24. Kapitel

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Nathan

Piep, piep, piep... Das erste Geräusch, das ich wahrnehme, ist ein störendes Piepen. Langsam komme ich zu mir und öffne die Augen. Ich erkenne weiße Zimmerwände und ein seltsamer Geruch nach Desinfektionsmittel steigt mir in die Nase. Und merke gleichzeitig, dass ich einen dieser Sauerstoff-Teile in der Nase habe. Krankenhaus. „Hey!" Nicks Gesicht erscheint vor meinem Gesicht. „He..." Das Wort bleibt mir im Hals stecken, stattdessen fange ich an zu husten. Meine rechten Rippen schmerzen heftig. „Hier trink." Nick hält mir eine dieser Schnabeltassen an den Mund, die auch bei uns zu Hause noch von Emily zu finden sind.

Ich werfe ihm einen ungläubigen Blick zu. „Jetzt trink schon." Das Wasser ist eine Wohltat für meine Kehle. Es fühlt sich an, als hätte ich Jahre nichts getrunken. „Okay, kannst du mir sagen, wie du heißt?", fragt mich Nick. Ich werfe ihm wieder einen dieser ungläubigen Blicke zu. Ich merke aber recht schnell, dass es sein Ernst ist. „Jonathan Fred Stones. Willst du auch noch meine Anschrift?" Nick schmunzelt kurz. „Wie lange war ich weg?" Es sitzt keiner an meinem Bett. Weder Ria noch Anne.

Ein Horrorszenario bildet sich in meinem Kopf. Was wenn ich im Koma lag? Über Jahre? Vielleicht kommt mich Anne nur einmal in der Woche besuchen. Und Ria? Sie hat vielleicht einen anderen Kerl. „Ich kann dich beruhigen. Heute ist Freitag, 11:00 Uhr. Du bist gestern eingeliefert worden." Ich atme erleichtert auf. „Weißt du noch was passiert ist?" Ich nicke. Ich kann mich an alles erinnern. Das Gebäude, Steves Aussetzer, der Wettlauf gegen die Zeit, die Explosion und wie ich uns alle befreit habe. „Steve und Jax?"

Nick weicht meinem Blick aus. „Bitte Nick. Ich muss es wissen." „Der Junge hat das alles gut weggesteckt. Wir behalten ihn aber zur Beobachtung noch hier. Und Steve...er liegt auf der ITS und ist noch nicht über den Berg." Verdammt. „Versuch bitte mal dich aufzusetzen.", versucht mich Nick abzulenken. Was soll daran so schwer sein? Wegen der Infusionsnadel in meiner Hand? „Nein, nicht dieser Arm..." Fuck! Ein höllischer Schmerz breitet sich in meiner linken Schulter aus. Das hätte ich beinahe vergessen. Zusätzlich tun mir die Rippen auf der rechten Seite weh.

Nick hilft mir eine bequeme Sitzposition einzunehmen. „Das wird schon wieder.", redet er mit gut zu. Ich bekomme nur eine Grimasse zustande. Die Tür öffnet sich. Ein wildes Durcheinander von Frauenstimmen schallt zu uns hinein. „Bitte meine Damen. Beruhigen sie sich." Dann schlüpft ein Arzt ins Zimmer. „Da haben sie einigen Frauen einen gehörigen Schrecken eingejagt, was? Ich bin ihr behandelnder Arzt Dr. Bandrun. Wie fühlen sie sich?" Wie soll ich mich schon fühlen? Es kommt mir vor, als wäre ein LKW über mich drüber gefahren. „Gut, denke ich. Also den Umständen..." Der Arzt nickt.

„Mr. Stones, sie haben eine Rauchvergiftung und waren dehydriert. Deswegen der Sauerstoff und die Glukose-Infusion. Sollten sie plötzlich Atemnot, Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit empfinden, sagen sie bitte Bescheid. Sie haben sich eine schwere Schulterprellung zugezogen. Wir werden noch einige Untersuchungen machen müssen, um eine Sehnenverletzung auszuschließen. Wichtig ist, dass sie keine Schonhaltung einnehmen, sonst versteift die Schulter. Immer mal wieder ein bisschen bewegen, auch wenn sie Schmerzen verspüren. Und dann haben wir noch eine gebrochene Rippe durch die Wiederbelebungsmaßnahmen. Den Bruch werden wir konservativ behandeln. Deswegen die Bandage. Sagen sie bitte Bescheid, wenn die Schmerzen unerträglich werden."

Welche Bandage? Ich fahre mir über die rechte Seite. Tatsächlich erfühle ich etwas. „Bold, Vitalwerte?" Nick rattert einige Zahlen und Begriffe herunter, mit denen ich wenig anfangen kann. Dr. Bandrun macht sich ein paar Notizen in meiner Akte. „Haben sie Fragen?" Ich schüttele mit dem Kopf. „Dann sehen wir uns morgen bei der Visite. Der Kleine kümmert sich um sie." Dann verschwindet er auch schon wieder. „Der Kleine?", frage ich. Nick verdreht die Augen. „Wir Assistenzärzte stehen am Ende der Nahrungskette. Er lässt keine Situation aus, um uns das auch spüren zu lassen. Aber er ist der Beste auf seinem Gebiet." Ich höre große Anerkennung heraus.

Inmitten... Teil 3 - Nathan & RiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt