30 - Außer Batman vielleicht

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Unten verstaue ich die Kiste im Kofferraum und klettere mit dem Teller voller duftender Churros zurück auf den Beifahrersitz.

Simon sitzt auf der Fahrerseite und beäugt den Teller skeptisch. „Wo hast du das jetzt her?"

„Von Glorias Oma", strahle ich. „Das sind ... äh ... Churros."

Er schnuppert vorsichtig in der Luft, macht aber keine Anstalten, eine der Teigstangen zu nehmen. „Aha?"

„Wir sollen sie uns schmecken lassen. Die sind ganz frisch, der Teller ist sogar noch warm."

„Und was genau sind die?" Er nimmt einen der Churros mit spitzen Fingern auf, als ich ihm den Teller auffordernd entgegenhalte.

„So süße, mexikanische Teigdinger", lache ich. „Ich glaube, der Teig ist ein bisschen wie der von Donuts."

Simon hebt eine Augenbraue. „Ich esse nur einen, wenn du auch einen isst."

Bereitwillig schnappe ich mir eins der warmen Teilchen und schiebe es mir ohne Umschweife in den Mund. Kauend grinse ich ihn an und beobachte amüsiert, wie er selbst ein Stück von seinem Churro abbeißt und kurz darauf die komplette Stange vertilgt.

„Gut, oder?", nuschle ich und er nickt lächelnd, während er kaut.

•••

„Das waren die Letzten", verkünde ich wenig später, als Simon sich zurück hinter das Lenkrad setzt.

Er hebt überrascht die Augenbrauen. „Oh ... okay."

„Danke für deine Hilfe." Wieder spiele ich mit der zerfledderten Liste herum.

Jetzt ist es auch egal, den Zettel brauchen wir ja nicht mehr.

„Hab ich sehr gern gemacht." Seine Finger trommeln wieder auf dem Lenkrad, aber er fährt nicht los.

Ich betrachte ihn lange und überlege, ob ich ihn fragen sollte, was los ist. Ob er noch sauer ist wegen meiner Bemerkung vorhin. Aber wenn er es nicht mehr ist, erinnere ich ihn damit vielleicht wieder daran und dann wird er wieder sauer und diese komische Stimmung ist zurück und das will ich nicht. Immerhin war das die längste Zeit, die ich je mit ihm verbringen durfte und ich muss zugeben, dass ich Simon Donovan jetzt noch mehr mag als vorher.

Auch wenn vermutlich niemand gedacht hätte, dass das möglich wäre.

„Woher wusstest du es?", platzt er auf einmal heraus und ich reiße erschrocken meine Augen auf.

Shit! Wie hat er herausgefunden, dass ich weiß, dass er und sein Vater Geldsorgen haben?

„Dass ... dass du schwul bist, meine ich", schiebt er hinterher und starrt weiterhin geradeaus nach draußen.

Erleichtert lasse ich die Luft, die ich angehalten hatte, aus meinen Lungen weichen. Meine Finger nehmen ihr Gefummel an den Überresten der Liste wieder auf, während ich überlege, wie ich diese Frage am besten beantworten könnte.

„Hm ... ich denke, es wurde mir klar, als ich mehr auf Jungs schaute als auf Mädchen." Grübelnd kaue ich auf meiner Unterlippe. „Wenn die anderen Jungs nach dem Sportunterricht in der Umkleide über Mädchen redeten, wie hübsch oder heiß die wären, dachte ich dabei mehr an ... Jungs."

Dass es eigentlich nur einer war, verschweige ich an dieser Stelle lieber.

„Und natürlich Heath Ledger", schiebe ich nach.

„Heath wer?"

Entsetzt reiße ich die Augen auf. „Du kennst Heath Ledger nicht?"

Simon hebt zögerlich seine Schultern und schüttelt den Kopf. „Nein? Geht der auf unsere Schule?"

Theatralisch fasse ich mir an die Stirn und rolle mit den Augen. „Du kannst von Glück reden, dass Daphne nicht anwesend ist. Spätestens nach diesem Satz wärst du tot." Ich lege grübelnd meine Hand an mein Kinn. „Oder du müsstest dir sämtliche Filme, in denen er mitspielt, mit ihr ansehen. Außer Batman vielleicht."

„Der hat Batman gespielt?"

Wow, er hat echt so gar keinen Plan!

„Der hat in einem Teil den Joker gespielt, aber da sieht er nicht so gut aus, darum mag Daphne den Film nicht ganz so", lache ich. „Wobei der schauspielerisch echt gut ist."

Simon ist wieder dazu übergegangen, nach vorn durch die Windschutzscheibe zu starren und ich widme mich erneut dem Zerfetzen des Papiers in meinen Händen.

Gern würde ich ihn fragen, warum er mir diese Frage gestellt hat, aber wir hatten an diesem einen Nachmittag schon so einige unangenehme Schweigemomente, dass ich uns einen Weiteren ersparen möchte.

„Sollen wir dann langsam zurück?", frage ich also vorsichtig und Simon zuckt zusammen, als wäre er gerade total tief in Gedanken gewesen.

Er nickt verstört und greift nach dem Zündschlüssel, der im Schloss steckt, dreht ihn aber nicht um. „Eric?"

„Ja?"

Simons blau-grüne Augen betrachten mich eindringlich und ich frage mich, ob er mich so viel über das Schwulsein ausfragt, weil er glaubt, dass er selbst–

„Wenn ... wenn ich in einer Situation wie Gloria wäre, würdest du schlecht von mir denken?"

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