Inmitten... Teil 3 - Nathan & Ria

28. Kapitel

Nathan

Es ist der fünfte Tag im Krankenhaus und ich werde langsam ungeduldig. Die Langeweile frisst mich auf. Insgeheim glaube ich Nick hat mich nur nicht entlassen, weil er glaubt, ich würde meine Schulter nicht schonen. Vermutlich hat er damit noch nicht mal Unrecht. Mein Lichtblick ist heute Nachmittag, weil Ria wieder vorbeischauen möchte. Ich vermisse sie. Ich vermisse neben ihr einzuschlafen und auch wieder aufzuwachen. Verdammt, ich vermisse sogar ihre kalten Füße, die sie nachts an meinen Beinen reibt. Ich würde das zwar nie zugeben, aber es ist die Wahrheit.

Mein Unfall hat sich sogar schon bis nach Brinkham rumgesprochen, sodass mir Millow, mein alter Chief und noch ein paar andere Kammeraden gute Besserung wünschen. Ich beantworte gerade ein paar ihrer Nachrichten, da klopft es an der Tür. Mick steckt seinen Kopf herein. „Können wir reinkommen?", fragt er. „Aber natürlich.", sage ich lächelnd. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass die ganze Schicht innerhalb einer Minute in meinem Zimmer steht. Der Chief mit eingeschlossen. „Wir waren gerade bei Steve, ihm geht es jeden Tag ein bisschen besser.", erzählt Mick. Ich nicke. Ich schaue jeden Tag bei ihm vorbei. Dabei wird mir jedes Mal bewusst, was für ein Glück ich hatte. Ich sollte mich nicht wegen ein paar Tagen im Krankenhaus beschweren. Ich kann laufen, ich kann allein essen und Gott sei dank auch allein duschen. Auch wenn ich ein paar Schwierigkeiten beim An- und Ausziehen habe.

„Wie laufen die Vorbereitungen für die Finals?", erkundige ich mich. Mick und Thommy erzählen von ihren Übungseinheiten. Mir wird mehr als deutlich bewusst, dass jetzt eigentlich die heiße Phase eingeläutet werden sollte. Aber ohne mich? „Ich werde mir ein paar Gedanken machen, wie wir uns noch besser vorbereiten können. Wenn ich hier raus komme, werde ich auf jeden Fall dabei sein.", sage ich. „Sie sollten erstmal richtig gesund werden, Stones.", grätscht mir der Chief dazwischen. Innerlich verdrehe ich die Augen. „Wollen wir die Finals gewinnen oder nicht?", frage ich. „Natürlich wollen wir das. Aber nicht auf Kosten deiner Gesundheit.", schlichtet Mick unseren aufkommenden Streit.

Thommy lenkt das Gespräch auf einen Einsatz der letzten Tage, wobei jeder seinen Senf dazu gibt. Die Lage entspannt sich wieder. „Danke für euren Besuch.", bedanke ich mich später bei ihnen. „War doch klar.", sagt Mick und klatscht mich ab. Alle hintereinander verlassen sie mein Zimmer. Der Chief bleibt an meinem Bett zurück und stützt sich mit den Händen am Bettende ab. „Wie geht es ihrer Rippe und Schulter?", fragt er. „Wollen sie wissen, ob sie weitere Maßnahmen ergreifen müssen, um das Schließen der Wache unwahrscheinlicher zu machen? Für den Fall, dass ich nicht an den Finals teilnehmen kann?", frage ich bissig zurück.

Ria mit ihrem bittenden Gesichtsausdruck erscheint in meinem Kopf. Es belastet sie, dass ich mit dem Chief nicht klarkomme. Einsichtig liegt mir schon eine Entschuldigung auf der Zunge, da schaut der Chief auf den Boden und murmelt leise: „Tja, ich schätze das habe ich verdient." Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. „Hören sie Stones...Jonathan..." Jetzt sieht er mir direkt ins Gesicht. „Sie sind mein bester Mann auf der Wache. Und es wäre blauäugig zu denken, sie würden in den Finals nicht den Unterschied machen. Es ist also von Bedeutung wie es ihnen geht. Aber in erster Linie sind sie wohl der feste Freund meiner Tochter."

Was? Ich blinzle ein paar Mal hintereinander. Habe ich mich gerade verhört? „Es tut mir leid, dass ich sie der Presse ausgeliefert habe.", rattert er herunter. Das klang aber sehr auswendiggelernt. Sein Blick schweift jetzt unruhig durchs Zimmer. Es hat ihn wohl viel Überwindung gekostet sich zu entschuldigen. Deswegen will ich so fair sein und seine Entschuldigung annehmen, anstatt eine sarkastische Bemerkung zu machen. „Danke.", ich nicke ihm zu. Sein Blick landet wieder bei mir. „Wenn sie ihr wehtun, dann versetzte ich sie auf eine Wache ganz weit weg von hier." Diesen Satz kaufe ich ihm hundertmal mehr ab, als seine Entschuldigung.