbst unter dem Fenster eines Mädchens und warf ihr Steinchen ans Fenster, damit sie mich bemerkte. Nur wollte ich lediglich ihre Aufmerksamkeit und nicht ihre Liebe gewinnen.
Das Licht ging an und ein Schatten trat ans Fenster. Erneut holte ich aus und warf. Kaum hatte der Stein das Glas berührt, wurde es aufgerissen und Klara blickte zu mir hinunter.
„Leon", hauchte sie überrascht.
„Wenn hast du sonst erwartet?", raunte ich leise. „Prinz Charming?"
„Ha ha ...", erwiderte sie und strich sich eine ihrer losen, roten Strähnen aus dem Gesicht, die mal wieder wild von ihrem Kopf standen.
„Ich hab ein Auto", sagte ich verschwörerisch und wartet auf ihre Reaktion. Sie hatte zwar nach einem Auto gefragt, aber ob sie auch verrückt genug war, mit mir in dieses Auto zu steigen und hier abzuhauen? Ich hoffte es. Denn wenn ich ehrlich war, brauchte ich sie bei meinem Vorhaben.
Zuerst blinzelte sie irritiert, doch dann hellte sich ihr Gesicht auf und sie strahlte zu mir herunter. „Bin gleich da!", versprach sie und schloss ihr Fenster. Ich hingegen sah mich nervös um. Gut, diesen Plan mit einem Einbruch aufs Klinikgelände zu starten, war vielleicht nicht die beste Idee, aber ich hatte nicht mehr die Geduld bis zum Morgen auf Klara zu warten. So konnten sie mir jetzt schon helfen und vielleicht auch dafür sorgen, dass ich am Ende nicht kniff. Phil würde mir hoffentlich diesen Einbruch verzeihen, aber es diente nun mal einem größeren Zweck.
Immer wieder sah ich mich nervös um. Aber die Gartenanlage lag im Dunkeln und es herrschte völlige Stille, wenn man davon absah, dass hin und wieder ein Vogel pfiff.
Trotzdem schlug mir mein Herz bis zum Hals und ich fuhr mir immer wieder durchs Haar. Wenn wir erwischt werden würde, großer Gott, aber daran wollte ich gar nicht erst denken. Ich hatte einen Plan und den musste ich verfolgen, es gab kein Zurück mehr.
„Buh!!", machte es hinter mir und ich fuhr erschrocken herum, nur um in Klaras kicherndes Gesicht zu sehen. Griff mir ans Herz und schnappte nach Luft.
„Bist du verrückt!", zischte ich ihr so leise wie möglich zu. „Ich wäre fast gestorben!
„Emm ...", machte sie und deutete auf das Gebäude hinter ihr. „Du entführst mich gerade aus einer Psychiatrie. Ja, manch einer würde wohl behaupten, ich wäre es. Und wenn du gestorben wärst, würde dein Geist für immer hier spuken. Wie geil wäre das denn? Ein Geist in einer Psychiatrie ...", plapperte sie immer noch grinsend ohne Punkt und Komma.
„Oh Gott ...", stöhnte ich auf und fuhr mir verzweifelt durchs Gesicht. Sie hatte recht. Ich entführte sie. Phil würde mich umbringen. Und wenn er es nicht tat, dann würde es wohl Marek tun. Oder beide gleichzeitig. „Scheiße!", fluchend lehnte ich mich an die Mauer und schloss kurz die Augen. Eigentlich bestand der Plan darin, meine Probleme zu minimieren, statt dass sich ein Haufen neue dazu gesellten.
„Hey!", raunte Klara, stupste mich mit dem Ellbogen in die Seite und riss mich aus meinen Gedanken. „Es wird nicht gekniffen. Außerdem war das Spaß! Du entführst mich nicht und ich bin nicht mehr verrückt, wie alle anderen auf dieser Erde auch. Schon vergessen? Marek und Phil wollen mich schon seit Jahren hier raus haben. Ich lebe hier nur noch auf Kulanz. Und jetzt los!" Dabei griff sie mich am Ellbogen und zog mich mit.
Kopfschüttelnd folgte ich ihr, darauf bedacht, keinen Mucks mehr zu machen. Und tatsächlich, wenige Minuten später hatten wir es geschafft und standen auf der Straße vor Svens Auto. Tief atmete ich die kalte Luft der Nacht ein und seufzte. Wir wurden nicht erwischt! Ein schallendes Lachen ließ mich herumfahren und ich zischte ein „Pssst!", weil das Mädchen neben mir sich gerade regelrecht kugelte.
„Was?", zischte ich erneut, da sie grade gar nicht mehr klarkam. Und wir immer noch vor der Klinik standen, statt im Auto zu sitzen und das Weite zu suchen.
„Lass uns fahren", verkündete sie schließlich, nach dem sie regelrecht nach Atem rang, die Tür aufriss und endlich einstieg. Kopfschüttelnd umrundete ich Svens Wagen, und stieg ebenfalls ein. Ließ den Wagen um und fuhr los. Endlich weg von hier, wo wir immer noch hätten erwischt werden können.
„Was war denn jetzt so lustig?", startete ich einen neuen Versuch, weil das Schweigen, welches sich im Auto ausbreitete, etwas ungemütlich wurde. „Ach ...", sie zuckte mit den Schultern. „Im Nachhinein find' ich es selbst gar nicht mehr so witzig", gab sie schulterzuckend zu und ich streifte sie mit einem Seitenblick.
„Hast du nicht gemeint, du wärst ebenso wenig verrückt wie alle anderen?", fragte ich scherzhaft und erntete eine herausgestreckte Zunge.
„Ha ... ha ...", erwiderte sie und verschränkte die Arme vor der Brust, aber die immer wieder zuckenden Mundwinkel straften sie lügen. „Vielleicht bin ich es ja doch, und sobald wir etwas abseits sind, überfalle ich dich, bring dich um und verscharr dich im Wald. Dann kannst du dort spuken", schlug sie vor.
„Du hast gar keine Schaufel, außerdem würde mich Dante überall finden", entgegnete ich wenig beeindruckt. „Und dann führt er die Polizei zu dir."
„Du unterschätzt mich, Darling!", seufzte sie theatralisch. „Ich kenne Dante, seit er ein Welpe ist und du erst seit ein paar Tagen. Er ist bestimmt auf meiner Seite." Dann, nach dem eine Weile keiner von uns beiden gesprochen hatte, atmete sie bewusst langsam ein und aus, bevor sie zum Sprechen ansetzte. „Das ist das erste Mal, dass ich seit Janniks Beerdigung in einem fahrenden Auto sitze", beichtete sie und strich sich über die Arme, als würde es sie frösteln.
„Soll ich anhalten?", fragte ich sogleich und ging vom Gas runter, um Geschwindigkeit zu reduzieren.
„Schon ok", wiegelte sie aber ab. „Ich wollte es ja so. Erzähl mir lieber, wieso wir gerade jetzt unterwegs sind."
„Das ist eine lange Geschichte!", seufzte ich und konzentrierte mich wieder auf die Straße, aber da wir mittlerweile mitten in der Nacht hatte, herrschte kaum Verkehr.
„Du wirst es kaum glauben, aber ich hab alle Zeit der Welt. Außerdem fühl' ich mich wohler, wenn wir nicht schweigen", gab sie zu. „Dann hält das Gedankenkarussell in meinem Kopf noch etwas still, statt mir vorzuhalten, was für einen Scheiß ich gerade treibe und dass mich sowohl Marek als auch meine Eltern für diese Aktion umbringen."
Es stimmt. Nicht nur ich hatte mit dieser Aktion etwas zu verlieren. Auch sie würde sehr viel Ärger bekommen, sobald rauskommen würde, dass sie nicht mehr in ihrem Zimmer war.
„Wir können jederzeit zurück", schlug ich also vor und meinte es auch so. Morgen würde auch noch reichen. Bestimmt. „Noch hat niemand was mitbekommen."
„Ach quatsch. Ich wollte es ja selbst so. Also, raus mit der Sprache. Auf welcher Mission befinden wir uns? Hat es was mit Phil zu tun? Ich hoffe es, ihr wärt so ein süßes Pärchen!", plapperte sie los und schien sich wieder etwas zu entspannen. Ich musste kein Psychologe sein, um zu wissen, dass sie gerade weder Marek noch ihre Eltern verdränge, sondern die Tatsache, sich tatsächlich in einem fahrenden Fahrzeug zu befinden. Also tat ich mein Bestes, versuchte sie abzulenken und erzählte ihr die ganze Geschichte. Angefangen bei dem Besuch meiner Mutter, dem Zwischenstopp in der Bar und anschließend mein Überfall bei Phil.
„Oh mein Gott, Leon", stieß sie am Ende meiner Erzählung hervor. „Du hast es echt mit Dramen."
„Witzig", erwiderte ich und hätte schon gern gehabt, dass meine Dramen ernst genommen wurden.
„Er hat dich also geküsst?", fragte sie nach und ich rollte mit den Augen.
„Ja, Klara, das war die Kernaussage aus meiner ganzen Geschichte", witzelte ich und musste trotzdem grinsen. Da war wieder dieses Ungeziefer in meinem Magen, das wilde Loopings schlug. Ich sehnte mich förmlich danach, wieder bei ihm zu sein und ihn zu küssen.
„Oh ... du bist ja so verknallt!", stöhnte Klara neben mir. „Ich bin so neidisch!"
„Wieso?", wollte ich mit gespielten Ernst wissen. „Gibt es keine süßen, sexy Verrückten da wo du lebst?"
„Doch, einen. Aber den hat sich Phil gleich unter den Nagel gerissen", verkündete sie beißend und wir brachen beide gleichzeitig in Lachen aus.
„Hey! Ich bin nicht verrückt!", konterte ich beleidigt, kaum, dass wir uns beide beruhigt hatten.
„Wer ist das schon", erwiderte sie. „Aber jetzt zum wichtigsten Punkt, wenn du mir sagst, wo du hin willst, sag' ich dir, wo ich hin will", schlug sie vor.
„Da ich der Fahrer bin und du mir somit sagen musst, wohin es geht, erfahr' ich es so und so." „Und da ich hier im Auto sitze, erfahre ich, wo du hinfährst", gab sie grinsend zurück. „Touché", erwiderte ich und lächelte zurück. „Du weißt doch, dass ich von der Schule suspendiert worden bin", fing ich nun etwas kleinlaut an zu erzählen. Ich hatte die Geschichte, die sie mir über ihren Bruder erzählt hatte, nicht vergessen. „Na ja, das war nicht ganz grundlos."
„Ach, nee!", stieß sie hervor, tätschelte mir aber beruhigend den Arm. „Spuks einfach aus. Ich hab in meinem Leben auch schon ganz viel Mist gebaut. Außerdem bin ich nicht hier, um dich zu verurteilen. Und wenn es doch so schlimm ist, bleibt immer noch Plan A."
„Plan A?", fragte ich nach, weil ich ihr gerade nicht folgen konnte. Immer noch in Gedanken bei dem Nachmittag vor über einer Woche. Gefühlt war es mittlerweile schon Ewigkeiten her. So viel war in dieser Zeit passiert. Sven hatte recht gehabt, das Praktikum hatte mir gutgetan. Und vor allem hatte mir Phil und Dante gutgetan.
„Na, im Wald verscharren und so", erklärte sie ganz neben her, als würde sie über das Wetter plaudern. „Ich vergaß", seufzte ich und dann nahm ich meinen Mut zusammen und begann zu erzählen: „Weißt du, ich hab da einen Kerl in meiner Klasse und mit dem kam ich von Anfang an nicht klar." Dieser fiese Kloß in meinem Hals bildetet sich ganz automatisch. Aber es half nichts. Ich musste es aussprechen. Ich musste es zugeben. Schließlich war ich ein richtiger Arsch gewesen. Viel zu lange schon. „Gott, wie soll ich das nur erklären", stöhnte ich auf. Sah in die Spiegel und hielt am Straßenrand. Vielleicht wäre es besser, dabei nicht am Steuer zu sitzen. Immerhin hatte ich mir vorgenommen, vernünftig zu sein. Und würde ich einen Unfall bauen, mit Klara im Auto, dann würden mich wohl sowohl Phil, Marek und Sven, als auch ihre Eltern umbringen und wenn das alles nichts half, würde ich mir wohl selbst die Kugel geben.
„Okay. Also ich will nur mal klarstellen, ich weiß es selbst. Ich war ein riesengroßes Arschloch. Er konnte eigentlich nichts dafür. Und ich weiß, dass es falsch von mir war. Aber er hat nun mal Eltern, die in vergöttern. Täglich packte er eine liebevoll gepackte Brotdose aus, mit persönlicher Haftnotiz, wie sehr ihn seine Mutter liebte. Eine Zeit lang hatte ich zugesehen, doch irgendwann kam mir schon das Kotzen, wenn ich ihn morgens sah, während er von seiner Mutter zur Schule gebracht wurde. Etwa zu dem Zeitpunkt hab ich angefangen, mich über ihn lustig zu machen. Ich fischte ihm im Klassenraum die Box aus der Hand und lass laut vor, was seine Mutter ihm geschrieben hatte. Ich machte ihn in den letzten Jahren sehr oft lächerlich, in dem ich irgendwelche Sprüche vom Stapel ließ. Immer schien er darüberzustehen. Mich und die anderen zu ignorieren, was mich regelrecht zur Weißglut brachte. Ich wollte, dass es ihm schlecht ging", flüsterte ich erstickt hervor. Schluckte und fuhr mir übers Gesicht. Dieser Hass, David gegenüber, machte mich selbst fassungslos. Wie konnte ich ihn nur für etwas bestrafen, wofür er gar nichts konnte. „So schlecht, wie dir", hauchte Klara, griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander. Und auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hatte, durchströmte mich sowas wie Ruhe dabei.
„Was ist letzte Woche passiert?", fragte sie nach einer Weile, in der ich regungslos aus dem Fenster gesehen hatte und einfach nur dieses Gefühl, aufgefangen zu werden genoss.
Das, was ich die Tage erlebt hatte, hätte ich mir nie träumen lassen. Ich war nicht mehr alleine. Es gab tatsächlich Menschen, denen ich wichtig war. Wie konnte ich nur so blind sein in meinem Zorn? Jetzt, in diesem Augenblick, war es selbst mir ein Rätsel.
„Ich stand vor dem Schulgebäude und wartete auf ein paar Kumpels, als David mit seiner Mutter vorfuhr. Sie verabschiedeten sich, eigentlich wie immer, doch diesmal stand ich nahe genug, um ihrem Gespräch zu lauschen. Hörte, wie sie ihm sagte, dass sie stolz auf ihn wäre und dass sie ihn liebte, das machte mich so wütend. Also pöbelte ich ihn an, kaum, dass sie gefahren war. Machte mich über ihn lustig vor versammelter Mannschaft, eigentlich bis dahin nichts Ungewöhnliches, doch zum ersten Mal wehrte er sich. Er verschränkte die Arme vor der Brust, sah mir direkt in die Augen und sagte völlig ruhig und kalt: „Was kann ich denn dafür, dass deine Mutter dich so hasst, dass sie sogar über den großen Teich fliehen musste, um dich endlich loszuhaben. Und wenn ich dich so ansehe, wundert mich das gar nicht! Tja, diese Worte schlugen ein wie eine Bombe. Das war das, was ich mir tagein, tagaus einredete. Es laut ausgesprochen zu hören, von einem Fremden, das ging gar nicht. Ich sah nur noch rot und ging auf ihn los. Alles ging so wahnsinnig schnell. Wir landeten auf dem Boden und wurden keinen Augenblick später auseinandergezogen und landeten beim Direktor, dem wohl schon so manche meiner Eskapaden in Bezug auf David zu Ohren gekommen waren. Eigentlich wollte er mich gleich von der Schule werfen. Alleine schon, weil meine Noten in den letzten Monaten in den Keller gerutscht waren, dazu dann ein tätlicher Angriff, sowas wollte er nicht mehr an seiner Schule haben. Aber er bat vorher trotzdem Sven zu sich. Ich weiß nicht, ob mein Onkel ihn geschmiert hatte, oder was er ihm alles versprochen hatte, aber er kam nach Hause und verkündete, dass ich dieses Praktikum absolvieren müsste, oder er würde mich vor die Tür setzten. Also ging ich hin, da bin ich auch noch davon ausgegangen, er wollte, dass ich etwas darüber lernte, dass man andere Menschen nicht mobbte und was dieses Verhalten mit ihnen anstellte. Doch dann traf ich auf Phil und der erzählt mir von seinen Autisten und ich wurde nur noch wütender. Sven hatte einen viel größeren Plan mit mir verfolgt. Meine Ma ist Autistin und ich hatte bis jetzt immer ihre Krankheit als Ausrede gesehen, das wusste er. Und irgendwo wusste ich es ja auch. Aber ich hasste es, wenn man mich manipulierte. Und genau das hatte er getan. Nur war es da schon irgendwie zu spät. Dante und Phil hatten mich um den Finger gewickelt und tagtäglich durfte ich mit zusehen, wie schwer es den Autisten ging, während sie versuchten, ihren Alltag zu meistern. Vor allem die Jugendlichen und allem voran der eine Junge, um den sich Phil so sorgte, weil auch er gemobbt wurde in seiner Klasse. Gott ...", stöhnte ich auf und fühlte mich, als würde mir ein Stein von der Seele fallen. Diese ganze Geschichte machte mich fertig. Ich hasste mich dafür. Und es tat mir unheimlich leid, meine Wut und meinen Frust an David ausgelassen zu haben, obwohl er gar nichts dafür konnte. Nur, weil ich ihn um das beneidetet, was er hatte und was ich mir so sehr gewünscht hatte. „Du hasst mich jetzt bestimmt!", hauchte ich in die Stille, griff aber fester zu, damit sie ihre Finger nicht aus meinen ziehen konnte. Brauchte diesen Halt, den sie mir gerade gab. „Ich hab mich so schrecklich gefühlt, als du mir das mit deinem Bruder erzählt hast ...", setzte ich hinzu und merkte erst jetzt, dass sie nicht vorhatte ihre Hand aus meiner zu ziehen. Sie saß einfach nur neben mir und atmete leise ein und aus.
„Ich weiß, dass ich ganz große Scheiße gebaut habe!", gab ich zu und zog ihre Hand zu mir. Drückte sie mir an die Brust, in der mein Herz regelrecht raste. „Ich will mich bei ihm entschuldigen", sagte ich in die Stille hinein. Hörte das Zittern in meiner Stimme. „Er geht jeden Morgen joggen. Noch vor der Schule. Aber auch am Wochenende." Ich blickte auf die Uhr. „In zwei Stunden. Ich möchte da hinfahren und ihm sagen, dass es falsch war und dass es mir leidtut und vor allem, dass ich es nie wieder tun werde", beendete ich meinen Monolog und hielt die Luft an. Wartete. Wartete eine gefühlte Ewigkeit, wollte sie aber auch nicht drängen. Bestimmt hasste sie mich jetzt und war enttäuscht. Beides wollte ich nicht. Mir war wichtig, was sie von mir dachte, kam es mir in den Sinn. Sie war mir wichtig. Irritiert sah ich zu ihm hinüber. Sie blickte immer noch aus der Frontscheibe. Schien nachzudenken.
Wieder ein Mensch, der sich einfach so still und heimlich in mein Herz geschlichen hatte. Ich biss mir auf die Lippe. Kaute darauf herum. Schmeckte Blut. Mein Herzschlag setzte aus. Wieso sagte sie nichts? Würde sie mich anschreien, damit käme ich besser klar.
Dann plötzlich atmete sie tief durch. Seufzte und blickte zu mir hinüber, ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen.
„Ich finde es gut, dass du für deinen Fehler grade stehen willst und dass du verstanden hast, dass es falsch war, so zu handeln, aber jetzt lass uns fahren. Diese zwei Stunden sollten wir nutzen."
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Unter Verrückten
RomanceJetzt hatte ich schon wieder alles verbockt! Mal wieder, aber dieses Mal so richtig! Ein Wunder, dass mir Sven dafür nicht den Kopf abgerissen hatte ... stattdessen drückte er mir diese bescheuerte Visitenkarte auf. "Privatklinik Schloss bei den Buc...