Table for One - Roderick Porter
"Danke."
39.
"Alles okay?"
Namjoons tiefe Stimme ließ Yoongi merklich erzittern. Der kleine Vampir saß still auf einem Stuhl ungefähr einen Meter links von Namjoon, welcher gerade seit guten zwei Stunde dabei war Papierkram auszufüllen. Wenn der Mensch die Dokumente unterschrieben hatte und seine Notizen dazu eingetragen hatte gab er diese an Yoongi weiter, welcher auf seinem kleineren Tisch die Papiere sorgfältig in verschiedene Kategorien zu Stapeln hatte. Yoongi musste alles richtig machen. Er wollte Namjoon beweisen wie gut er sein konnte.
Seit Namjoon ihn gestern im Schnee suchen gekommen war, danach um ihn geweint hat, hatte Yoongi diesen merkwürdigen Drang Namjoon das Leben vielleicht etwas leichter zu machen. Er wollte ihn nicht mehr konstant beleidigen und beschimpfen. Namjoon mochte Yoongi. Namjoon wollte Yoongi nicht aussetzen. Yoongi wollte dass es auch dabei blieb. Erneut glitten die roten Augen Yoongis fast fiebrig über die vielen Haufen Papiere. Design-Abteilung lag ganz vorne, Finanzen daneben, alles über Mechanik rechts, Sponsoren darunter, abgeschlossene Aufträge links, rechts die-
"Hey", eine warme Hand landete auf Yoongis verkrampfter Schulter. Der Weißhaarige blinzelte heftig, sah erschrocken hoch in das besorgte Gesicht Namjoons hoch. Warme braune Augen sahen ihm entgegen, die dichten Augenbrauen hatte der Mensch hinter seiner Brille leicht zusammengezogen. "Ist alles in Ordnung bei dir? Ich wollte gleich eine Pause machen und etwas Trinken", erklärte Namjoon leise, ließ Yoongi nicht aus den Augen. Seine Hand - warm und sicher und weich - blieb auf der angespannten Schulter des Kleineren liegen.
"Mh", gab der Weißschopf etwas unklar von sich. Yoongis Finger hielten immer noch fast krampfhaft ein Blatt vor sich hoch. Erneut blinzelte der Vampir leicht, versuchte nicht zu überfordert zu wirken während er das weiße Papier mit zitternden Händen auf dem Stapel mit den Briefen von Sponsoren niederließ. Er rückte stumm den Stapel zurecht, ließ seine bebenden Fingerkuppen über die rauen Seiten der Blätter entlang gleiten. Erst als der Haufen perfekt sortiert und symmetrisch aussah ließ Yoongi davon ab, wandte seine großen roten Augen wieder an den Brünetten neben sich. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch kein Wort verließ seine pinken Lippen.
"Hast du Durst, Kleiner?", Namjoon lächelte ihn an, sanft und aufrichtig. Yoongi schloss den Mund wieder, überlegte. Erst dann viel ihm auf, dass sein Hals wirklich trocken war. Und sein Magen grummelte bereits unzufrieden, ließ seinen Bauch immer wieder krampfen. Ah. Das würde dann seine merkwürdig verworrenen Gedanken erklären. Er hatte schon ziemlich lange kein Blut mehr getrunken und so langsam ließ der Hunger ihn wild werden. Yoongi nickte knapp, als er erneut den Mund öffnete entkam ihm ein merkwürdiges Gurren, heiser und hell.
Namjoons Lächeln zuckte etwas nach oben. "So niedlich", murmelte der Mensch und seine Hand hob sich von Yoongis Schulter, um diesem über die weiche Wange zu streichen. Yoongis Ohren erzitterten und sein Gesicht erhitzte bei dem süßen Kompliment. Bevor der Vampir sich dieser erfreulichen Berührung entgegen lehnen konnte hatte sich Namjoon schon wieder von ihm gelöst. Unzufrieden schnaubte der Weißschopf, bleckte die spitzen Zähne, doch anscheinend sah er nicht allzu gefährlich aus, wenn man Namjoons Augenrollen und leisem kichern glauben schenken konnte.
Yoongi starrte immer noch Namjoon an, als dieser sich aus seinem Stuhl hob und etwas nach hinten schritt, wo er einen kleinen Kühlschrank in seinem Büro hatte. "Ich habe leider keine Mikrowelle hier um dir das Blut zu wärmen... Hm...", nachdenklich stellte sich der Hüter wieder auf, in seiner linken Hand mittlerweile ein Beutel voll dunkelroter Flüssigkeit. Der Magen des kleinen Vampirs knurrte erneut unzufrieden, seine Krallen grub er in den Tisch vor sich um sich selbst davon abzuhalten einfach hochzuspringen und den Beutel an sich zu reißen. Yoongi musste den Mund abrupt schließen, als ihm etwas Speichel an der Lippe runtertropfte.
"Oh! Ich könnte vielleicht...", Namjoon beendete seinen Satz nicht, schien nicht wirklich mit Yoongi zu reden sondern viel mehr einfach laut nachzudenken. Es war eine Gewohnheit die Yoongi schon öfters miterlebt hatte. Irgendwie machte es den Vampir glücklich, dass er Namjoon bereits so gut kannte, dass er dessen kleine Angewohnheiten und Eigenarten ohne weiteres ausmachen konnte.
Yoongis Augen weiteten sich im nächsten Moment heftig, als er dabei zusah wie Namjoon sich mit einer Hand den Ärmel seines Hemdes aufknöpfte und diesen seinen Arm hochkrempelte. Gebräunte Haut kam zum Vorschein, schimmernd und sehnig mit definierten Muskeln welche sich praktisch im fahlen Licht der Bürolampe räkelten und zu bewundern waren. Erneut fiel Yoongi der Mund offen.
Namjoon schritt zu dem kleinen Waschbecken hinten in seinem Büro, war sich durchaus bewusst, dass zwei rote Punkte seine jede Bewegung genauestens analysierten als er den Wasserhahn auf warm stellte und das kühle Blut darunter hielt. Als er einen Blick nach hinten wagte konnte er geradeso mitansehen wie ein Speicheltropfen von Yoongis pinkem Mund runter auf seinen Samtpullover fiel, bevor der junge Vampir sich hektisch über die Lippen strich und einmal laut schluckte, die Augen praktisch an Namjoons Arm klebend. Amüsiert schüttelte Namjoon den Kopf. Yoongi musste wohl wirklich hungrig sein, wenn er schon dabei war sich selbst anzusabbern.
Nach einigen Sekunden unter dem viel zu warmen Wasserstrahl stellte Namjoon den Hahn wieder ab und schüttelte sanft das Wasser von dem Plastikbeutel. Erneut befühlte er diesen prüfend und nickte zufrieden, als das Blut sich nicht länger kalt an seinen Fingerkuppen anfühlte, sondern eher lauwarm schien. Er wollte Yoongi wirklich nichts kaltes zu trinken geben. Vor allem nicht jetzt im tiefen Herbst, wo der kaltblütige Junge sowieso schon mit seiner Temperatur-Abhängigkeit zu kämpfen hatte.
Zufriedengestellt schritt er wieder auf Yoongi zu, dessen Blick immer noch an dem Beutel in seiner Hand hing. Doch je näher Namjoon dem kleinen Vampir kam, desto mehr fiel ihm auf, dass es eher schien, als würde Yoongi- als würde er seinen Arm anstarren? Vor Yoongis kleinen Tisch kam der Brünette zum Stehen. Yoongis blutrote Augen starrten geradewegs auf seinen entblößten Unterarm, ohne Zweifel.
Verwirrt sah Namjoon zu dem Vampir runter, legte das Blut vor ihm auf dem Tisch nieder. Yoongis Blick folgte nicht dem Blut. Seine pinke Zunge schnellte hervor, leckte sich über seine untere Lippe, den Blick weiterhin starr auf Namjoons feuchten Arm gerichtet. Etwas ratlos strich sich der Mensch das Hemd wieder über seinen Arm, drückte das Blut noch näher an den hungrigen Vampir vor sich. "Dein Blut, Yoongs", erläuterte Namjoon zeitgleich verwundert wie amüsiert über das merkwürdige Verhalten seines Blutlings.
"Huh?" Rote Auge schossen praktisch in Sekundenschnelle zu Namjoons Gesicht hoch. Kurz blieb Yoongi komplett reglos, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Dann schoss ihm urplötzlich heiße Röte ins Gesicht, verfärbte seine Wangen in ein niedliches rosa, bevor er den Kopf wieder senkte und hastig den Blutbeutel an sich nahm. "Ah...", sich räuspernd umklammerte Yoongi den lauwarmen Beutel, "Danke." Namjoon legte den Kopf schief, inspizierte den merkwürdigen Jungen vor sich für einen Moment.
"Klar, kein Problem."
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Kapitel 39 und Yoongi hat Namjoon nicht einmal beleidigt UND Namjoon ist endlich mal etwas aufgefallen??? Was geht denn hier ab??? Nach guten 30 Kapitel anschmachten fällt unserem liebsten Joon tatsächlich auf einmal auf, dass Yoongi seinen Arm anstarrt. Joon be like: Hä? Sieht der meinen Arm an? Man, der arme muss vor Hunger total verwirrt sein. Meanwhile Yoongis Gedanken: Choke me. Slap me. Bite me. Please-
Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)
1215 Wörter
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Cold Blooded ᴺᵃᵐᵍᶤ
Fanfiction!Abgeschlossen! "Jetzt beiß zu, Puppy." Min Yoongi ist sich ziemlich sicher, er hatte vor einem Tag noch braune Augen. Doch die deutlich roten Augen seines Spiegelbilds scheinen da anderer Meinung. Und woher kam überhaupt dieser merkwürdige Hunger...