ZWEIUNDZWANZIG

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SARINA

Überfordert flogen meine Augen über die riesige Küche. Dunkelbrauner Holzboden, weiße Küchentheken und Küchenschränke im Landhausstil, wo das Auge nur hinreichte. Dazu eine lange Kücheninsel mit Barhockern. Zwei große Kühlschränke, ebenfalls zwei Gasherde und wer hätte es gedacht, zwei Spülmaschinen. Ein angrenzender Raum, vermutlich die Speisekammer. Einbauleuchten. Und Dekoration in schwarz und Beige.

Noch nie in meinem Leben sah ich solch eine große Küche. Nicht einmal die Modellküchen in einem Möbelhaus konnten hiermit, mithalten.

»Wie sollen wir hier finden, was wir brauchen?«, fragte ich verloren. Beim Sprechen bemerkte ich, dass mir das gar nicht mehr so leicht fiel. Bei der Menge Alkohol, die sich für meine Verhältnisse in meinem Körper befand, kein Wunder. Wir tranken drei, nein, vier, oder doch sechs Flaschen Wein in den paar Stunden.

Beim Zählen kam ich nicht nach. Das war alles nur die Schuld von Rico. Er bestand darauf, unsere Gläser immer nachfüllen zu lassen. Es machte ihm Spaß zu sehen, wie wir unseren klaren Verstand verloren. Er selbst trank nur halb so viel.

»So schwer kann das schon nicht werden. Die Zutaten sind entweder in der Speisekammer oder im Kühlschrank und den Rest ...« Sofia hielt inne und drehte sich einmal ungeschickt um die eigene Achse. Sie war ebenso angetrunken wie ich. »Werden wir schon irgendwie finden.« Super. Die Frau, die hier schon mindestens 18 Jahre lebte, kannte sich nicht in ihrer Küche aus.

»Dann gehe ich mal das Mehl holen.« Meine Füße setzten sich in Bewegung. Ein Kichern verließ meinen Mund, weil ich schwankte. Links, rechts, links, rechts. Es erinnerte mich an das Hüpfspiel. Man musste von der einen Kreide gemalten Zahl auf die andere hüpfen. In meinem Fall setzte ich alles daran mit dem Bisschen klaren Gedanken, der mir noch blieb, nicht auf den Hintern zu fallen.

»Ich glaube, wir sollten in eurem Zustand keine Pizza backen, überhaupt in der Küche sein. Herd, Messer, ihr wisst schon.«

Mit Schwung drehte ich mich um, um Carlotta der Spaßverderberin meine Meinung zu geigen, da passierte es ... mit einem erschrockenen Schrei, aufgerissenen Augen und rudernden Armen, kam mein Hintern auf dem Holzboden auf. Ein lauter Schlag ertönte, gefolgt von einem schmerzhaften Zischen. Verdammt tat das Weh!

Dass ich ein schusseliger Mensch war, wurde mir mal wieder vor Augen geführt. Seit dem Abend im Nachtclub gab es fast keinen Tag, an dem ich mich nicht verletzte.

Jemand fing an zu lachen, steckte eine andere Person an. Sofia und Marife. Die beiden betrunkenen Frauen lachten sich schlapp. Sie beugten sich, legten ihre Hand auf den Bauch und lachten Tränen. Carlotta hingegen eilte besorgt zu mir.

»Das ist nicht lustig! Ich hoffe, ihr fallt heute noch hin, dann wisst ihr, was für ein Schmerz das ist«, kam es zischend von mir. »Doch das ist es. Du hättest dich mal sehen sollen«, erwiderte Marife lauter lachend.

Ich sah sie grimmig an, bis sie mich ansteckte. Gott, man merkte meinen beschwipsten Zustand ohne Zweifel. Das war definitiv zu viel.

Der Rotschopf ging vor mir in die Hocke, womit sie meine Aufmerksamkeit von Sofia und Marife, die sich langsam beruhigten, auf sich lenkte.

»Geht's dir gut?« Sie scannte meinen Körper ab, suchte nach irgendwelchen Verletzungen, obwohl ich nur auf meinen Hintern gefallen war. »Alles bestens, ist ja nichts Schlimmes passiert.« Beruhigt nickte sie. Ihre Überführsorge lag mit Sicherheit an den Hormonen.

Wie das in ein paar Monaten war?

Carlotta stand auf, bevor sie mir half. Als ich auf den Füßen stand, wurde mir kurz schwindelig und ich bemerkte erst da, dass mein Hintern schmerzte.

Señora Hernández - Der Anfang vom EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt