𝖋𝖎𝖋𝖙𝖞

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Das leise Surren der Geräte war das einzige Geräusch, das Allison in ihrem Krankenhauszimmer vernahm. Die Schnittwunde auf ihrer Handfläche, die sie zuerst gar nicht bemerkt hatte, pochte noch immer, obwohl bereits ein Tag seit dem traumatischen Ereignis vergangen war. Die Augen der Frau waren schwer, die Beruhigungsmittel, die ihr in der Nacht etwas Schlaf geschenkt hatten, ließen langsam nach.

So viele Gedanken rasten in Allisons Kopf, doch er fühlte sich trotzdem leer an. Ihr war zu weinen zumute, doch ihre Miene verzog sich nicht. Sie konnte die Geschehnisse noch immer nicht begreifen. Ihr eigener Vater wollte sie umbringen. Konnte es denn noch schlimmer werden?

Ein leises Klopfen an der Tür ließ Allison aus ihren Gedanken hochschrecken, sie drehte ihren Kopf in Richtung der Tür. Eine Krankenschwester mit roten Haaren trat in den Raum, ein freundliches Lächeln auf ihren vollen Lippen. „Guten Morgen, Miss Brooke, wie geht es Ihnen heute?"

„Ging schon einmal besser ...", antworte Allison wahrheitsgemäß, ihre Augen verfolgten aufmerksam jeden Schritt der jungen Frau. Sie trat um das Bett herum, bevor sie nach der Infusion griff, die an Allisons Arm angeschlossen war. „Sie haben in etwa noch genug bis der Arzt zur Morgenvisite kommt. Vielleicht können Sie heute schon wieder entlassen werden!"

Allison nickte nur, atmete tief aus. Sie ließ die junge Krankenpflegerin nach ihrer Kopfplatzwunde sehen, die ebenfalls verarztet wurde. „Sieht gut aus. Keine Entzündung, gar nichts. In ein paar Wochen wird man nichts mehr davon sehen!"

„Danke.", antwortete Allison und lächelte. Sie meinte dieses Wort wirklich. Alle in diesem Krankenhaus hatten sich bestens um sie gekümmert, seit sie da war. Niemand hatte sie verurteilt, als sie erneut in Tränen ausgebrochen war, niemand hatte es ihr übel genommen, als sie im Zuge einer Panikattacke eine Vase zerstört hatte. Jeder behandelte sie einfach wie einen normalen Menschen und dafür war die Frau sehr dankbar.

Die Frau nickte, bevor sie mit ihrem Kopf in Richtung der Tür deutete. „Jemand würde Sie gerne sehen!"

Allison zog ihre Augenbrauen leicht zusammen, doch ein Ziehen an ihrer Kopfplatzwunde ließ sie diese Bewegung stoppen. „Wer denn?"

„Sein Name ist David. Er meinte, er wäre Ihr Exfreund. Normalerweise hätten wir Ihn nicht zu Ihnen gelassen, doch ...", begann die Krankenschwester, wurde jedoch sofort von Allison unterbrochen. „David?"

Die Augen der jungen Frau waren geweitet, ihr Gesicht strahlte Verwirrung aus. David war die letzte Person, mit der Allison jetzt gerechnet hätte. Das Ende ihrer Beziehung war auf keinen Fall schön gewesen und jetzt zu wissen, dass er trotzdem hier war, fühlte sich komisch an.

„Ich kann ihn auch wieder wegsenden ...", meinte die Krankenschwester, als sie Allisons Reaktion beobachtete. „Nein ... nein, passt schon. Ich möchte wissen, warum er hier ist."

„Sicher?"

„Sicher."

Die junge Krankenschwester nickte, bevor sie sich von Allison entfernte und den Raum verließ. Die paar Sekunden fühlten sich ewig an, Allisons Herz schlug immer schneller. Der Stress, dem sie die letzten Tage ausgesetzt war, war unglaublich.

Nach einer kurzen Zeit öffnete sich die Tür wieder und David trat herein. Die Tür schloss sich erneut und eine unangenehme Stille trat ein. Der Mann hielt einen Blumenstrauß in den Händen, sah Allison abwartend an. „Hey ..."

„Warum bist du hier?", fragte Allison leise nach, sie beobachtete jede Bewegung des Mannes. David trat langsam näher und legte die Blumen neben dem Tisch ab, bevor er seufzte und meinte: „Ich wollte mich entschuldigen."

„Entschuldigen?", fragte Allison verwirrt nach, richtete sich etwas auf. „Ja, entschuldigen. Wie ich mich in den letzten Wochen unserer Beziehung verhalten habe. Mir war nie bewusst, wie enorm der Druck wirklich war, der auf dir gelegen hat und es tut mir leid, dass wir deswegen nicht im guten auseinander gegangen sind!"

Allison musste die Worte kurz verarbeiten, bevor sie antwortete: „Dann muss ich mich aber auch entschuldigen. Mein Verhalten war auch nicht fair dir gegenüber. Du konntest nichts dafür, wie es mir ging!"

David nickte, eine unangenehme Stille trat ein. Es war ungewohnt, dass die Stimmung zwischen den beiden so kalt war. Seit dem ersten Moment hatte es sich immer warm und sorgenfrei angefühlt, mit David zusammen zu sein, er war Allisons Anker gewesen. Doch jetzt fühlte es sich an, als wäre dies verflogen. Allison spürte zwar ein Ziehen im Magen, aber das schrieb sie eher Verletztheit als Liebe zu.

David schien zum Reden ansetzten zu wollen, ließ es dann aber doch bleiben. Allison sah ihn fragend an, woraufhin er tief durchatmete, bevor er fragte: „Ist es ... das zwischen uns wird nichts mehr, oder?"

Für Allison fühlte sich die Frage wie ein Stich in die Magengrube an, sie presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Langsam schüttelte sie ihren Kopf, woraufhin David nickte. Er hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben und es war sichtbar, dass ihm die Konversation auch etwas unangenehm war.

„Okay. Gut. Dann bereitet mir wenigstens diese Frage keine schlaflosen Nächte mehr.", meinte David, lächelte leicht. Allison nickte nur, traute sich nicht, ein Wort zu sagen, da ihre Stimme sonst bestimmt brechen würde.

Die beiden standen sich erneut in Stille gegenüber, bevor David wieder ansetzte: „Brauchst du irgendetwas? Ich hab' heute nichts zu tun, ich könnte dir schnell etwas besorgen!"

„David ... danke, aber ... das ist mir zu viel, ehrlich, ich weiß nicht, wie förderlich die Konversation gerade ist ...", brachte Allison heraus, ihre Augen waren glasig. „Du musst verstehen, trotz allem was passiert ist bis du mir wichtig, aber ... du musst mir Zeit geben, okay? Wir können gerne in Kontakt bleiben, aber ich befürchte, dass zivilisierte Konversationen im Moment nicht wirklich funktionieren werden ..."

David schien zuerst etwas betroffen zu sein, doch es legte sich schnell wieder. „Ja, verstehe. Du hast noch so viel, das du aufarbeiten musst und dann kommt dein Ex auch noch ohne Ankündigung bei der Tür hinein. Aber nur damit du es weißt - du kannst mich trotzdem anrufen, wenn irgendetwas ist, ja?"

Allison nickte, sie lächelte und diesmal war es nicht einmal erzwungen. „Danke, David."

~~
Jetzt haben sich die beiden auch noch einmal getroffen ... wie würdest du in Allisons Situation reagieren? Würdest du sagen, die Beziehung hätte noch irgendeine Chance gehabt?

Vorschläge, Anregungen und konstruktive Kritik - ab in die Kommentare. (:

Alles Liebe,
Laura x
[975 Wörter]

The Whiterose Murderer | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt