LUCERO
Süß. Wirklich süß wie nichtsahnend sie allesamt waren. Sie dachten, ihr Leben sei perfekt – abgesehen von der ermordeten Isabella Hernández. Momentan mochte das noch so sein.
Gut Ding will Weile haben. Dieses Sprichwort wurde mir schon als Kind eingetrichtert. Nun wurde mir klar warum. Stück für Stück musste man sich an die Sache herantasten. Man musste sie in die Enge treiben, bis sie von allein in die Falle tappten. Wie eine Maus in die Falle tappte, um ein bisschen Käse zu bekommen. Die Maus stellte schnell fest, was für einen Fehler sie begangen hatte. Bei der Familie Hernández sah das anders aus. Sie würden ihre Fehler erst erkennen, wenn es schon zu spät war.
Welch eine Schande aber auch. Für sie verstand sich.
Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Monitore vor meiner Nase. Vor der Eingangstür des riesigen Anwesens der Hernández tat sich etwas. Man konnte nicht beschreiben, wie lange es gedauert hatte, das Überwachungssystem zu hacken, geschweige denn überhaupt einen Fuß in das Anwesen zu setzten. Erst im Überwachungsraum schaffte ich meine Mission, mich in das System zu hacken. Es war sehr riskant. Eine falsche Bewegung und alles wäre umsonst gewesen.
Ich wäre aufgeflogen.
Der Plan hinfällig.
Iván und seine Ehefrau kamen aus der Haustür. Die Nachricht, dass sie ihn heiraten sollte, kam genauso überraschend für sie, wie für mich.
Korrupte Bullen waren ekelhaft. Ihr Vater war für mich nicht nur deswegen abscheulich. Er verschenkte seine Tochter an die Mafia. Mir tat dieses Mädchen leid. Sie konnte froh sein, ihren Vater los zu sein.
Das Ehepaar fuhr oder flog irgendwo hin. Iván hielt in seinen Händen jeweils einen Koffer, mit denen er auf seinen roten Maserati zulief. Sarina, wie die junge Brünette hieß, folgte ihm zu der Protzkarre. Das Paar tauschte ein paar Wörter aus, stiegen in den Maserati und fuhren los. Wie sich herausstellte zum Flughafen. Ein paar Fingerbewegungen auf dem Computer vor meiner Nase reichten aus, um zu wissen, wo sie Urlaub machten.
Wie leicht man sie alle ausschalten könnte. So schnell und einfach, dass sie es nicht einmal mitbekämen. Ich könnte einen meiner Männer befehlen ihnen bewaffnet zu folgen. Schneller als sie gucken könnten, hätten sie ein sauberes Loch zwischen den Augen. Unerwartet, schnell und durch den Schalldämpfer leise.
Aber nein, wo blieb sonst der Spaß? Wo blieb die ganze Arbeit? Wo blieb die ganze investierte Zeit?
Lieber hielt ich mich im Dunklen, ließ niemanden wissen, wer ich war. Bis zum Schluss. Bis der letzte Hernández fiel. Denn ja, wir spielten ein Spiel. Eins, dass längst begonnen hatte.
Wie das Spiel ging, war ganz einfach.
Ich kannte die Spielregeln ... Sie nicht.
Mir war klar, wie es endete ... Ihnen nicht.
Ich war auf alles, was kam, vorbereitet ... Sie nicht.
Ich wusste sie überlebten nicht ... Sie nicht.
Ein faires Spiel, oder?
Sie starben alle nacheinander. Jeder Einzelne mit der Zeit. Vielleicht auch auf unterschiedliche Weise. Egal wie, sie würden fallen, wie Spielfiguren im Schach. Und mit einer ganz bestimmten Person würde ich anfangen ...
Matias Flores kam mir zugute. Während sie dachten, er wäre der einziger Feind, rechneten sie nicht damit, dass zwei Feinde hinter ihnen her waren. Sie konzentrierten sich nur auf Flores.
Dann, wenn sie ihn hatten, – wofür ich sorgen würde – ging der Spaß erst richtig los.
Flores war erst der Anfang.
Der Untergang der Familie gehörte mir!
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Señora Hernández - Der Anfang vom Ende
Romance»Wer will schon einen Prinzen, wenn man das Biest haben kann?« Als ich eines Abends mit meinen Freundinnen einen angesagten Nachtclub unsicher machte, wusste ich noch nicht, was in 26 Stunden auf mich zukommen würde. Erst wurde ich im Club von einem...