𝖋𝖔𝖚𝖗𝖙𝖞𝖙𝖍𝖗𝖊𝖊

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„Liam, ganz ehrlich, du hast keinen Grund genervt zu sein, wenn du genau weißt, wie lange die Fahrt hier her braucht! Du wolltest unbedingt auf mich warten!", verteidigte sich Allison, der der genervte Blick ihres Freundes schön langsam sauer aufstieß. Sie zog die Latexhandschuhe über ihre Hände, ließ das Material etwas fester gegen ihre Haut schnalzen, als sie es sonst tun würde.

„Ja, ich weiß, tut mir leid!" Die beiden blieben vor einer Tür im Inneren der Pathologie stehen, bevor Liam sich langsam zu Allison umdrehte. „Heute ist nur ein echt schlechter Tag und das liegt nicht nur an dir!" „Nicht nur an mir? Also liegt es auch an mir!?" „Allison ..."

Die Tür schwang plötzlich auf, traf Liam leicht am Rücken, was ihm einen kleinen Schmerzenslaut entweichen ließ. „Oh, tut mir leid Sir, ich ..." „Schon gut, mein Fehler!"

Trotz dem hohen Stresspegel, dem Allison ausgesetzt war, musste die Frau sich anstrengen, nicht zu lachen. Das wäre ziemlich unpassend.

Die Medizinerin ließ die beiden in den kleinen Raum eintreten, woraufhin Allison sich umsah. Es sah wahrlich nicht einladend aus. Der Raum war steril und das Licht bedrückend. Es gab kein Sonnenlicht, nur das der metallenen Lampen, was etwas Leben aus dem Raum nahm, wie Allison fand. Der Fliesenboden war so sauber, dass sie beinahe ihre eigene Reflektion darin erkennen konnte. An den Wänden hingen weiße Hängeschränke, während darunter Arbeitsflächen mit vielen Laden standen. In der Mitte des Raumes waren zwei metallene Liegen, auf denen augenscheinlich die Leichen lagen, sofern es welche gab. Wenn Allison nicht aufpasste, war sie die Nächste, die darauf landete.

„Ich bin Caroline Adams. Wir zwei kennen uns schon und Sie müssen Inspector Liam Fernsby sein, richtig?" „Richtig, freut mich, Sie kennenzulernen!"

Die Frau Anfang fünfzig lächelte, wobei sich ihre Grübchen deutlich zeigten. Leichte Falten zierten ihr Gesicht, bekamen prominenter, als sich die Muskeln in ihrem Gesicht bewegten, doch das war nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Es zeugte nur davon, dass es der Frau nicht an Erfahrung mangelte.

Caroline schüttelte den Polizisten die Hände; der Händedruck war warm und fest. Es zeugte von Selbstsicherheit und Stärke, was gut war. Allison war kein Fan von unsicheren, schwitzigen Händedrucken, deswegen freute sie sich umso mehr, wenn jemand wusste, was er tat und sich nicht davor scheute, seine Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen.

„Also, wie ihr sehen könnt, habe ich zum Glück keine neuen Besucher hier. Wie lange das so bleibt, ist fraglich, aber ich schätze jede Minute. Ich habe euch hergeholt, weil ich einige interessante Dinge erkannt habe!", erklärte Caroline, griff nach einem Klemmbrett, dass auf einer der Arbeitsflächen lag, bevor sie ihre runde schwarze Brille aufsetzte und durch die Seiten blätterte.

„Wo waren wir? Genau. Ich habe bemerkt, dass einige der Frauen gefärbte Haare hatten und das nicht einfach so, nein, sie wurden kurz vor ihrem Tod gefärbt!", begann die Gerichtsmedizinerin und strich lose Strähnen, die aus ihren Haaren fielen, wieder hinter ihre Ohren. „Außerdem hatten manche davon auch Kontaktlinsen. Der Mörder scheint also keine Geduld zu haben, sich Opfer zu suchen, die seinen Kriterien entsprechen, da er sich anscheinend an einen Zeitplan hält. Ich kann es aber auch verstehen, denn die Kriterien sind sehr spezifisch."

Die beiden Polizisten nickten, Allison lief es unangenehm den Rücken hinunter. Die Arbeit, die in diese Morde gesteckt wurde, war unglaublich.

„Das ist aber nicht das Einzige. Wir wissen von den Buchstaben, die die Opfer nach ihrem Tod in die linke Handfläche geritzt bekamen. Unser Wunderkind hat keine solche Wunde. Warum, das weiß ich nicht. Aber jetzt kommen wir zum spannenden Teil ...", fuhr die Frau fort, währen Allisons Herz immer schneller schlug. „Wir haben DNA gefunden."

„Was?", riefen Allison und Liam beinahe gleichzeitig, starrten sich überrumpelt an. Das konnte nicht wahr sein. Sie wollten es nicht glauben. Es klang fast, wie eine Falle. Wieso machte der Mann es auf einmal so einfach? Oder war einfach etwas gewaltig schiefgelaufen, sodass er keine Zeit hatte, hinter sich her aufzuräumen? Beschweren wollten sich die beiden auf keinen Fall, es war einfach nur surreal.

„Gibt es irgendwelche Übereinstimmungen mit den Datenbänken?", fragte Liam nach, Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht würden sie den Mörder nun endlich schnappen können. Allison würde wieder in Ruhe schlafen können, sowie alle anderen Londoner Bürger und Bürgerinnen. Es würde Ruhe einkehren, ein weiterer Erfolg in die Geschichte des Metropolitan Police Service eingehen. Liam hoffte so sehr, dass es keinen Fehlschlag gab, doch er zwang sich dazu, an das Positive zu denken. Wenn er etwas mit Allison und Drogen zu tun hatte, musste er doch irgendwo eingetragen sein, es ging gar nicht anders.

„Jeden Moment sollten die Ergebnisse zurückkommen!", antwortete Caroline Adams, sie lächelte sanft, als sie die Aufregung der beiden Polizisten bemerkte. „Ich hoffe sehr, dass etwas Nützliches dabei herauskommt!" „Oh, glauben Sie uns, wir auch!"

Allisons Finger kribbelten, sie spürte, wie ihre Augen glasig wurden. Würde dies endlich das Ende des wochenlangen Martyriums markieren? Konnte sie dann wieder atmen, ohne zu fürchten, dass dieser Atemzug der Letzte war? Sie hoffte es, oh, wie sehr Allison es hoffte. Wenn die DNA-Analyse nichts brachte, wusste die Frau nicht, was sie tun sollte, wie lange sie noch konnte. Vielleicht sollte sie sich nicht allzu große Hoffnungen machen, bevor ...

Das Klingeln eines Handys zerriss die angespannte Stille, woraufhin die Medizinerin mit einer leisen Entschuldigung abhob. „Dr. Caroline Adams, guten Tag?"

In der Zeit, wo die Ärztin nichts sprach, konnte man neben dem leisen Murmeln von Stimmen auf der anderen Seite des Apparates den Strom in den Lampen fließen hören. Liam wie auch Allison wussten nicht, was sie sagen konnten, also entschieden sie sich für komplette Ruhe. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

„Nochmal, bitte!", bat Caroline, nahm den Stift zur Hand, der am Klemmbrett befestigt war, bevor sie damit etwas aufschrieb. „Okay, verstanden, vielen lieben Dank!"

Die Medizinerin legte lächelnd auf, bevor sie das Handy vorsichtig wieder ablegte und zwischen den beiden Polizisten hin und her sah. „Das war soeben das Labor. Kommt jemanden von euch der Name Jeffrey Anderson bekannt vor?"

In dem Moment, als die Frau den Namen aussprach, fühlte Allison einen schmerzhaften Stich in ihrer Magengrube. Ihre Ohren begannen zu rauschen, ihr war schwindlig. Eigentlich hätte sie wissen müssen, dass sie den Mörder kannte, doch es bestätigt zu bekommen war noch einmal etwas ganz anderes. Sie taumelte etwas zur Seite, woraufhin Liam sie sofort festhielt. Seine Augen waren geweitet, seine Wangen leicht gerötet, als er Allison erwartend ansah. „Wer ist es?"

„Es ist ..." Allison brach ab, sie wollte es nicht glauben. „Es ist der Ex meiner Mutter!"

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Dun dun duuuun ... bist du überrascht oder nicht? An wen hast du gedacht?

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Alles Liebe,
Laura x
[1086 Wörter]

The Whiterose Murderer | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt