8

230 14 17
                                    

- People fear the quiet one-

"Wie zum Teufel haben sie das bloß ausgehalten, Frau Greco?" Strafend sieht der Arzt mich  über den Rand seiner halbmondförmigen Brille an. "Das müssen doch höllische Schmerzen gewesen sein."

" Ach." Ist alles was ich hervorbringe. Beim Gedanken daran, wie sehr ich meine Pein vor Santino verbergen wollte, laufe ich Gefahr vor Selbstmitleid in Tränen auszubrechen.

Jacob hat Recht. Ich kenne diesen Typen doch kaum. Warum ist es mir so wichtig, was er von mir hält?

Es ist höchste Zeit mich den Menschen zuzuwenden, denen ich wirklich etwas bedeutete . Ich muss aufhören, der Anerkennung dieses aufgeblasenen Adonis nachzujagen und mich darauf konzentrieren meine Beziehung mit Jay , wie hat er es doch gleich genannt, zu kitten.

"Wie ist das denn überhaupt passiert?" will der Arzt von mir wissen.

" Ähh. Ich bin gestolpert. Über einen Stuhl."

"Unser Hund hatte ihn zuvor umgeworfen." Füge ich hastig hinzu, als ich seine verächtlich zusammengezogenen Augenbrauen sehe.

"Verstehe," entgegnet er knapp, und ich weiß, dass er mir kein Wort glaubt. Dabei ist es nichtmal komplett gelogen.

"Eine Schmerzspitze sowie ein paar Tage Schonung und ein stützender Verband sollten reichen," meint er und nickt einer stark geschminkten Arzthelferin zu, die sich neben mir auf einem Hocker niederlässt.

Unwillkürlich wandern meine Gedanken zu der gestrigen Nacht , als Santino auf meiner Bettkante sass und zugelassen hat das ich den Kopf an seine Brut schmiege.

"Jetzt wird's kalt", verkündet die Arzthelferin und besprüht die geschwollene Haut oberhalb meines Knöchels mit einem Hautdesfinfetkionsmittel, bevor sie hinter sich greift und eine Spritze in die Höhe hält. "Das hilft beim Abschwellen und betäubt den Schmerz." Ihre Lippen glänzen im Schein des grellen Lichtes blutrot. "Ganz ruhig ," mahnt sie, als ich zusammenzucke, während die Nadel meine Haut durchdringt. Ich balle die Hände zu Fäusten. Verdammt, das tut noch mehr weh als der Knöchel an sich.

 Versager!  Feigling! schimpft meine innere Stimme. Sie klingt verdächtig nach einem Handlanger meines Vaters, der gerade dabei ist eines seiner Opfer zu malträtieren.

" So das wäre geschafft." Die Arzthelfern klebt ein Pflaster auf die Einstichstelle und versorgt den Fuß mit einer durchsichtigen Salbe und einem Stützverband.

Danach deutet sie auf meine Hand. "Sie haben wohl momentan eine kleine Pechsträhne." Ihr Lächeln wirkt aufgesetzt. "Ja, sieht ganz so aus," ich erhebe mich zögernd. Sie stützt meinen Arm und geleitet mich zur Tür.

" Da ist ja meine tapfere kleine Schwester." Armando ist wieder ganz der fürsorgliche Bruder. Ria hat ihn einfach hinter meinem Rücken angerufen, damit er mich abholt und in die Notaufnahme fährt. Es ist wirklich unglaublich, wie sie nach jeder Gelegenheit lechzt, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Anscheinend bist du nicht ein Einzige , die auf einen anderen Typen steht, obwohl sie in einer festen Beziehung ist, flüstert mein Gewissen gewohnt schadenfroh.

"Ja, da bin ich wieder, "seufze ich. Am liebsten würde ich mich nur noch ins Bett legen und mir die Decke über den Kopf ziehen. Dieser Tag verdient es einfach nicht mehr ,fortgeführt zu werden.

Zuerst habe ich Tills schockierten Blick mit einem "Alles halb so wild, bin nur gestolpert," quittiert und ihm und Ria versichert, das es ganz allein meine Schuld war. Mit seiner und Rias Hilfe schaffte ich es dann sogar bis in den Seminarraum. Aber als Armando dann in die Vorlesung geplatzt ist, um mich abzuholen war jeder Widerstand zwecklos. Ich habe es gerade noch geschafft, Till ein "wir sehen uns!" zuzurufen, bevor mein Bruderherz mich betont sanft bei der Hand nahm, um mich wie eine gebrechliche alte Frau zu seinem protzigen Mercedes zu führen.

PromiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt