Ria
Seit Montagnachmittag bin ich ein Frack. Die Woche ist die Hölle für mich. Dienstag und Mittwoch habe ich versucht meinen Alltag zu leben. Aber auf der Arbeit bin ich jedes Mal zusammengezuckt, wenn mir ein Kollege zu nahe gekommen ist. Deswegen bin ich auch schon nach dem Mittagessen gegangen. Es war kaum auszuhalten. Ständig hatte ich Angst, ich könnte einen erneuten Flashback erleiden. Bis Mittwochabend ging das auch ganz gut.
Nathans Anwesenheit hat mich überrascht. Ich musste mich erst mal an den Gedanken gewöhnen, dass er da ist. Und dann war ich froh, dass er bei mir ist. Leider...bin ich ausgetickt. Und ich schulde ihm eine Erklärung. Ich habe mich die restliche Woche krank gemeldet. Jetzt stehe ich vor Nathans Haus und versuche den Mut aufzubringen zu klingeln. Es war ein Fehler ihm nichts von der Begegnung mit Tobias zu erzählen. Ich bereue ihn bitter.
„Ria, Liebes..." Ich drehe mich zu Heidi um. „Wenn niemand aufmacht, dann sind sie vermutlich alle hinten im Garten." Na toll. Jetzt muss ich direkt in den Garten gehen. Ich zwinge mir ein Lächeln aufs Gesicht. „Vielen Dank!" Ich winke einmal über die Straße und gehe dann Richtung Garten und öffne das kleine Türchen. Von Anne weiß ich, dass Nathan heute Nachmittag zu Hause ist. Ich sehe zuerst den Pool, indem Chris mit Emily plantscht. Dann kommt die Terrasse in mein Blickfeld. Anne und Nathan sitzen da und unterhalten sich leise.
„Ria!", ruft Emily laut aus. Jetzt habe ich die Aufmerksamkeit von allen Vieren. Chris lächelt mir höflich zu, Anne sieht mich aufmunternd an. Und Nathan...er sieht mich wütend an. Ich schlucke einmal. Es war vielleicht nicht die feine Art ihn gestern Abend rauszuwerfen und mich seitdem nicht bei ihm zu melden. Aber ich habe die Zeit für mich gebraucht. Das war wichtig für mich. Ich gehe zuerst zu Emily. „Sieh mal, wie gut ich schon schwimmen kann.", sagt sie und entfernt sich ein paar Schwimmzüge von mir. Da sie trotz allem Schwimmflügel trägt, sieht es ein bisschen komisch aus.
„Du machst das toll. Immer weiter üben, dann wirst du noch besser.", sage ich. Ich werfe einen Blick auf Nathan. Er sieht mich sorgenvoll an. Innerlich atme ich auf. Ihm ist es nicht egal, wie es mir geht. Und der wütende Ausdruck, der jetzt auch wieder erscheint, als er merkt, dass ich ihn anschaue, ist nur eine Trotzreaktion. Ich gehe auf ihn zu und werde nervös dabei. „Hi, können wir reden?", frage ich leise. Er sieht mich an, sagt aber nichts. „Sei kein Arsch, Jonny." Anne schlägt ihn auf die Schulter und geht dann zum Pool hinüber. Nathan seufzt auf und erhebt sich.
Ich folge ihm in die Küche. Seine Distanziertheit tut mir weh. Sein Blick bleibt nie länger als ein paar Sekunden auf mir liegen. Und er ist so kühl. „Könntest du bitte damit aufhören?", frage ich ihn. „Womit denn?", fragt er zurück. Ich sehe ihn einen Moment sprachlos an. „Denkst du nicht, ich habe das Recht auf dich sauer zu sein?", fragt er aufgebracht. Ich weiß nicht was ich sagen soll. „Du erleidest gestern Abend einen Zusammenbruch. Und ich weiß nicht warum. Lag es an mir? Oder an einem anderen Grund? Habe ich dich gegen deinen Willen angefasst? Was ist es Ria? Und dann schickst du mich einfach weg. Verdammt Ria, ich will derjenige sein, bei dem du Trost suchst und dich anlehnst. Ich will dich trösten."
Er holt tief Luft. Gleichzeitig schießen mir Tränen in die Augen. „Ich bin die ganze Nacht aufgeblieben, habe mir Sorgen gemacht und habe auf irgendeine Nachricht von dir gewartet. Hätte mir Jenny keine Nachricht geschrieben, du wärst eingeschlafen, dann hätte ich den Chief angerufen. Und jetzt tauchst du hier auf, plauderst mit meiner Nichte, als wäre nichts geschehen." „Das ist nicht fair.", erwidere ich. Eine Träne rollt mir die Wange hinunter. „Du hast keine Ahnung." Ich wische mir die Träne weg. „Dann rede bitte endlich mit mir." Er sieht richtig gequält aus. Seine Wut scheint sich gelegt zu haben. Vielleicht hatte er eben den kleinen Ausbruch gebraucht.
Er holt zwei Gläser aus dem Schrank und schenkt Wasser ein, weil ich nicht gleich antworte. „Es tut mir leid, ich wollte dich eben nicht dumm anmachen. Es ist offensichtlich, dass es dir nicht gut geht. Du sollst nur wissen, ich bin hier. Du kannst mit mir reden. Ich will dir helfen, aber das geht nur, wenn ich weiß, was los ist.", sagt er leise. Seine schönen Worte lassen bei mir wieder die Tränen laufen. „Können wir uns hinsetzen? Vielleicht in dein Zimmer?", frage ich. Ich will keine Zuschauer haben. Und Anne ist oft ein bisschen neugierig. Ich nehme das eine Glas an mich und folge ihm.
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Inmitten... Teil 3 - Nathan & Ria
RomanceNathan hat Ria das Herz gebrochen und versucht mit allen Mitteln ihre Liebe zurück zu gewinnen. Ria dagegen will nichts mehr von seinen Lügen hören. Hinzu kommt der Prozessauftakt zu dem Überfall auf Ria. Dabei sieht sie ihren Ex-Freund wieder und h...