𝖙𝖍𝖎𝖗𝖙𝖞𝖋𝖔𝖚𝖗

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Als Allison den Verhörraum betrat, schien Graysons Miene sich sofort zu erhellen. „Allison, wie geht es Ihnen? Ich habe mir schon Sorgen gemacht!"

Die Frau antwortete jedoch nicht, zog ihren Sessel heraus und ließ sich darauf fallen, bevor sie Grayson emotionslos in die Seele starrte. Dieser fühlte sich etwas unwohl, neigte seinen Kopf leicht. „Allison? Alles okay?"

„Es ist Ihnen also egal, ob ich sterbe?" Perplex sah der Insasse den Constable an, sein Gesichtsausdruck war verwirrt. „Was?" „Vielleicht ist es nicht nur das, vielleicht geht es auch noch weiter. Ist das ein perfider Plan, um mich auszuschalten? Liam auszuschalten? Dove, Aiden, Kaiden? Um wen geht es hier, huh? Und tun sie nicht so scheinheilig, ich weiß genau, was Sie Liam erzählt haben! Charismatisch sind Sie, das stimmt, aber ihr restlicher Charakter ist so ekelhaft, wie er nur sein kann! Wer weiß, ob das Profil überhaupt stimmt, dass Sie mir gegeben haben!?"

Grayson blinzelte ein paar Mal, sichtlich überfordert. „Allison, ich ..." „Warum tun Sie das? Was für einen Vorteil bringt es Ihnen denn, huh?" „Verdammt, Allison, hören Sie auf, so naiv zu sein!"

Die Frau zuckte leicht zusammen bei Graysons harschem Ton, sah ihn jedoch weiterhin wütend an. „Sie glauben einem sofort alles, was Ihnen präsentiert wird! Wer weiß, ob das wahr ist? Wer sagt denn, dass Inspector Fernsby nicht gelogen hat, weil er mich hasst?"

„Hören Sie auf, so blöd bin ich auch nicht!" Allison nickte in Graysons Richtung. „Warum?"

Die beiden gifteten sich mit ihren Blicken eine Weile an, bevor Grayson die Augen überdrehte, mit seiner rechten Hand durch seine Haare fuhr und sich zurücklehnte. „Okay, ich habe Ihrem Freund gesagt, dass es mir egal wäre, wenn Sie sterben. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich mein Charisma gerne als Täuschung verwende. Zufrieden? Wollen Sie den Grund wissen?" „Was glauben Sie, wofür man das Wort 'warum' benutzt?"

Grayson schmunzelte, bevor er fortfuhr. „Ich finde Sie sympathisch, Allison, das tue ich wirklich. Aber das hier, ist ein reiner Kampf um Dominanz. Anders überlebt man das nicht. Seine Schwächen gibt man niemals zu, man lässt sich besser erscheinen, als man eigentlich ist. Aber jetzt, wo Ihnen Inspector Fernsby so viel von mir erzählt hat - was hat er von sich erzählt?"

Allison zuckte mit den Schultern. „Er hat mich bedroht, am Kragen gepackt, er hätte mich wahrscheinlich geschlagen, wäre nicht Kaiden dazwischengekommen. Aber das erzählt man natürlich nicht, oder?"

Nun war der Constable an der Reihe, Grayson perplex anzuschauen. „Stimmt das denn?" „Fragen Sie gerne Mister Fernsby, auch, wenn er es abstreiten wird. Ich lüge Sie nicht an. Sie sind die einzige Person, bei der ich mich wohl genug fühle, um etwas normaler zu sein!"

Allisons Mundwinkel zuckten leicht nach oben, als sie das Kompliment vernahm, doch sie beherrschte sich sofort wieder. „Hätte ich an seiner Stelle, vor allem mit dem aktuellen Stresslevel, wahrscheinlich auch gemacht."

Grayson zog die Augenbrauen hoch, lachte etwas überrumpelt. „Gut zu wissen!"

Die junge Frau öffnete die Akte, bevor sie den zweiten Zettel, der an sie gerichtet war, hervorzog und Grayson reichte. „Dieses Lied hat mir meine Mutter vorgesungen, als ich noch klein war. Nur wir beide kennen die Bedeutung des Liedes für den jeweils anderen. Er muss mich kennen und das schon lange!"

Der Mann nahm den Zettel entgegen und studierte ihn, als sein Blick auf Allisons Arm fiel. Da ihr Ärmel etwas nach oben gerutscht war, hatte er freie Sicht auf ihren Unterarm, woraufhin er ihr Handgelenk ergriff und so freie Sicht auf ihre Haut hatte. „Das ist schon länger her ... oder?"

Allison starrte auf ihren Unterarm, auf dem Narben als Zeugen ihrer Vergangenheit prangten. Sie versuchte, sich Graysons Griff zu entziehen, doch es war nicht erfolgreich. „Mister Harvey, lassen Sie ..." „Haben Sie wieder damit angefangen? Bitte, sagen Sie ..." „Es ist schon Jahre her, jetzt lassen Sie los!"

Der Mann ließ ruckartig los, starrte Allison jedoch entsetzt an. „Warum?" „Wissen Sie, wenn man die Kontrolle über sein Leben verliert, sucht man nach jeder Möglichkeit, diese wieder zurückzuerlangen."

Grayson nickte, murmelte ein leises „Okay ... okay ..." vor sich hin, starrte erneut auf den Zettel und erwiderte Allisons Blick für einige Minuten nicht.

„Mister Harvey?", fragte Allison schließlich nach, sah den Mann verwirrt an. „Es ist Vergangenheit, ich habe mir Hilfe geholt. Warum belastet Sie das denn so sehr? Sie haben schon Schlimmeres gesehen und gehört!"

Grayson sah vorsichtig auf, seine Augen waren glasig. Allison wusste nicht, wie sie reagieren sollte, war überfordert mit der Situation. Seit wann interessierte es einen Insassen, der Frauen brutal umgebracht hatte, dass eine Polizistin sich einmal selbst verletzt hatte? War es alles Teil eines Planes? Steckte er wirklich in einer Rolle, wie es Liam Allison offenbart hatte? Sie wusste es nicht, doch ihre Befürchtungen ließen nicht locker.

„Mister Harvey ...", begann sie, wurde jedoch sofort abgeschnitten. „Ich flehe Sie an, tun Sie es nie wieder. Bitte! Und ich weiß, Sie wollen mir wahrscheinlich von Ihrer Vergangenheit nicht mehr als nötig erzählen, aber irgendwann muss ich mehr wissen, okay? Stellen Sie sich darauf ein und bitte, passen Sie auf sich auf."

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Warum hat Grayson wohl so reagiert?

Vorschläge, Anregungen und konstruktive Kritik - ab damit in die Kommentare. (:

Alles Liebe,
Laura x
[837 Wörter]

The Whiterose Murderer | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt