29. Kapitel

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Ria

Voller Angst starre ich mein klingelndes Handy an. Tobias Gesicht mit seinem Namen leuchtet auf. Was will er von mir? Mein Herz beginnt an zurasen. Sein Anwalt muss ihm doch gesagt haben, dass jede persönliche Kommunikation eingestellt werden sollte. Ich lasse es so lange klingeln, bis es verstummt und widme mich wieder dem Ausräumen der Waschmaschine. Als ich die Wäsche aufhänge fängt es wieder an zu klingeln. Es ist wieder Tobi.

„Verdammt Ria! Gehe endlich an dein Handy. Wie soll ich bei diesem Krach lernen?!", brüllt Jenny durch die Wohnung. Ich werde definitiv nicht rangehen. Ich will nicht mit ihm reden, davon mal abgesehen, dass ich auch überhaupt nicht darauf vorbereitet bin. Ich schnappe mir mein Handy und gehe damit in Jennys Zimmer. „Sag mal, machst du das mit Absicht?", zischt sie, als ich mit dem Handy vor ihr stehe. „Es ist Tobi.", sage ich panisch, während es wieder verstummt.

„Offensichtlich will er mit dir reden.", sagt sie und wendet sich wieder ihren Unterlagen zu. „Jenny, ich kann das aber nicht.", erwidere ich. „Blöde Situation...", murmelt sie leise. Vor Wut steigen mir Tränen in die Augen. Ja ich weiß, dass sie gerade im Stress ist, aber ist es zu viel verlangt, wenn sie sich ein bisschen Zeit für mich nimmt? Warum sagt sie nicht, ich solle es ignorieren oder ihm gehörig die Meinung geigen? Diese Reaktion wäre typisch für sie. Und gleich darauf würde sie mich fest in den Arm nehmen.

Es fängt wieder an zu klingen. „Meine Güte!" Jenny springt auf und räumt ihre Unterlagen zusammen. „Was...was machst du?", frage ich sie stotternd. „Ich gehe an einen Ort, an dem ich in Ruhe lernen kann.", sagt sie genervt. Und was ist mit mir? „Tut mir leid, dass ich gerade Unterstützung von meiner besten Freundin brauche.", fauche ich sie an und eile wieder zum Wäscheständer. „Ach, dafür bin ich gut genug? Wenn Nathan nicht da ist, gehst du zu mir. Aber weißt du was? Ich gehe jetzt. Geh doch zu deinem ach so guten Freund, bei dem bist du doch eh die ganze Zeit!", brüllt Jenny und wirft mit Kraft die Wohnungstür hinter sich zu.

Was war das denn? Ist sie eifersüchtig auf Nathan? Ich runzle verwirrt die Stirn. Zum Glück hat mein Handy aufgehört zu klingeln. Dafür hat Tobias aber eine Nachricht auf meiner Mailbox hinterlassen. Ich fürchte mich zwar davor, bin aber auch gleichzeitig erleichtert. Denn das heißt, dass er mich vorerst nicht wieder anrufen wird.

„Sag mal, findest du, ich klammere?", frage ich Ella vorsichtig nach unserer Sportstunde. Da sie sich verspätet hatte, komme ich jetzt erst dazu sie zu fragen. Ich frage mich wirklich was Jenny mit ihrem Wutausbruch sagen wollte. Hänge ich etwa wie eine Klette an Nathan? „In Bezug auf was?", will sie wissen. „Nathan." Ihr Blick wird etwas grimmig. Matt und Nathan haben sich zwar gestern bei ihr entschuldigt, aber sie ist dennoch ein bisschen sauer auf die beiden. „Ihr seid total süß zusammen. Und da ihr die Abende und Nächte nicht zusammen verbringen könnt, finde ich es verständlich, dass du versuchst jeden Tag bei ihm vorbei zusehen.", sagt sie.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann verbringe ich schon recht viel Zeit mit Nathan. „Ich habe Jenny vernachlässigt.", murmle ich leise. „Hey, rede dir das bitte nicht ein. Nathans Unfall ist gerade mal eine Woche her. Sie, als deine beste Freundin, müsste das eigentlich verstehen.", meint Ella. Ich beschließe morgen noch mal mit Jenny zu reden. Ich verstehe nicht, was in sie gefahren ist. Irgendwie hat Ella recht. Warum hat Jenny kein Verständnis dafür? „Wie kommst du eigentlich auf diese Gedanken?", fragt Ella.

„Ich habe mich mit Jenny gestritten. Tobias hatte versucht mich telefonisch zu erreichen und anstatt mir beizustehen ist sie aus unserer Wohnung geflohen.", erzähle ich ihr. Ella bleibt wie vom Blitz getroffen stehen. „Er hat dich angerufen?", fragt sie fassungslos. „Warum erzählst du das erst jetzt? Wie geht es dir?" Ich schaue auf die Straße vor mir. „Ich war nicht darauf vorbereitet und bin nicht rangegangen. Er hat eine Nachricht auf meiner Mailbox hinterlassen.", sage ich. Und ich bin immer noch nicht bereit diese Nachricht abzuhören. Als ich das letzte Mal mit ihm geredet habe, hat er seinen Angriff auf mich klein reden wollen.

Inmitten... Teil 3 - Nathan & RiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt