Kapitel 4

60 5 1
                                    


Achanox hatte recht behalten und es gelang uns recht einfach, dieHaltestelle zu finden. Der Zug kam auch schnell, sodass wireinsteigen konnten.

Als Ziel nannte ich die Schule und auch, dass wir direkt auf dem Turmabgesetzt werden wollten. Ich wusste, dass der Zug das konnte. Es warnicht unnormal, Haltestellen zu wählen, die es nicht gab. Daherfühlte ich mich auch entspannt, als ich mich hinsetzte und die Augenschloss.

Ophelia hatte gerade ihre Spielkarten herausgeholt, um mit Asara eineRunde zu spielen, als der Zug plötzlich ruckelte. So sehr, dass ichmeine Augen öffnete und mich festhielt, um nicht vom Sitz zu fallen.

Ich beobachtete, wie Ophelia die Karten wegwarf, um sich festhaltenzu können. Diese waren noch nicht einmal alle zu Boden gesunken, daquietschte es, bevor das Licht in unserem Abteil ausging.

„Was ist denn jetzt los?", fragte ich mit Panik in der Stimme.Achanox griff mich und hielt mich fest. Auch Ophelia zog er an sich.

„Keine Ahnung, aber das ist sicher nicht normal", bemerkte erangespannt.

Das sorgte dafür, dass mein Atem schneller wurde.

Plötzlich hatte ich das Gefühl, jemand würde mir den Boden unterden Füßen wegziehen.

Ein leiser Schrei verließ meine Kehle, als ich mich an Achanoxkrallte und die Augen schloss. Das alles kam so unerwartet, dass ichsogar leicht zitterte.

Dankbar, dass Achanox mich an sich drückte, wartete ich, bis allesvorbei war.

Auch, als das Wackeln nachgelassen hatte und das Quietschen vorbeiwar, traute ich mich noch nicht, meine Augen zu öffnen.

Ich hatte eine Abneigung gegen Autos, weil ich nicht so schnellhinauskam. Ähnlich war es mir mit kleineren Zügen gegangen, dochbisher hatte dieser eine spezielle Zug diese Angst nicht ausgelöst.Jetzt hingegen spürte ich das Zittern meiner Glieder sehr genau.Panik vernebelte noch immer meine Sinne, sodass ich gar nicht richtigrealisierte, dass sich Ophelia und Achanox unterhielten.

Erst, als ich mir die Worte durch den Kopf gehen ließ, öffnete ichmeine Augen und sah mich um. Wo waren wir hier?

Die Umgebung war düster. Der Boden bestand aus blanker Erde undüberall waren kahle, tote Bäume. Manchmal – zwischendrin –einige Büsche, die jedoch auch keine Blätter mehr hatten.

Irgendwo krächzte eine Krähe und kalter Wind kam aus, der durch dietoten Bäume wehte und seltsame Geräusche verursachten. Für michklang es wie ein Schrei.

Ophelia schrie leise auf und klammerte sich an mir fest. Instinktivschlang ich meine Arme um sie. Obwohl ich selbst Angst hatte,versuchte ich, mein Zittern zu beruhigen. Dabei bemerkte ich, dassOphelia gar nicht zitterte. Es fühlte sich mehr an, als hätte siemich umarmt, damit sie mich beruhigen konnte.

Diese Vorstellung ließ mich zögerlich lächeln. „Wo sind wirhier?", fragte ich leise.

„Sieht aus, wie in der Hölle, aber es fühlt sich nicht so an",bemerkte Achanox zögerlich.

Das sorgte dafür, dass ich mich etwas intensiver umsah. Der Bodenwar aus fruchtbarer Erde, auch wenn es überall Ascheflecken gab. Dashieß, in der Hölle konnten wir nicht sein, auch wenn der leichteNebel und die toten Bäume dafürsprachen.

„Wir sind relativ spät dran für das neue Schuljahr. Glaubt ihr,jemand sucht nach uns?", fragte ich in die Runde, weil die Stille,die eingesetzt hatte, mir Angst machte.

Warum erwartete ich, jetzt überall Grabsteine zu sehen? Vielleichtkamen sogar gleich die Leichen aus ihren Gräbern geklettert undversuchten, uns zu fressen?

Ephemera und das Amulett der Schatten (Band 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt