𝖈𝖍𝖆𝖕𝖙𝖊𝖗 𝖊𝖎𝖌𝖍𝖙

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Allison trat langsam in den Raum ein, ihr Blick lag auf Grayson, der sie von oben bis unten musterte. Ihr Herz hämmerte wild gegen ihre Brust, es fühlte sich an, als würde es beinahe aufhören zu schlagen. Sie wusste nicht, warum sie so nervös war, doch sie schob es auf die wiederkehrenden Warnungen nahestehender Personen. Sie hatte zwar grundsätzlich das Gefühl, dass sie wusste, worauf sie sich einließ, aber ihre Mutter hatte recht. Sie kannte den Mann hinter seiner Maske nicht, wusste nicht, wozu er fähig war, sollte er die Chance bekommen, die Fäden zu ziehen.

Die junge Frau ließ sich auf einem der Sessel nieder, der sich gegenüber dem Insassen befand. Ihre dünne Akte landete auf dem Tisch vor ihr; sie versuchte, einen selbstbewussten Eindruck zu machen.

„Keine Sorge, ich beiße nicht!", kam es von Grayson, womit Allison signalisiert wurde, dass sie vielleicht Nachhilfe im Schauspielern nehmen sollte. „Sie sind ja kein Kannibale, nur ein Mörder. Außer, Sie verschweigen mir etwas."

Der Mörder lachte, woraufhin Allison kurz aufsah. „Oh verdammt, jetzt kennen Sie mein Geheimnis! Nein, jetzt einmal ernsthaft. Was führt Sie hier her? Haben Sie schlechte Neuigkeiten bezüglich Doktor Clinton?"

„Wie man es nimmt." Die junge Frau zuckte leicht mit den Schultern, bevor sie die Akte aufblätterte und fortfuhr: „Da ich anscheinend magische Kräfte besitze, darf ich jetzt Ihre Babysitterin spielen und die Ermittlung leiten!"

Der junge Mann schmunzelte leicht. „Das Glück ist auf meiner Seite, schätze ich." „Freuen Sie sich lieber nicht zu früh!" „Hm, stimmt, Sie sind ja auch nicht ganz von der zahmen Sorte. Das habe ich gemerkt, als Sie mich hilflos in der Zelle zurückgelassen haben, mit den Handschellen um meine Handgelenke! Was, wenn ich deswegen gestolpert wäre und mich mit den Händen nicht aufhalten hätte können? Mein Tod wäre Ihre Schuld gewesen!" „Sie sind so dramatisch, ehrlich. Es hat nur eine Stunde gedauert, bis sie wieder erlöst waren!" „Eine Stunde zu viel!"

Der Constable sah ein paar Sekunden kommentarlos in die Akte, bevor sie den Kopf schüttelte und das Thema wechselte. „Bei Ihnen sind keine Straftaten vor der jetzigen eingetragen. Interessant, dass Sie gleich mit einem Serienmord beginnen und dazu erst im Alter von 24! Und er scheint von Hass geprägt zu sein!"

Die Frau blätterte eine Seite weiter, verzog leicht das Gesicht. „Ich meine, so würde ich niemanden herrichten, den ich durch ein Zufallsprinzip auswähle! Irgendein Kommentar dazu?"

Als Allison kurz den Blick hob, bemerkte sie, dass die Miene des Mannes ausdruckslos geworden war. Er wusste anscheinend genau, wie er sich unter Kontrolle halten konnte.

„Okay, dann halt nicht. Reden wir über etwas anderes. Kate Parker, Emely Mayer, Sophia Hernandez. Ihre vorherigen Morde waren sauber ausgeführt, man hätte Ihnen nichts vorweisen können. Doch dann ..."

Allison machte eine theatralische Pause, bevor sie weiterredete. „ ... dann hat Sie irgendetwas dazu veranlasst, ihr letztes Opfer, Lola Brown, in einer bewohnten Umgebung auf der Straße umzubringen. Das war ziemlich dumm, wenn ich das so sagen darf."

Der Mann veränderte seine Haltung kein Stück. Sie seufzte, bevor sie sich etwas in ihrem Stuhl zurücklehnte und meinte: „Hören Sie, ich verstehe selbst nicht, warum die Staatsanwaltschaft so auf Antworten pocht, aber so, wie Sie sich verhalten, bringt es uns beiden nichts. Vielleicht kann man etwas an Ihrer Strafe ändern, wenn Sie uns die Gründe nennen!"

Der Insasse lachte humorlos auf, bevor er antwortete: „Natürlich würde was daran geändert werden, logisch. Wir wissen beide, dass ich selbst mit guten Gründen hier nicht rauskomme. Lebenslänglich ohne die Chance auf Bewährung - da kann es mir egal sein, ob die Medien die Gründe kennen oder nicht, mich bringt es nicht weiter!"

Allison zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wird Ihnen ja doch eine Chance auf Bewährung zugesprochen!?" „Glaube ich nicht. Und wenn ich so darüber nachdenke - je länger ich hier bin, umso mehr Zeit kann ich mit Ihnen verbringen!"

Der Constable zog die Augenbrauen nach oben, schüttelte den Kopf, während der Mann sie angrinste. „Sie sind unerträglich!" „Darin bin ich gut!"

Damit schmiss der Mann seine imaginären langen Haare nach hinten, was Allison ungewollt kichern ließ. „Warum ..."

Triumphierend lächelte der Mann, lehnte sich zurück. „Ich bin vielleicht unerträglich, aber auch unwiderstehlich!" „Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber ich ..." „Sie haben einen Freund, ich weiß. Na und?

Ungläubig sah die junge Frau den Mann an. „Woher ... wissen Sie das schon wieder?" „Die Kette, die Sie um den Hals tragen ... zwei verbunden Schwäne sind ein gängiges Symbol der ewigen Liebe!"

Langsam griff Allison nach dem Schmuckstück, sah es kurz an. Wie konnte der Mann solche kleinen Details so schnell erkennen? Sie selbst hätte die Kette beinahe schon vergessen, wenn Grayson sie nicht erwähnt hätte. Es war so natürlich, sie zu tragen, seitdem David sie ihr geschenkt hatte, war gar nicht mehr wegzudenken.

Allison dachte kurz nach, bevor sie mit einer etwas herausfordernden Stimme meinte: „Schade, dass Sie sich für den kriminellen Pfad entschieden haben. Sie könnten ein guter Ermittler werden!" „Das würde Ihnen nicht so gut bekommen, dann würden Sie mich nämlich vor Neid umbringen, da ich so viel besser bin, als Sie und dann wären erst recht die Rollen getauscht!" „Sie sind so selbstverliebt, ich kann nicht mehr!" „Oh Darling, glaub mir, ich kann noch schlimmer sein. Aber irgendjemand in dem Raum muss doch die Wahrheit erkennen, oder?"

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Okay, lasst mich ehrlich mit euch sein ... dieses und kommende Verhöre sind eher realitätsfern, aber es würde sich falsch anfühlen, das jetzt zu ändern ... wie gesagt, das Buch wurde vor zwei Jahren begonnen, inzwischen habe ich einiges an Erfahrung dazu gewonnen. Ich hoffe, das Buch wird euch trotzdem gefallen. 🙊

Vorschläge, Anregungen und konstruktive Kritik - ab damit in die Kommentare. (:

Alles Liebe,
Laura x
[876 Wörter]

The Whiterose Murderer | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt