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Okay, Zeit für eine neue Bilanz: Sonnys Vater ist aus irgendeinem Grund verdammt schlecht auf meine längst verstorbene Mutter zu sprechen, ein Psychopath ist nach wie vor hinter mir her, mein Bruder ist abgetaucht, Sonnys Mutter sieht aus wie das Mordopfer, bei dessen Tod ich zusehen mußte und hat auch noch einen ähnlichen Namen. Aber , so what?! Was kann einem schon passieren, wenn man in all dem Wirrwarr die große Liebe gefunden hat?

"Du weißt, Ich bin ein Verbrecher , Kleines," wispert Sonny unvermittelt, als wir den Gewölbekeller erreicht haben. Wir stehen uns gegenüber in dem schmalen Gang mit dem unebenem Steinfussboden.

"Das solltest du wissen. Und du solltest auch folgendes Wissen: für dich würde ich noch viele weitere Verbrechen begehen. Und kein einziges davon würde ich jemals bereuen."

Ich warte das flaue Ziehen , das eisige Stechen im Magen, die Übelkeit. Doch nichts geschieht. Ich spüre nur den warmen schnellen Schlag meines Herzens. "Okay. Erzähle mir davon. Erzähle mir von all deinen Verbrechen, zeige mir jeden dunklen Fleck auf deinem Herzen, jede Sünde und jedes gebrochene Wort und lass mich dich trotzdem lieben."

Irgendwo ist ein beharrliches Tropfen zu hören. Schätzungsweise kommt es aus einem der zahlreichen Räume hier unten. Es überläuft mich kalt. Ich hätte einen Pullover anziehen sollen.

Sonny entgegnet nichts auf meine Worte, er nickt nur und küsst meine unversehrte Wange, als wolle er mir einfach bestätigen, dass er meine Liebeserklärung zur Kenntnis genommen hat.

Dann führt er mich in einen Raum mit Holzdielen und zahlreichen Regalen . In der Mitte thront ein schwerer Esstisch, der von Brandrändern übersät ist.

Zum Glück ist es nicht derselbe Raum wie die Küche, in der ich gelandet bin, nachdem ich das erste Mal dieses Schloss betreten habe.

" Hier habe ich als Kind regelmässig meine Mahlzeiten eingenommen, meist in den Ferien. Wenn ich zu Besuch hier war." erklärt Santino.

"Du warst wirklich auf einem Internat stimmt's?" Ich mustere die Regale, und mir läuft beim Anblick der teilweise köstlich aussenden Lebensmittel das Wasser im Mund zusammen.

Ich greife nach einem Glas gefüllter Oliven und einer Stange Chiabtattbrot. "Darf ich?"

Als ich mich umdrehe, ist Sonnys Gesicht beinahe so blass wie in der Pizzeria, als Niklas glaubte einen tot geglaubten Freund in ihm wieder erkannt zu haben.

"Ja, natürlich, Kleines." entgegnet er tonlos.

Er geht zu einem Schrank und holt Teller und Tassen heraus.

"Bin gleich wieder da", er verschwindet zwischen den Regalen . Zu meiner Freude bringt er kurz darauf weitere Köstlichkeiten auf einem Tablett. Darunter Triamisu , Mousse au Chocolat und etwas das aussieht wie Lasagne jedoch nicht annähernd so unappetitlich erscheint wie das meist bei Lasagne der Fall ist.

"Aus der Kühlung." Er kneift mir ein Auge zu. Okay, nun schleicht sich die Übelkeit wieder heran. Doch schon nach wenigen Sekunden verfliegt sie wieder.

"Ich wärme uns die Lasagne kurz auf." Sonny geht zu einem gusseisernen Herd und zieht die Backofentür darunter auf, um die Schalen hineinzustellen.

Wie gebannt beobachte ich jede seiner Bewegungen. Die starken Arme , die Muskelstränge im Nacken, die sich bei jeder Bewegung leicht unter dem T Shirt abzeichnen.

Als das Essen aufgewärmt ist, stellt er zwei Teller mit der dampfenden Lasagne auf den Tisch , ergreift den Kerzenleuchter in der Tischmitte und zündet die langen schwarzen Kerzen mit einem Feuerzeug an, das er aus seiner Tasche zaubert.

PromiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt