„Also ... hm ...", druckse ich herum.
Der Film ist immer noch pausiert und William kann immer noch nicht richtig wie ein Ritter mit der Lanze umgehen.
„Was ... hm ..."
Ich komme mir blöd vor mit meiner Stammelei, aber andererseits finde ich auch keine Worte, wie ich mein Anliegen am besten verdeutlichen kann.
Mein Anliegen. Das klingt wie ein Vertrag oder sowas.
Eigentlich will ich doch nur wissen, was das zwischen uns ist. Will Simon nur mal etwas ausprobieren? Sozusagen andere Gewässer testen, ob das was für ihn ist?
Ich hätte kein Problem damit, irgendwelche Dinge mit ihm zu testen und auszuprobieren, aber ich hätte ein Problem damit, nur ein geheimer Versuch zu sein, der irgendwann einfach kommentarlos abgebrochen wird.
Simon legt wieder seine Hand an meine Wange und blickt mir auf diese Art tief in die Augen, die mein Inneres schmelzen lässt. „Ich mag dich, Eric", sagt er bestimmt.
Simon stammelt fast nie.
„Ich ... ich mag dich auch." Ich stammle ständig.
Sein Daumen fährt sanft über meine Wange. „Aber wäre es okay für dich, wenn wir in der Schule–"
„So tun als wäre nichts", vervollständige ich den Satz, den ich bereits befürchtet habe.
Und ich kann ihn verstehen. Das kann ich wirklich. Trotzdem tut es weh.
Er schüttelt den Kopf und belässt seine Hand an meinem Gesicht. „Nichts klingt so hart. Aber ... ist es okay, wenn wir für die anderen nur Freunde sind? Erst einmal?"
Mit großen Augen sehe ich ihn an und er seufzt. „Natürlich kannst du es Daphne erzählen, aber ... ich würde das vor den anderen erst mal gern für uns behalten, auch gegenüber meinem Dad. Zumindest bis er einen neuen Job hat und alles wieder etwas ... in geregelten Bahnen läuft."
„Das verstehe ich", erwidere ich und lege meine Hand über seine.
„Ja?" Er strahlt mich wieder mit diesem traumhaften Lächeln an. „Ich ... ich will einfach nicht, dass irgendwer das mit irgendeinem dummen Spruch kaputtredet oder schlecht macht. Kennst du das? Wenn man etwas Tolles hat, worüber man sich total freut und dann kommt jemand und sagt was Schlechtes darüber? Das kann einem die ganze Freude–"
Ich unterbreche sein Gebrabbel, indem ich mich nach vorn beuge und ihn einfach küsse.
Bis vor einer Woche hätte ich nicht im Traum daran geglaubt, hier mit Simon Donovan auf meinem Bett zu sitzen und ihn einfach so zu küssen, aber genau das passiert gerade und es ist das beste Gefühl der ganzen Welt.
„Du bist süß", wispere ich grinsend an seinem Mund.
Simon schiebt seine Hand in meinen Nacken und raunt „Und du schmeckst süß", ehe er unsere Lippen wieder vereint.
•••
Den restlichen Abend machen wir kaum etwas anderes. Den Film schalte ich nicht mehr an, denn keiner von uns scheint noch Interesse daran zu haben. Stattdessen liegen wir auf meinem Bett, unsere Arme umeinander geschlungen, und küssen uns unentwegt.
Früher konnte ich nie verstehen, wenn es in Filmen oder Büchern hieß, dass zwei Menschen sich den ganzen Abend geküsst hätten. Ich dachte immer, dass das doch irgendwann langweilig werden müsste.
Allerdings verstehe ich es jetzt. Es wird nicht langweilig. Zumindest nicht für mich, wenn ich Simon küsse. Ich könnte mein gesamtes Leben mit seinen Lippen auf meinen verbringen.
Irgendwann klopft es an meine Tür und wir zucken beide auseinander.
„Ja?", rufe ich mit heiserer Stimme und rapple mich auf.
Simon neben mir fährt sich grinsend mit den Händen durch seine kurzen, braunen Haare.
„Darf ich reinkommen?", höre ich die gedämpfte Stimme meiner Mutter.
Ich blicke kichernd zu Simon. „Komm rein, Mom."
Die Tür öffnet sich und ihr Kopf erscheint durch den Spalt. Ihre braunen Augen erfassen die Situation sofort, doch bis auf ein breites Lächeln verbirgt sie ihre Euphorie ganz gut. „Ich wollte nur Bescheid sagen, dass es schon ganz schön spät ist und ihr morgen Schule habt."
Erschrocken reiße ich die Augen auf, als mein Blick auf den Wecker fällt und ich feststelle, dass es schon nach zehn Uhr abends ist.
Wann ist das denn passiert?
„Soll ich dich nach Hause fahren, Simon?", bietet Mom an.
„Das ist wirklich sehr lieb, Mrs. Thompson, aber ich kann auch den–", setzt Simon an, doch da hat er seine Rechnung ohne meine Mutter gemacht.
„Ich warte dann unten", ruft sie nur und verschwindet bereits wieder.
Simons Augen blicken mich verdattert an und ich zucke unbeeindruckt mit den Schultern. „Du gewöhnst dich dran", kichere ich. „Aber ich kann gerne mitkommen."
Er setzt sich auf und schaut zur Tür, wo bis eben noch meine Mom stand. „Du hast echt tolle Eltern", seufzt er.
Ich greife seine Hand und drücke sie einmal kurz, denn ich wüsste nichts, was ich darauf erwidern könnte.
•••
„Hier ist es", ruft er kurze Zeit später nach vorn zu meiner Mutter.
Natürlich sitzen wir auf der Rückbank ihres kleinen Autos und halten die ganze Zeit unsere Hände zwischen uns.
Mom fährt an den Straßenrand und schaut auf das gepflegte Haus, in dem Simon und sein Dad wohnen. „Bekommst du Ärger?", fragt sie und dreht ihren Kopf interessiert zu uns nach hinten. „Sonst kann ich deinem Vater auch erklären, dass ich euch zu spät Bescheid gegeben habe."
Simon schüttelt lächelnd den Kopf. „Danke, aber es wird schon gehen. Ich habe ihm vorhin schon geschrieben, dass Sie mich nach Hause bringen. Vielen Dank nochmal."
„Sehr gern, Simon." Sie strahlt ihn an. „Und du bist jederzeit willkommen bei uns."
Er nickt dankbar und wendet sich mir zu. „Dann ... sehen wir uns morgen in der Schule?"
Ich grinse übers ganze Gesicht. „Ich bin auf jeden Fall da."
„Fährst du mit dem Bus?" Simon blickt kurz zu meiner Mom, die sich wieder nach vorn gedreht hat und so tut, als wäre sie mit ihrem Handy beschäftigt.
Als ob!
„Ich ... denke schon", gebe ich zurück. „Ansonsten können wir ja auch in der Pause was machen."
„Das wäre toll." Er räuspert sich kurz, ehe er sich kurz zu mir beugt und mir einen winzigen Kuss auf die Lippen haucht. „Bis morgen, Eric." Rasch öffnet er die Tür und klettert aus dem Auto, während ich ihm noch wie paralysiert hinterherschaue, wie er die Einfahrt entlang auf das Haus zuläuft.
„Du setzt dich aber ganz schnell zu mir nach vorne und erzählst mir alles, Eric", befiehlt meine Mom kichernd vom Fahrersitz.
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Begeisterung | ✓
Jugendliteratur𝐄𝐢𝐧𝐞 𝐮𝐧𝐞𝐫𝐰𝐚𝐫𝐭𝐞𝐭𝐞 𝐁𝐞𝐠𝐞𝐠𝐧𝐮𝐧𝐠 𝐚𝐮𝐟 𝐞𝐢𝐧𝐞𝐫 𝐏𝐚𝐫𝐭𝐲 𝐛𝐫𝐢𝐧𝐠𝐭 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐧𝐮𝐫 𝐄𝐫𝐢𝐜𝐬 𝐕𝐞𝐫𝐬𝐭𝐚𝐧𝐝 𝐬𝐨𝐧𝐝𝐞𝐫𝐧 𝐚𝐮𝐜𝐡 𝐬𝐞𝐢𝐧 𝐮𝐧𝐝 𝐝𝐚𝐬 𝐋𝐞𝐛𝐞𝐧 𝐬𝐞𝐢𝐧𝐞𝐬 𝐡𝐞𝐢𝐦𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐒𝐜𝐡𝐰𝐚𝐫𝐦𝐬 �...