Kapitel 11

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Als ich langsam wieder zu mir kam, bemerkte ich, dass ich mich in einem Bett befand. Es war warm und ruhig um mich herum. Dazu dunkel. War es Nacht?

Müde setzte ich mich auf und stöhnte leise. Mein Rücken schmerzte und meine Magie war kaum noch vorhanden. Dieser Körper hielt die Kraft einfach nicht mehr aus. Konnte ich nichts dagegen machen?

Mein Blick glitt zu Caldra und Trauer machte sich in mir breit. Natürlich wurde der Körper mit der Zeit schwächer. Sein Erschaffer war immerhin nicht mehr am Leben und damit konnte ich keine Kraft mehr von ihm ziehen. Vielleicht sollte ich Ophelia um Hilfe bitten, doch ich wüsste nicht, was sie tun könnte, außer mich heilen. Dann würde sie sich jedoch Sorgen machen.

Die Tür öffnete sich und ich erwartete eigentlich Dorian, doch ich wurde überrascht.

Es war ein Dämon, der eintrat. Er war zwei Meter groß und hatte gebogene Hörner. „Devon", sagte ich mit belegter Stimme überrascht. Was machte denn Magister Revonius Dämon hier?

Ich versuchte, an ihm vorbeizuschauen, weil ich damit rechnet, dass Magister Revonius ihm folgte, doch da war niemand.

„Wie ich sehe, geht es dir besser", grüßte er mich und trat ein, bevor er die Tür hinter sich schloss. „Es wäre besser gewesen, wenn du nicht hergekommen wärst."

Überrascht blickte ich ihn an. Meine Augen wurden groß, als mir klar wurde, was seine Worte zu bedeuten hatte. „Du bist dafür verantwortlich, dass ich nicht auf die Schule gelangen konnte?", fragte ich entsetzt. Wie war es möglich, dass Magister Revonius Dämon diese Entscheidung getroffen hatte oder war es doch der Lehrer, der mich nicht hier haben wollte.

Devons Blick wurde ernst. „Der Lord hat es auf dich abgesehen", sagte er mit warnender Stimme.

Mein Herz klopfte vor Aufregung. Meinte er den Höllenfürsten? Nein. Das konnte nicht sein. „Lord?", fragte ich nach, während mein Herz immer wilder hämmerte, als würde es aus meiner Brust springen wollen. Ich hatte ein wenig Angst vor der Antwort.

„Lord Barbados", sagte Devon. Erleichterung durchfuhr mich. Es ging nicht um den Höllenfürsten. Aber wer war das?

Kurz überlegte ich, bis ich die Verbindung herstellen konnte. „Der Dämon, der den Magier besessen hat und hier auf der Schule eingesperrt ist?", fragte ich.

Überraschung huschte über Devons Gesicht. Wusste er nicht, dass ich es wusste? Verdammt! Ich sollte erst denken, dann sprechen.

„Du weißt also davon", sagte Devon und ließ sich im Schneidersitzt neben meinem Bett nieder. So waren wir auf Augenhöhe.

„Ja. Ich kann Schlüsse ziehen", erwiderte ich, was ihn seufzen ließ.

„Dann kann ich dir auch gleich die ganze Geschichte erzählen, denn mein Meister hat ihn damals verbannt."

„Dein Meister? Magister Revonius?", fragte ich überrascht, doch Devon schüttelte den Kopf.

„Lord Babados war der beste Freund von Lesters Vater", begann Devon zu erzählen und ich lauschte gespannt. „Der Dämon, den er beschwor, nannte sich Astor."

Der Name sagte mir nichts und irgendwie fragte ich mich, ob das sein richtiger Name war. Wie konnte so ein unbedeutender Dämon sonst so viel Ärger machen?

„Astor war ein sehr mächtiger Dämon, dem man diese Macht aber nicht ansah. Er hat es geschafft Lord Babados zu manipulieren und seinen Geist komplett zu übernehmen. Lesters Vater gab sein Leben, um ihn einzusperren. Aber durch den Kampf gegen Achat scheint sein Gefängnis zu bröckeln und du kannst ihn mit deiner Macht befreien. Das weiß er."

Überrascht blickte ich Devon an. „Meinst du, mit meinen Portalen?", fragte ich unsicher, denn von wirklicher Macht war ich weit entfernt. Er konnte also nur meine Gabe meinen.

Devon nickte. „Genau. Darum wollte ich, dass du möglichst weit von der Schule entfernt bist, damit er dich nicht manipulieren kann. Diese Schatten ... Sie sind sein verlängerter Arm."

Ein Seufzen verließ meine Lippen. „Merk dir eines", sagte ich mit fester Stimme und blickte ihn direkt an. Ohne meine Magie war es vermutlich nicht so beeindruckend, doch das war mir gerade egal. „Mir die Dinge zu verheimlichen und mich stattdessen auszusperren, sorgt nur dafür, dass ich mich noch mehr dafür interessiere. Hättest du direkt mit mir darüber gesprochen, wäre ich ferngeblieben. Aber jetzt ist es zu spät. Er fängt an, Ophelia in die Sache hineinzuziehen. Das kann ich nicht ignorieren."

Devon verzog die Lippen. Es war klar, dass meine Ansprache ihm nicht gefiel. „Lester mag dich sehr. Er will, dass du in Sicherheit bist. Dass du jetzt schon wieder verletzt wurde ... Es macht ihn fertig", gestand er, wobei er die Augen verdrehte. Ob er etwas dagegen hatte?

„Ich verstehe", erwiderte ich, denn mir war bewusst, dass man nicht unbedingt viel nachdachte, wenn man jemanden liebte und dieser in Gefahr war. Seine Beweggründe waren also irgendwie nachvollziehbar. „Und trotzdem ist es jetzt zu spät. Auch, weil ich jetzt den Namen habe." //Achanox? Hast du das gehört. Lord Barbados ist der Magier und Astor der Dämon//, informierte ich kurz, doch da ich seine Präsenz in meinem Kopf spürte, seitdem ich erwacht war, war mir klar, dass er zugehört hatte.

//Ich werde Nachforschungen anstellen. Kannst du mich in die Hölle zurückschicken?//, wollte er wissen.

Das gefiel mir ganz und gar nicht.

Devon erhob sich und verneigte sich leicht. „Bitte entschuldige die Störung", sagte er, als hätte er aufgegeben, mich überzeugen zu wollen. Ich hatte aber auch nichts anderes erwartet. Daher nickte ich.

„Es tut mir leid, dass ich ihm Sorgen mache, aber so bin ich nun mal." Vielleicht funktionierte es deshalb besser mit Dorian. Er war genauso abenteuerlustig wie ich und mit ihm hatte ich nicht das Gefühl, er würde von oben auf mich hinabschauen. Mir war bewusst, dass Magister Revonius das nicht absichtlich machte. Für ihn war ich nur eine Schülerin.

//Auch, wenn ich nicht begeistert davon bin. Komm her, ich schick dich hin//, ließ ich Achanox wissen, während ich Devon beobachtete. Er verließ mein Zimmer und schloss die Tür.

Nur wenig später ging sie auf und Achanox trat ein. „Geht es dir besser?", fragte er und musterte mich.

„Ja", erwiderte ich knapp und erhob mich langsam. „Um dich in die Hölle zu schicken, reicht meine Magie. Zurück musst du aber selbst kommen oder einen Tag warten", ließ ich ihn wissen, wobei ich auf seine Mimik achtete.

Achanox wirkte ernst und nickte. „Das weiß ich."

„Pass bitte auf, dass der Höllenfürst nicht entdeckt. Das könnte ... unschön enden", bat ich, denn die Sorge, dass er seine Aufmerksamkeit erweckte, saß tief.

„Sollte der das tun, werde ich alles tun, was ich kann, dass er dich nicht findet", versprach Achanox. Es ließ mich schief lächeln. Das war lieb von ihm und ich wusste, dass er es tun würde, doch Achanox verstand nicht, dass ich mir Sorgen um ihn machte und nicht um mich.

Ich hob meine Hand und Magie sammelte sich. Dieses Mal nicht durch Caldra verstärkt. Das war nicht nötig.

Danach würde ich mich zwar sehr erschöpft fühlen, doch ich verstand Achanox Ansatz und stimmte ihm zu. Wir mussten mehr über diesen Dämon herausfinden, dann würden wir auch wissen, wie wir ihn besiegen konnten.

Meine Magie sammelte sich um Achanox, der seine Augen schloss und geduldig wartete. Es ging viel langsamer, als er es vermutlich gewohnt war, doch er sagte nicht. Stattdessen schenkte er mir ein kurzes Lächeln, als der Zauber wirkte und ihn begann zu teleportieren.

Als er schließlich verschwunden war, atmete ich erschöpft aus und ließ mich zurück auf mein Bett fallen.

Erst, als ich aufsah, wurde mir gewahr, dass jemand in meiner Tür stand und die ganze Zeit zugesehen und vermutlich auch zugehört hatte.

Dorian starrte mich direkte an. „Was sollte der Höllenfürst von dir wollen, dass es deinem Dämon so ernst ist, ihn nicht auf deine Spur zu bringen?", fragte er mit fester Stimme und mein Herz rutschte in meine Hose. Warum musste er ausgerechnet das hören?

Ephemera und das Amulett der Schatten (Band 2) BEENDETWo Geschichten leben. Entdecke jetzt