Sven - Valentin (Bonus)

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Stöhnend streckte ich mich und meine Glieder. Die Woche war hart und lang und ich sehnte mich nach dem Wochenende. Immerhin hatte ich mir vorgenommen, nicht zu arbeiten, also so gar nicht. Nicht einmal Mails checken. Stattdessen meine freie Zeit ganz und gar Marek zu widmen. Er meinte, es würde sich lohnen. Ich hatte nur geschmunzelt. Jede Minute mit ihm lohnte sich, aber das würde ich ihm nicht auf die Nase binden. Reichte, dass er mich auch so völlig um seinen Finger gewickelt hatte. Da musste ich ihm nicht noch mehr in seine Karten spielen. Er sollte sich ruhig um mich bemühen, immerhin hatte er zehn Jahre ungenutzt verstreichen lassen.

Mein Handy vibrierte auf dem Schreibtisch und ich griff danach. Öffnete die Nachricht und grinste. Wenn man an den Teufel dachte.

- Vertraust du mir? -

Stand lediglich darin. Vertrauen? Ich hatte ihm immer vertraut. Unsere ganze Freundschaft über. Und selbst, als ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte, hatte ich ihm sogar meinen Neffen anvertraut. Also, was für eine komische Frage.

- Kommt darauf an ... -

Tippte ich dennoch lediglich zurück und ließ mich in meinen Schreibtischstuhl nieder. Was hatte er nun schon wieder vor?

- Ich hol' dich von der Arbeit ab. -

Erschien wenige Augenblicke später auf dem Bildschirm. Und gleich darunter:

– Lass deinen Laptop ja in der Arbeit! –

Kopfschüttelnd lehnte ich mich zurück und schloss kurz die Augen. Wer hatte hier kein Vertrauen?

- Versprochen ist versprochen ... -

Texte ich zurück und machte mich erneut an die Arbeit. So wie ich Marek kannte, würde er pünktlichst um sechs Uhr draußen stehen und darauf warten, dass ich endlich erschien. Und wenn ich auch nur eine Minute später auftauchen würde, könnte ich mir das ein ganzes Wochenende lang anhören. Also holte ich mir einen Kaffee und erledigte alles, was keinen Aufschub übers Wochenende dulden würde.

Fünf Minuten vor sechs, klappte ich den Laptop zu, löschte die Lichter im Büro und machte mich auf den Weg nach unten, wo meine bessere Hälfte bereits an seinem Auto lehnend auf mich wartete.

„Ich bin pünktlich!", begrüßte ich ihn, überbrückte den Bürgersteig und stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihn küssen zu können. Dazu kam es aber nicht, weil er die Arme hob und mir einen Schall um die Augen legte. „Was wird das?", wollte ich wissen und griff nach dem seidenen Tuch. „Finger weg ...", hauchte er gegen meine Lippen, während er den Schall an meinem Hinterkopf verband. Anschließend rutschten seine Hände in meinen Nacken und seine warmen Lippen berührten meine. „Da ich keine richtige Antwort darauf bekam, dachte ich mir, ich leg' es darauf an."
„Du meinst wohl, jetzt da ich im Dunkeln tappe?", erwiderte ich und grinste. „So ungefähr", meinte er, wenig überzeugt von meinem Wortspiel. Wirbelte mich herum und führte mich um das Auto herum, nur um mir die Autotür zu öffnen.

„Wo geht es denn hin?", fragte ich, kaum, dass ich saß und er sich tief über mich beugte und den Sicherheitsgurt einrasten ließ. Der Duft seines Parfüms, gepaart von seinem eigenen Geruch kitzelte meine Nase und ich seufzte. Er roch schon so, so gut, aber diese Kombi vernebelte mein Hirn. Kurzerhand ließ ich meine Hand nach oben schnellen, griff in seinen Mantel und zog ihn langsam zu mir. Er schnaubte. Und vor meinem inneren Auge sah ich seinen Gesichtsausdruck. Leicht genervt, mit einem überheblichen Grinsen. Irre sexy, wenn man mich fragte. „Woran denkst du gerade?", raunte er mir zu und küsste mich erneut. Ganz anders diesmal, als auf der Straße. Inniger, wilder, eindeutig heißer! „Nur an dich ...", erwiderte ich etwas atemlos. Leckte mir über die Lippen und seufzte. Er schmeckte genauso gut, wie er roch.

Unter VerrücktenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt