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" Wo kommt ihr denn her?" Mit vor der Brust verschränkten Armen empfängt  Big Tom uns am Eingangsportal . Er verzieht keine Miene. Doch die dunklen Augen sind stark gerötet.

"Spazieren." Erklärt Tomasso knapp und wirft dem Bodyguard einen vielsagenden Blick zu.

Misstrauisch gleitet Big Toms Blick an mir auf und ab. 

"Ich gehe ins Bett," bringe ich abwinkend hervor. 

"Soll ich dich hochbringen? " Tomasso legt eine Hand auf meinen Arm." Nein Danke." Doch dann fällt mir ein, dass Tomasso die Waffe eingesteckt hat, mit der ich Raffael ins Knie geschossen habe.

"Ähm...Tomasso..könntest du mir bitte die Glock zurückgeben?" wispere ich.

"Das geht nicht! Wir müssen das Teil verschwinden lassen!" 

"Aber das können wir doch nicht machen, sie gehört Sonny!"Ich ziehe ihn ein Stück weg von Big Tom, der bereits die Ohren spitzt. Doch sofort setzt der menschliche Fels sich in Bewegung um uns zu folgen.

" Was hast du wieder angestellt, Lonia?"

"Gar nichts." Zische ich. Mann, wie der mich aufregt. Wie sie mich alle aufregen. Angespannt wische ich mir mit der Hand über das Gesicht. Mein Leben ist nichts anderes als ein niemals enden wollender Alptraum. 

"Sie gehört Sonny okay?!" beharre ich. Tomasso schüttelt den Kopf. "Sie kommt weg. Keine Diskussion!" Kalt wie Eis bohrt sich sein Blick in meine Augen und verstärkt das Zittern meines Körpers.

Mit einem tiefen Seufzer wende ich mich ab.

 "Schlaf gut Apollonia!" ruft er mir hinterher, während ich die Blicke der Wachmänner im Rücken spüre, die sich in Sekundenschnelle am Eingang postiert haben.

In meinem Zimmer angekommen, ziehe ich mich aus, gehe ins Bad und stelle mich unter die heiße Dusche. Immer wieder höre ich Raffaels Worte. Ob es stimmt was er gesagt hat? Das Sonny mich nur benutzt hat und das bereits eine neue Frau an seiner Seite weilt?  

 Die Gedanken werden von dem Schuss übertönt, der Raffaels Leben ein Ende gesetzt hat. Wütend presse ich mir die Hände auf die Ohren bis meine Arme schmerzen. Doch es nützt nichts. Den Geräuschen und Bildern meiner Vergangenheit sind Neue hinzugekommen. Das Alles wird niemals enden. Niemals. Es wird nur immer schlimmer werden. Je mehr ich versuche, der Familie zu entkommen, desto mehr werde ich dafür bestraft. Wimmernd lasse ich mich an den kalten Fliesen herabgleiten und richte mein Gesicht in den Wasserstrahl. 

Nach dem Duschen ziehe ich Sonnys T Shirt über und taste mich wie benommen an der Wand entlang in sein Zimmer. Immer noch am ganzen Körper zitternd, lege ich mich in sein Bett. An der Bettwäsche haftet sein vertrauter Sommergras-Minze Geruch. Sehnsüchtig  presse ich die Decke  an meine Brust und schliesse die Augen. Voller Verzweiflung wünsche ich den Schlaf herbei. Ganz gleich welche Dämonen er mir bringen wird, keine sind schlimmer als die, mit denen ich jeden Tag aufs Neue zu kämpfen habe.

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Ein hohes Kichern reisst mich aus einem unangenehmen Dämmerschlaf. Mit zittrigen Fingern taste ich nach der Nachttischlampe. " Warte mal, da ist jemand. " Der tiefe Klang von Sonnys Stimme bringt mein Herz zum Rasen. " Wer soll denn da sein Süßer? Du spinnst doch!" Ein schmatzenden Geräusch ist zu hören. "Lass das!" Zischt Sonny.

Blinzelnd kneife ich die Augen zusammen, als der Raum in grelles Licht gehüllt wird. 

Ich presse die Bettdecke fest gegen meine Brust, als könne sie mich vor dem beschützen, was ich sehe, als meine Augen sich an das Licht gewöhnen. 

Fassungslos starre ich die beiden Menschen an, die da vor meinem Bett stehen.

"Sonny...was...?" Weiter komme ich nicht. Die Frau neben Sonny legt besitzergreifend eine Hand an seine Brust. 

PromiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt