„Komm schon, Eric", jammert meine beste Freundin Daphne, während sie rittlings auf meinem Rücken sitzt und so heftig auf und ab wippt, dass mein ganzes Bett wackelt und meine Eltern denken müssen, wir würden hier sonst was treiben. „Biiiiitte!"
Ich ziehe mir die Kapuze meines rauchblauen Hoodies wieder über den Kopf und vergrabe mein Gesicht in meinem Kopfkissen. „Ich hab echt keinen Bock, Daph!", nuschle ich in den weichen Stoff.
Doch Daphne wäre nicht Daphne, wenn sie einfach lockerlassen würde. Schon seit langer Zeit gehe ich davon aus, dass ihre Eltern ihr die Bedeutung des Wortes nein falsch oder schlichtweg niemals beigebracht haben.
„Ich habe zu viele Argumente, die dafür sprechen, dass du mitkommst!"
Ich lache dumpf in mein Kissen.
Als ob! Meine Bocklosigkeit wird gewinnen. Wir werden uns Eis im Supermarkt an der Ecke holen, uns unter meine weiche Fleecedecke kuscheln und einen Schnulzenfilm ansehen. Vielleicht mache ich sogar ein paar Duftkerzen an.
Sie wird keine Chance gegen mich haben.Ich drehe mich so ruckartig auf den Rücken, dass Daphnes kleiner Körper von mir herunterpurzelt und sie zwischen der Wand und meinem Körper eingeklemmt liegenbleibt.
Herausfordernd blicke ich sie an. „Challenge accepted."
Ächzend rappelt sie sich auf und verschränkt die Arme vor der Brust. „Argument eins", verkündet sie feierlich und pustet sich eine verirrte Strähne ihrer Lockenmähne aus dem Gesicht. „Es ist eine Hausparty bei Florence. Ohne Eltern."
Ich lache abschätzig. „Du verschießt direkt dein ganzes Pulver? Du wirst schon wissen, was du tust. Gegenargument eins: Mein weiches Bett."
Sie rollt mit ihren grünen Augen und kontert sogleich: „Argument zwei: Deine Mom fährt uns und holt uns wieder ab."
Erbost forme ich die Augen zu Schlitzen. „Du spielst nicht fair, Bell."
Meine Eltern einzuweihen und auf ihre Seite zu ziehen, ist ein echt fieser Schachzug von ihr und sie weiß es.
Meine beste Freundin hebt triumphierend das Kinn und will schon aufstehen, doch ich packe ihr dünnes Handgelenk. „Gegenargument zwei: Wir holen uns Eis beim Supermarkt."
Sie schnaubt abfällig. „Langweilig!"
Ich grinse teuflisch. „Ben & Jerry's. Jeder einen eigenen Becher. Ich zahle."
Ihre Unterlippe schiebt sich schmollend vor und ich verschränke siegessicher meine Hände hinter meinem Nacken. Und dabei musste ich den ‚10 Dinge, die ich an dir hasse'-Joker noch nicht einmal einsetzen.
„Argument drei", knurrt sie und mein Blick schießt bedrohlich zu ihr. „Simon Donovan."
Fuck!
„Was ist mit ihm?", versuche ich möglichst beiläufig zu fragen, während ich in meinem Kopf bereits überlege, was ich anziehe, ob ich nochmal duschen sollte und ob ich mir in zwanzig Minuten noch einen Sixpack antrainieren kann.
„Er wird da sein", quietscht Daphne und beginnt wieder, auf dem Bett herumzuwippen. „Florence hat ihn und ein paar der anderen Jungs aus dem Footballteam eingeladen."
Verzweifelt stöhnend schlage ich mir die Hände vor mein Gesicht.
Simon Donovan ist ... mein wahrgewordener Traum. Wunschtraum, Albtraum, feuchter Traum – jede Art von Traum.
Wunschtraum, weil er nicht einmal weiß, wer ich bin. Natürlich nicht. Er ist Mitglied des Footballteams und somit, wie es die Highschoolgesetze seit Anbeginn der Zeit wollen, Teil der Schulelite und einer der beliebtesten Schüler. Dafür muss er nicht mal Quarterback sein, die Regeln dieses Spiels checkt ohnehin kein Mensch.
Ich hingegen bin einfach nur Eric. Der große, schlaksige Junge aus der letzten Reihe, der ganz gut in Mathe und Informatik ist und im Läuferteam der Leichtathleten mitmacht, um seinen Eltern den Gefallen zu tun, wenigstens irgendeine Sportart zu machen. Ich bin nicht direkt ein Außenseiter, aber auch kein Schulpromi. Ich bin einfach da.
Albtraum, weil ich Simon seit der achten Klasse vergöttere und ich nicht mal weiß, ob er auch auf Jungs steht. Zwar sind viele Schüler und Schülerinnen an unserer Schule geoutet als homo-, bi- oder transsexuell, aber soweit, dass das auch Teile des Footballteams betrifft, geht die Toleranz dann doch nicht.
Im schlimmsten Fall ist er einfach nur hetero, was meine Hoffnungen gnadenlos zerschmettern würde.
Feuchter Traum, weil er eben Simon Donovan ist. Würde Gott mich fragen, wie der perfekte Mann aussehen soll, würde am Ende Simon herauskommen. Er ist groß, hat diese aufmerksamen blau-grünen Augen mit den unnormal langen, dunklen Wimpern und ein Lächeln, das einen dazu verleiten will, ein Plakat mit „Simon, ich will ein Kind von dir" zu malen und ihm kreischend entgegenzuschleudern.
Im letzten Schuljahr waren wir im gleichen Schwimmkurs und als wir alle nach der ersten Stunde unter der Gemeinschaftsdusche waren und Simon Donovan mir nicht nur in Badehose, sondern komplett nackt gegenüberstand, fiel mir „ganz plötzlich" ein, dass ich mein Handtuch in der Sauna vergessen hatte.
Zum Glück bin ich so durchschnittlich, dass niemandem aufgefallen ist, dass ich vorher gar nicht in der Sauna war, aber ich habe allen Ernstes drei Minuten in diesem Abkühlbecken verharrt, weil ich mich buchstäblich abkühlen musste!
Danach habe ich mich immer freiwillig gemeldet, den Lehrern beim Abbauen und Verräumen von diesen Abgrenzungsketten zu helfen, damit ich erst in die Dusche ging, wenn alle anderen schon in der Umkleide waren.
Sicherlich entging mir dadurch einiges, aber noch mehr blieb mir wahrscheinlich erspart und dieser kurze Anblick von ihm unter der Dusche liefert mir bis heute unzählige Vorlagen für meine abendlichen Fantasien.
Daphne gibt mir einen Kuss auf die Hände, die noch immer mein Gesicht bedecken und klettert mühelos über meinen Körper, um vom Bett aufzustehen.
Sie weiß, dass sie gewonnen hat. Selbst für mich ist Heath Ledger kein Gegenargument mehr.
„Aber Daphne", nöle ich, um die Fassade der Weigerung zumindest noch einen Augenblick länger aufrecht zu erhalten. „Ich weiß doch gar nicht, was ich anziehen soll."
Sie stöhnt auf und auch ohne sie anzusehen, weiß ich, dass sie mit ihren Augen in dieser „Oh bitte!"-Geste rollt. „Als hätte ich mir dazu nicht schon auf dem Weg hierher Gedanken gemacht, du Spinner!"
Langsam nehme ich meine Hände vom Gesicht und schaue sie mit einem pseudobösen Blick an. Wirklich böse kann ich ihr irgendwie nicht sein.
„Stehst du jetzt mal auf?", meckert sie und macht eine scheuchende Bewegung mit den Händen. „Ich hab deiner Mom gesagt, dass wir in einer Viertelstunde fertig sind."
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Begeisterung | ✓
Подростковая литература𝐄𝐢𝐧𝐞 𝐮𝐧𝐞𝐫𝐰𝐚𝐫𝐭𝐞𝐭𝐞 𝐁𝐞𝐠𝐞𝐠𝐧𝐮𝐧𝐠 𝐚𝐮𝐟 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐫 𝐏𝐚𝐫𝐭𝐲 𝐛𝐫𝐢𝐧𝐠𝐭 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐧𝐮𝐫 𝐄𝐫𝐢𝐜𝐬 𝐕𝐞𝐫𝐬𝐭𝐚𝐧𝐝 𝐬𝐨𝐧𝐝𝐞𝐫𝐧 𝐚𝐮𝐜𝐡 𝐬𝐞𝐢𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐬 𝐋𝐞𝐛𝐞𝐧 𝐬𝐞𝐢𝐧𝐞𝐬 𝐡𝐞𝐢𝐦𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐒𝐜𝐡𝐰𝐚𝐫𝐦𝐬 �...