SARINA
Ein Seufzer entwich mir. Mit geschlossenen Lidern lag ich auf einer der vielen Liegen und lauschte den Gesprächen der Mädels. Sie unterhielten sich über den neusten Tratsch. Dabei wurden ihnen wie mir Mani- und Pediküre gemacht.
Rico hatte uns nach Manhattan in einen Spa geschleppt. In einen luxuriösen Spa nebenbei erwähnt. Wir wurden gut behandelt, mit Leckereien wie Macarons bedient und mit gutem Wein abgefüllt.
Als uns der Wein in rundlichen Gläser eingeschenkt wurde, hatte ich gesehen, dass auf der Flasche Chateâu Lafite-Rothschild Jahrgang 1996 stand. Allein eine Flasche von dem Wein musste im vierstelligen Bereich liegen.
Ich trank nicht oft Alkohol, da ich eigentlich noch keinen trinken durfte, dennoch erkannte ich den Unterschied zwischen gutem und schlechtem Alkohol.
Es gab durchaus Vorteile, in eine reiche Familie einzuheiraten. Das galt nicht allein für die köstlichen Speisen und Getränke, von denen man nicht genug bekommen konnte.
Ich musste nicht mehr aufräumen. Ich musste keine Wäsche mehr waschen – ich hasste es wie die Pest. Auch kochen brauchte ich nicht mehr.
Es wurde so gut wie alles für uns erledigt. Selbst die Taschen wurden für einen gepackt. Das bekam ich selbst zu Gesicht. Morgens vor ein paar Tagen sah ich Lea Iván und meine Klamotten für die Fahrt zur Gala einpacken.
Die Männer konnten Menschen, ohne mit der Wimper zu zucken abknallen, sie Foltern und sich dabei ihre Hände mit Blut besudeln, aber ihre Koffer oder Taschen selbst zu packen, dafür waren sie sich zu fein.
Als Multimillionäre, vielleicht sogar Milliardäre konnten sie es sich einfach machen. Das merkte man.
Momentan nutzte ich es selbst aus, seit neustem zu den Reichen zu gehören. Ich ließ mich spüren, wie es war vermögend zu sein. Nur das eine Mal. Ich wollte nicht eine der Ehefrauen von reichen mächtigen Männern sein, die zu einem Snob wurden. Ich war durchaus in der Lage mir selbst meine Fingernägel und Fußzehen zu machen, mir die Augenbrauen zu zupfen und mich allein zu enthaaren. Als ob ich mich überhaupt jemals von einer fremden Person mit Wachs enthaaren lassen würde.
Seufzend trank ich einen Schluck von dem teuren Rotwein. Ich hätte niemals erwartet, wie gut es anfühlen würde ein Fußbad zu nehmen. Ob das an der dickflüssigen weißen Flüssigkeit lag, die nach Kräutern roch? Oder lag es nicht am Fußbad, sondern an der Tatsache, dass ich mich mal nicht zu Hause aufhielt.
Zu Hause.
Jetzt schon begann ich dieses Anwesen so zu nennen. Nur, wie sollte ich es sonst nennen? Gefängnis? Friedhof? Zwangsheim? Wenn ich so darüber nachdachte, passte alles besser als mein zu Hause.
Ich musste dringend die Gedanken an alles loswerden. An Iván, der hoffentlich nicht vor uns zurückkam, an die Hochzeit morgen, an meine Zukunft.
Also trank ich den Wein auf ex leer, öffnete meine Lider, suchte umher, bis ich eine Wellnessfachkraft sah und hielt das Glas hoch. Ich brauchte Nachschub.
»Fuck, ist das gut«, hörte ich Rico plötzlich neben mir keuchen. Wüsste ich nicht, wieso er diese Geräusche von sich gab, hätte ich es falsch interpretiert.
Er ließ sich von einer Blondine die Waden massieren. Seit Minuten. Angeblich hatte er starke Verspannungen, weil er ja ach so viel Stress hatte. Er meinte zwar, er studierte zusätzlich zu den Familiengeschäften, nur wirkte er nicht, wie jemand, der gestresst war. Allgemein sah ich ihn im Gegensatz zu seinen Brüdern – Oscar ausgeschlossen – kaum arbeiten.
Ich konnte mich natürlich irren. Ich kannte ja seinen Tagesablauf und seine Termine nicht.
Zurzeit war ich mir aber bei einer anderen Sache sicher: Mein Schwager wollte die Blondine, die sich um seine Waden kümmerte einfach länger als nötig zwischen seinen Beinen knien sehen.
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Señora Hernández - Der Anfang vom Ende
Romance»Wer will schon einen Prinzen, wenn man das Biest haben kann?« Als ich eines Abends mit meinen Freundinnen einen angesagten Nachtclub unsicher machte, wusste ich noch nicht, was in 26 Stunden auf mich zukommen würde. Erst wurde ich im Club von einem...