Inmitten... Teil 3 - Nathan & Ria

16. Kapitel

Nathan

Mick kommt grinsend auf mich zu und schlägt mir gegen die Schulter. „Du hast wohl gute Laune, was?", fragt er und setzt sich neben mich. Ich schaue durch den Aufenthaltsraum und registriere den ein oder anderen amüsanten Blick. Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich so gut gelaunt bin. Mit Ria und mir läuft es einfach. Und seit Freitagabend habe ich ein Dauerlächeln auf dem Gesicht.

„Nathan, der Chief erwartet dich in seinem Büro.", gibt mir April Bescheid. Mick schlägt mir wieder auf die Schulter. „Ob das je aufhören wird?", fragt er lachend. Ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Gestern hatte ich wieder ein Training angesetzt. Der Chief war wieder dabei. Und langsam glaube ich ihm sogar, dass er dieses Mal wirklich hinter der Mannschaft steht und sich in den Finals nicht blamieren will.

Im Büro erwartet mich nicht nur der Chief, sondern auch Steve und Alex. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie April sie auch gerufen hatte. Um was es hier wohl geht? „Stones setzen sie sich.", sagt der Chief und setzt sich selbst. Ich setzte mich neben Steve auf die Couch. „Sie alle drei wurden für eine Befragung vorgeladen. Es geht um den Vorfall mit meiner Tochter.", fängt der Chief an. Ich sehe überrascht auf. Woher weiß er, dass Steve und Alex ebenfalls eine erhalten haben?

„Was ich ihnen eigentlich nur sagen möchte ist, dass dieser Anwalt alles daran setzt, Ria als Lügnerin darzustellen. Und ich bitte sie alle bei ihrer Befragung die Wahrheit zu sagen.", sagt er. Alex nickt. „Das versteht sich von selbst. Aber Danke für die Vorwarnung. Männer, die Gewalt gegen Frauen leugnen oder abtun sind das aller Letzte." Steve nickt zustimmend. Ich bleibe still. Ich weiß noch nicht mal, warum ich hier bin. Das alles hat mir Ria schon am Telefon erzählt. Der Chief klatscht in die Hände. „Das war es auch schon. Sie können gehen. Stones sie bleiben."

Ich würde gerne mein Kopf in den Nacken legen und laut genervt aufstöhnen. Das war ja mal wieder klar. Steve klopft mir im Rausgehen aufmunternd auf die Schulter. Da sich der Chief hinter seinem Schreibtisch niederlässt, setzte ich mich davor. Das ist kein gutes Zeichen. Wir hätten das auch in der Sitzgruppe besprechen können. „Ria redet heute mit einer Anwältin.", sagt er. Ich nicke. „Ja, eine Freundin von mir arbeitet in dieser Kanzlei. Ich denke, es ist eine richtige Entscheidung.", sage ich.

Der Chief nickt grimmig. „Haben sie meine Tochter gestern gesehen?", fragt er. Was soll diese blöde Fragerei? Ich hätte gerne gestern bei ihr vorbei geschaut, aber sie sagte, sie sei müde und will sich ausruhen. Oder will er wissen, ob ich bei ihr übernachtet habe? Ich räuspere mich. „Nein, wir haben nur telefoniert.", sage ich knapp. Außerdem habe ich keinen Bock mit dem Chief mein Privatleben zu besprechen. „Ist ihnen etwas an ihr aufgefallen?", fragt er weiter.

Ich überlege wirklich einen Moment einfach das Büro zu verlassen. Sein eindringlicher Blick lässt mich aber auf dem Stuhl sitzen. „Nein, also ich meine sie klang müde und ausgepowert. Aber nach so einem Tag ist das doch verständlich." Sein Blick verunsichert mich. „Oder etwa nicht?", frage ich. Habe ich irgendwas bei unserem Gespräch überhört? Bin ich ein schlechter Freund? Der Chief rudert zurück. „Wenn sie ihnen nichts anderes als mir und Meggi erzählt hat, dann ist wohl alles gut. Ich dachte nur, sie verschweigt mir etwas. Manchmal täuscht mich mein Vater-Instinkt."

Das ich nicht lache. So ein Instinkt täuscht sich nie. Wenn es Anne nicht gut geht, dann merke ich das sofort. Ich frage aber weiter nicht nach. Vielleicht spreche ich Ria einfach darauf an. Der Chief räuspert sich. „Jonathan..." Ach. Du. Scheiße. Dieser Tonfall. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Jetzt verstehe ich auch den Schreibtisch. Ich werde ein bisschen nervös. Das Schlimme ist, ich habe keine Ahnung um was es geht. Und ich bin mir auch keiner Schuld bewusst.

Als mein ängstlicher Blick auf seinen trifft, kann ich so etwas wie Genugtuung sehen. So ein A... Er nutzt seine Autorität, um mir Angst einzujagen. „Sie haben, seit sie mit meiner Tochter zusammen sind gute Laune. Das verstehe ich und kann ich nachvollziehen. Aber seit letzter Schicht und auch heute sind sie unausstehlich fröhlich." Sein Blick bohrt sich in meinen. „Äh..." Ich rutsche unruhig auf meinem Stuhl herum. Was soll ich dazu sagen? „Ich nehme an sie sind verantwortungsbewusst?", fragt er. Was hat das denn mit der Beziehung zu Ria zu tun?