NEUNUNDDREISSIG

8.3K 177 16
                                    

SARINA

In meinem Kopf drehte sich alles. Schwindel überfiel meinen Körper im Sturm. Mir kam alles nur surreal vor.

Das konnte nicht passiert sein. Niemals hätte ich den Kampf aufgegeben. Überhaupt zugelassen von ihm befriedigt zu werden. Trotzdem lag ich nun schweratmend und nackt unter ihm. Nackt!

Panisch sah ich mich nach der dünnen Decke um, die weiterhin auf dem Strandbett liegen sollte. Das Tränenwasser, dass meine Augen befüllte, erschwerte mir die Suche. Mehr und mehr verschwamm die Sicht. Wenigstens musste ich so nicht in Iváns selbstgefälliges Gesicht schauen.

Er war sicher stolz auf sich. Erst gewann er die Wette, dann brachte er mich zu einem Orgasmus und jetzt weinte ich wegen ihm.

»Princesa ...«, fing er ausgesprochen sanft an. »Nein!«, unterbrach ich ihn scharf. Meine Stimme klang brüchig. »Lass es einfach! Du hast bekommen, was du wolltest. Sei zufrieden damit.«

Ich wickelte den weißen Stoff um meinen Körper. So fühlte ich mich in dieser Situation ein wenig sicher.

»Ich bin mit nichts zufrieden. Du weinst.«

»Ach und seit wann interessiert dich das?« Ich wurde mit jedem Wort lauter. »Das tut es öfter, als du denkst. Du bist mir nicht egal.« Ich lachte bitter. »Du packst mich grob, machst mir immer und immer wieder Angst und vieles mehr. Die Liste ist lang! Gib mir einen Grund, warum ich dir irgendetwas aus deinem Mund glauben sollte!« Die ausgesprochene Wahrheit gefiel ihm nicht. Wie schon erwartet.

Meine Sicht wurde wieder klar, daher sah ich seine angespannten Muskeln. Er beherrschte sich, um nicht auszurasten. Die letzten fünf Tage bekam er das gut hin.

Ob er heute konnte oder wollte, fand ich schon bald heraus.

Iván schwieg. »Antworte mir!«, schrie ich nach einem Augenblick. »Weil es die Wahrheit ist!«, brüllte er mir entgegen. Eine Ader pochte an seiner Schläfe.

Trotz seiner Wut hatte ich derzeit kaum Angst vor ihm. In der Wut lag etwas, was ich nicht verstand.

»Weil es die Wahrheit ist, reicht nicht zur Antwort«, gab ich zurück. Ich brauchte mehr.

Womit ich nicht rechnete, war, dass er als Reaktion mein Kinn packte und seine Finger in meine feuchte Wange bohrte.

Ich hatte den Bogen überspannt.

»Du hast mich die letzten Tage öfter mal rasend vor Wut gemacht. Jetzt überschreitest du die Grenze. Es gibt Gründe, warum du keine richtigen Antworten bekommst, wieso ich dir nicht mehr sage, außer, dass du mir nicht egal bist. Akzeptier das.«

Ich runzelte verwirrt die Stirn. Gründe? Akzeptieren? Ich verstand nur Bahnhof.

Er ließ von mir ab. Mehrfach öffnete ich meinen Mund, wodurch ich den hinterlassenen Schmerz spürte.

Iván stand von dem Strandbett auf. Endlich konnte ich wieder richtig atmen.

Ich griff nach dem Bikini. Mit ihm in der Hand und der Decke feste an meinen Körper gedrückt, stand auch ich auf.

»Ich will hier weg, nicht erst morgen. Sofort«, sagte ich, nachdem wir die Villa betraten. Sie war im typischen spanischen Stil gestaltet. Und die vielen Fensterfronten boten eine wunderschöne Aussicht auf die Landschaft.

Die große Villa stand auf einem Anwesen umgeben von Natur. Berge und Felder, das waren die Nachbarn. Umso amüsanter war es, wie Iván heute Morgen auf meine Provokation reagierte.

Es gab auf dem Anwesen vieles zu bieten. Einen großen Pool mit vielen Liegen und zwei Strandbetten. Einige Pflanzen, darunter eine Menge Palmen. Einen großen Innenhof, der von Sonne umgeben war. Ein Gewächshaus. Ein Fitnessstudio, mit angrenzendem Innenpool. Einige Schlafzimmer und Bäder. Und ein anderes Gebäude, in dem ich nicht war.

Señora Hernández - Der Anfang vom EndeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt