5. Kapitel

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Ria

Es sind alle um mich herum verrückt geworden. Jenny, Ella und Anne. Alle drei versuchen mich die ganze Woche mit versteckten Aussagen dazu zu bringen, mit Nathan zu reden. Als ob ich ihn nicht durchschauen würde. Er hat den dreien irgendwelche Lügen aufgetischt und will sich so Zugang zu mir erschleichen. Aber ohne mich. Ich falle nicht schon wieder auf ihn herein. Das kann er vergessen. Ich konzentriere mich auf die Shootings.

Am Freitag ist es endlich so weit. Ich bin schon ab acht Uhr auf dem Fabrikgelände. Der Müll wurde weggeräumt, die Fenster geputzt. Und die Tore wurden in Ordnung gebracht. An der Wand stehen Metalltonnen, die werden nachher noch gebraucht, um Feuer darin zu machen. Das eine Büro wurde für die Maske vorbereitet. Mr. Smith hat nicht zu viel versprochen. Es wird sich hinterher herausstellen, ob ich einen guten Deal rausgeschlagen habe. Nur einen kuren Moment später kommt Anne und auch der Fotograph mit seinem Team.

„Bei Lorenzo musst du vorsichtig sein. Sag bloß nichts, was er in den falschen Hals bekommen könnte. Er ist sehr empfindlich.", warnt mich Anne vor. Zuerst weiß ich nicht, was sie meint, aber als Lorenzo wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Halle rennt und seinem Assistenten Befehle an den Kopf wirft, da wird mir klar, was Anne meint. Anne neben mir stöhnt einmal auf und reibt sich ihren Rücken. „Alles klar bei dir? Willst du dich mal hinsetzen?", frage ich nach. „Nein, alles gut. In der 20. Schwangerschaftswoche sind Rückenschmerzen ganz normal. Die Hälfte ist schon rum." Sie streichelt sanft über ihren gewölbten Bauch.

Wow, schon die Hälfte. „Geht es dem Baby gut? Wisst ihr schon ob es ein Mädchen oder ein Junge wird?", erkundige ich mich. Anne grinst mir verschmitzt zu. „Chris und ich waren vorgestern beim Arzt. Dem Baby geht es hervorragend. Und der Ultraschall war eindeutig.", sagt sie. Ich sehe sie neugierig an. „Wir wollen es noch ein bisschen für uns behalten.", sagt sie. Ich gebe ihr spielerisch einen kleinen Schubser. „Du bist gemein." Sie fängt an zu lachen. Wir stellen draußen auf dem Gelände Tische und Bänke auf, damit sich die Männer zwischendurch setzten können. Von Lorenzo halten wir uns fern. Wir schauen dabei zu, wie er sein Set aufbauen lässt. Es ist wirklich amüsant.

Gegen viertel vor neun kommt die erste Schicht und es wird zum ersten Mal ernst. Der Captain der Schicht kommt als erstes auf mich zu. „Wir haben alle einen Pager dabei. Wenn der Alarm losgeht, dann verschwinden wir einfach.", informiert er mich. Ich nicke. Das ist selbstverständlich. Für die Stunde lohnt es sich nicht einen extra Dienst auf der Wache einzustellen.

„Na los, los, los!", scheut Lorenzo mit italienischen Akzent die Männer herum. Zuerst fotografiert er die gesamte Mannschaft. Der Hintergrund ist für diese Fotos relativ egal. Später wird einfach ein einfarbiger Hintergrund dahinter gesetzt. Dann werden die Besetzungen der Autos als Gruppe abgelichtet. Das sieht alles irgendwie sehr steif und statisch aus. „Was denkst du?", wende ich mich an Anne. Sie hat einen nachdenklichen Ausdruck aufgesetzt. „Ich weiß nicht so genau. Irgendwie fehlt etwas...", antwortet sie mir.

Und da kommt mir eine Idee. Ich wende mich an die Männer. „Könntet ihr eure Helme mit dazu nehmen? Macht es bitte unter euch aus, wer ihn aufsetzt oder nur in der Hand hält. Und der ein oder andere könnte seine Jacke ein Stückchen öffnen.", gebe ich Anweisungen. Die Männer arrangieren sich kurz. „Schau mal, das wirkt jetzt viel anders. Klasse Idee, Ria!", lobt mich Anne. Ich grinse zufrieden.

Lorenzo macht auch noch Einzelfotos. Er sieht aber nicht zufrieden aus. Ich finde die Fotos sehr gut. Genau so hat sich das Mr. Smith gedacht. Ich bin mir sicher, es wird eine Qual werden Fotos auszusuchen, die dann auch tatsächlich gedruckt werden. Lorenzo seufzt auf. Ich würde ihn ja fragen, was er hat, aber dafür habe ich zu viel Angst vor ihm. Es ist auch gar nicht nötig nach zu fragen, weil Lorenzo jetzt vor sich her jammert. „Dafür wurden diese Hände nicht geschaffen. Das ist langweilig, eine furchtbare Aufgabe."

Inmitten... Teil 3 - Nathan & RiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt