DREIZEHN

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SARINA

Leise klassische Musik, reiche redende Leute, Lachen, ob echt oder gefakt und ich mittendrin. Iváns Aufforderung nachgehend, hakte ich mich bei ihm ein. Ich leistete keinen Widerstand. Sagte kein Wort. Gehorchte einfach.

Er links, Alvaro rechts und ich in der Mitte bei meinem Verlobten eingehakt. So liefen wir schweigend den Gang entlang. Seit letzter Nacht sagte ich kaum etwas. Ich tat alles, was mir gesagt wurde, gab keinen Konter.

Ich fühlte mich elend, ausgenutzt, dreckig. Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Dabei war ich nicht einmal eine Woche bei Iván.

Mein Blick fiel hinab, auf meinen Ringfinger. Ich schluckte. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

Der Diamantring an meinem Finger gehörte Iváns Frau. Seiner verstorbenen Ehefrau.

Als wäre es nicht schon schlimm genug, zu wissen, dass er von mir verlangte, den Ring seiner verstorbenen Frau zu tragen, war ich mir nun im Klaren darüber, was ich für ihn war. Ein Niemand. Ein Mittel zum Zweck.

Es war, als würde die Realität über mir einbrechen. All das, was ich dachte, bestätigte sich. Seine Worte, Blicke, Taten, sie waren alle nur dazu da, um mich in Schach zu halten, sobald ich von der Verlobung erfuhr. Um es leichter zu haben. Womöglich wollte er ausgerechnet mich heiraten, weil ich seiner verstorbenen Frau ähnelte, ich ihn damit an sie erinnerte. Für mich war das die einzig logische Erklärung.

Die Wahrheit brachte auf jeden Fall Vorteile mit sich. Jetzt, da ich wusste, warum Iván mich eigentlich heiraten wollte, zerplatzten die wenigen Gefühle, die ich noch für ihn empfand wie eine Seifenblase.

Wenn ich so darüber nachdachte, bestand die Möglichkeit, dass die Klamotten, die ich trug, eigentlich seiner Frau gehörten. Der Ring an meinem Finger gehörte schließlich auch ihr. Warum sollte das Gleiche nicht auch für die Kleidung gelten?

Sollten meine Vermutung stimmen, trug ich das Kleid einer toten Frau. Es war schlicht und aus Seide, hatte einen V-Ausschnitt, so wie einen kurzen Beinausschnitt. Die Ärmel gingen bis zu den Ellenbogen, verdeckten damit die blauen Flecke, die durch Iváns Griff entstanden waren. Und die feinen Kratzer auf meiner Haut, für die der Wald verantwortlich war, sah man kaum noch.

Das Kleid passte perfekt zu einer Mafioso-Ehefrau.

Egal wie sehr ich mir den Kopf darüber zerbrach, nichts änderte sich an dem Offensichtlichen. Ich war ein Ersatz.

Ich sollte schleunigst aufhören über mein elendes Schicksal nachzudenken. Ich musste es einfach akzeptieren. Mir blieb keine andere Wahl.

Noch gestern war ich da anderer Meinung gewesen. Wie schnell sich Meinungen ändern konnten.

Wir kamen draußen an. Die Veranstaltung war schon in vollem Gange. Edel gekleidete Gäste standen an Stehtischen. Manche von ihnen hielten ein Glas befüllt mit Alkohol in der Hand. Andere aßen Häppchen vom Büfett. Oder sie verließen die mit hängenden Lichterketten beleuchtete Terrasse und liefen dafür einen gepflasterten Weg inmitten einer Wiese entlang.

Mir fiel ein Kellner auf. Er irrte umher. In der Hand hielt er ein Tablett. Auf diesem standen längliche Gläser voller Champagner.

Der junge Mann wurde nicht beachtet. Für die Reichen war er Luft. Sie waren sich zu Schade ihn überhaupt anzuschauen. So etwas sah ich nicht zum ersten Mal.

Iván und Alvaro tauschten ein paar Worte miteinander aus. Mein zukünftiger Schwager informierte meinen Verlobten, dass er sich umsehen ging. Er ließ uns somit alleine. Wunderbar.

Señora Hernández - Der Anfang vom EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt