11

200 12 6
                                    


Santino steht vor meinem Bett. Der forschende Blick seiner grauen Augen bohrt sich in meinen.

" Was bildest du dir eigentlich ein ?" Jacobs Stimme beendet den eindringlichen Moment. " Ich bilde mir nichts ein", erwidert Santino ohne den Blick von mir abzuwenden.

" Warum meinst du dann ständig den Beschützer für Lonia spielen zu müssen? Falls du es nicht raffst, sie ist meine Freundin!"

"Jacob!" Endlich schaffe ich es , den Blickkontakt zu beenden. " Er meint es nicht so."

"Wie bitte? Du nimmst ihn in Schutz?" Mit verschränkten Armen baut er sich neben Santino auf und mustert mich naserümpfend. " Nein, das tue ich nicht.Ich sage nur das er es nicht böse gemeint hat."

Jacob zuckt übetrieben mit den Schultern." Nicht böse gemeint. Nein, natürlich nicht. Er hat es nur darauf abgesehen dich zu vögeln. Und dazu spielt er sich als großer Retter in der Not auf, weil er weiß, dass dumme kleine Mädchen darauf abfahren! " Ich bin mir sicher das die Nachbarn jedes seiner Worte verstehen.

"Hör auf sie anzuschreien!".Santino wendet ich zu Jacob um. Der weicht keinen Zentimeter zurück, doch ich kann die Unsicherheit in seinem Gesicht erkennen. Normalerweise geht er brenzligen Situationen gekonnt aus dem Weg. Und dies ist definitiv eine brenzlige Situation, allerdings eher für ihn als für sein Gegenüber. Ich könnte schwören das diese Tatsache ihn wütender macht, als Santinos Verhalten selbst. " Ich habe sie nicht angeschrien!" Blafft er. "Doch das hast du. Ausserdem hast du sie als dummes Mädchen bezeichnet." Santino macht einen Schritt in seine Richtung, doch Jacob versucht standhaft zu bleiben.

" Hört auf!" Ich schreie fast.

"Loni." Jacob deutet auf Santino. " Schick ihn raus! Sag ihm das er gehen soll! "

Ich sitze auf der Bettkante und starre die beiden ratlos an. Ich will nicht das Santnio geht. Er ist nicht derjenige, den ich wegschicken will. Aber er ist derjenige den ich wegschicken sollte.

"Was is denn hier los?" Ria lehnt im Türspalt. Ihre Miene ist so verwirrt, dass ich mir beinahe ein Lachen verkneifen muss.

"Ich hab Jay herumbrüllen gehört." Sie spricht die Worte aus, als wäre Herumbrüllen das Letzte was sie jemals von Jacob erwartet hätte. Doch sie hat Recht. In all den Jahren hat er nicht ein einziges Mal die Stimme gegen mich erhoben.

Verzweifelt durchwühle ich meinen Verstand nach etwas, das diese Situation beenden kann. Ich deute auf den größten der Kartons. "Bücherregal" steht darauf.

" Jacob, magst du mir beim Aufbauen helfen?" Verwirrt wendet er den Blick von Santino ab und starrt mich mit offenen Mund an. Dann flattert sein Blick zu dem ausgebeulten Karton.

" Lenk nicht ab Loni. "

"Hör auf so mit ihr zu reden." Zischt Santino und packt meinem Freund am Arm.

"Sag du mir nicht wie ich mit meiner Freundin zu reden habe!"

" Hey!" Ria klettert über einen Karton hinweg zu Jacob und Santino " Beruhigt euch doch mal. "Jay. Es gibt echt keinen Grund zur Eifersucht. Sieh sie dir an." Sie deutet auf mich und mein Herz macht einen schmerzhaften Satz. Jacob mustert mich. " Und jetzt sieh dir ihn an." Ria weist mit dem Arm auf Santino . Jacob nimmt auch ihn in Augenschein, als wäre er ein Rennpferd, dessen Schnelligkeit eingeschätzt werden muß.

Dann nickt er. " Ja, du hast Recht."

"Siehst du." Sie legt ihm eine Hand an die Brust. "Und jetzt hilf ihr das Regal aufzubauen . Ich habe Elias angerufen. Er kommt gleich vorbei. Dann können wir uns einen schönen Päärchenabend machen. Und danach hat jedes Paar ein bisschen Zeit für sich." Sie kneift ihm ein Auge zu.

PromiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt