Inmitten... Teil 3 - Nathan & Ria

6. Kapitel

Nathan

„Und wie läuft es mit Ria?", erkundigt sich Matt. Ich habe ihm geholfen ein paar Sachen im Baumarkt einzukaufen, die wir jetzt ausladen. Mit Ria läuft es anders als geplant. In die negative Richtung. „Sie redet immer noch nicht mit mir.", sage ich. Dabei hatte ich den Eindruck, sie würde sich ein bisschen auf mich zu bewegen. Aber seit dem Shooting habe ich nichts mehr von ihr gehört. „Das wird schon." Er klopft mir aufmunternd auf die Schulter. Hoffentlich behält er Recht. „Danke für deine Hilfe. Wir sind dann hier fertig.", sagt er.

Normalerweise würde ich jetzt noch auf ein Bier mit reinkommen, aber Matt hat ein Date heute Abend. Deshalb verabschiede ich mich von ihm und gehe nach Hause. Ms. B. winkt mir von der anderen Straßenseite zu. Ich winke fröhlich zurück. Als ich die Haustür öffne ist es relativ still im Haus. Allerdings verrät das viele Kindergelächter, dass im Garten viel los ist. Kurz überlege ich, ob ich mich einfach in meinem Zimmer verkrieche, gehe dann aber doch in den Garten. Es bringt ja nichts nur Trübsal zu blasen.

Auf der Terrasse finde ich Chris, Anne, Van, eine Freundin von Emily, Emily und Ria vor. Ich bin kurz versucht mir die Augen zu reiben. Da versuche ich zwei Wochen lang mit ihr zu sprechen und da sitzt sie auf einmal bei mir im Garten. Nicht auszudenken, ich wäre in meinem Zimmer verschwunden! Ich hätte sie einfach verpasst. Als Ria lächelnd aufsieht, hält sie in der Bewegung inne, Emily Gänseblümchen ins Haar zu flechten. Anne bemerkt das und dreht sich um. Sie zieht verärgert ihre Augenbraue zusammen. „Was machst du denn hier?", fragt sie. „Ich wohne hier.", erwidere ich.

An Ria gewandt sagt sie: „Tut mir leid. Ich schwöre, ich wusste nicht, dass er so früh wieder zu Hause ist. Wenn er mit Matt unterwegs ist, kommt er in der Regel erst spät nach Hause." Ria ist also nicht hier, weil sie mit mir reden will. Ich überlege kurz, ob ich einfach wieder verschwinden soll. Aber so bekomme ich nie die Gelegenheit mit ihr zu sprechen. „Nein, ist schon okay.", höre ich Ria zögerlich sagen. Mein Blick zuckt zu ihr. Habe ich mich gerade verhört? Chris zieht mir ein Stuhl zurecht. Ich lasse mich langsam darauf sinken.

Mein Blick fällt auf das zugedeckte Pool. „Habt ihr mal die Temperatur gemessen?", frage ich. „Wenn das Wetter so bleibt, können wir ende der Woche mal versuchen, ob es warm genug ist.", antwortet Chris. Ich nicke. Dabei denke ich krampfhaft nach, wie ich alleine mit Ria reden könnte. Ich glaube, wenn ich sie einfach frage, sagt sie nein. So wie immer. Anne lenkt das Gespräch auf ein unverfängliches Thema. Ich beteilige mich nur ein bisschen daran. Ria macht nicht den Anschein, als wöllte sie so schnell wie möglich von hier verschwinden. Das ist ein gutes Zeichen, oder?

Als Van angeholt wird bittet Anne Emily ihr dabei zu helfen den Abendbrottisch zu decken. „Aber nicht verschwinden?", bittet Emily Ria. Ria lächelt ihr zu. Ich gebe Chris einen kleinen Schubser gegen seinen Oberschenkel und sehe ihn eindringlich an. Er nickt verstehend. „Ich muss da noch was erledigen.", murmelt er. Allein. Endlich bin ich mit ihr allein. Ich warte einen Moment, ob sie nicht doch einfach abhaut und setzt mich dann auf einen Stuhl, der ihr etwas näher ist. „Ich wollte mich bei dir bedanken.", sagt sie leise.

Ich schaue sie überrascht an. „Deine Idee, Jenny das Shooting machen zu lassen, hat mir viel Respekt und Anerkennung in der Agentur gebracht. Meine Chefin ist von den Bildern richtig begeistert.", fährt sie fort. „Ich habe doch gesagt, Jenny hat Talent.", sage ich und versuche es mit einem vorsichtigen Lächeln. Um ihre Mundwinkel zuckt es. „Ich will mich bei dir entschuldigen.", platzt es aus mir heraus. Ihre Mundwinkel senken sich wieder. Verdammt. „Für was?", fragt sie angespannt. „Für alles. Aber in erster Linie entschuldige ich mich für mein forsches Vorgehen beim Shooting. Du hattest Recht, es war nicht fair von mir. Du hattest weiß Gott anderes im Kopf und ich überfalle dich damit, dass ich in dich verliebt bin."