Auch, wenn es mir nicht gefiel, ließ ich Dorian und die anderen mit dem Problem zurück.
Wir waren nicht in der Lage, die Wesen, die hier überall auftauchten, zu bezwingen, wenn wir nicht das unschädlich machten, was es auslöste. Es war nur sehr schwer herauszufinden, wo der Auslöser war.
Mit sanften, aber schnellen Schwingen, flog ich über die Schule, tauchte immer wieder ab und sah mir bestimmte Bereiche näher an.
Ich landete nur kurz auf dem Dach, wo uns die Kutsche abgesetzt hatte, als plötzlich Vidre vor mir erschien. „Was ist hier los?", fragte sie panisch. „Warum ist hier so viel Dunkelheit?"
Ihre Stimme sagte mir, dass sie Angst hatte und sich von mir eine Antwort erhoffte. Ich konnte ihr das allerdings nicht genau sagen. „Ein Zauber", bemerkte ich angespannt. Ob das stimmte, wusste ich nicht ganz. Es konnte auch anderen Ursprungs sein, doch Magie war das Naheliegendste. „Ich suche nach einem Ankerpunkt."
Vielleicht konnte sie mir dabei helfen. Vidre sah die Schule anders als ich.
„So etwas wie ein großer, dunkler Fleck?", fragte Vidre, die wohl nicht so viel Ahnung von Magie hatte. So jung, wie sie gestorben war, hatte sie vermutlich ihre eigene Magie nie entdeckt. Bei dem Gedanken legte sich eine kalte Hand um mein Herz und drückte leicht zu. Trauer erfüllte mich, doch ich versuchte, sie abzuschütteln und mich eher auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
„Genau. Ein dunkler Punkt. Kannst du etwas Derartiges spüren?", fragte ich und Aufregung machte sich in mir breit. Wenn Vidre spürten konnte, wo sich das Amulett befand, würde das hier viel leichter werden.
Zuerst schwieg Vidre und ich rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich nach einer meiner Fragen ablenken ließ und mit den Gedanken wo anders war. Sie war eben noch ein sehr junges Kind gewesen und das würde sich für sie nie mehr ändern.
Der Drang sie in den Arm zu nehmen wuchs. Ich wusste jedoch, dass ich das nicht konnte. Kristallkinder konnte man nicht berühren.
„Da ist etwas", sagte sie schließlich. „Ein dunkler, schwarzer Fleck, der sich bewegt", bemerkte sie und klang unschlüssig, aber auch ängstlich.
„Kannst du mir sagen, wo sich dieser dunkle Fleck befindet?", fragte ich sanft. Das war die einzige Spur, die ich im Moment hatte.
„Der Raum mit den vielen Büchern", sagte sie und klang zufrieden mit sich.
Ich lächelte und hob meine Hand, in dem Versuch, sie auf ihren Kopf zu legen, um sie zu streicheln. Auch, wenn meine Hand durch sie hindurchging, spürte ich doch, dass sie darüber zufrieden war. Die Geste allein reichte ihr wohl aus.
„Vielen Dank. Du hast mit sehr geholfen", sagte ich sanft und stolz auf das Mädchen.
„Ich zieh mich jetzt wieder zurück. Die Schüler haben alle Angst. Ich will sie ablenken", erklärte Vidre zuversichtlich und irgendwie selbstsicher.
Mich ließ das schmunzeln. „Das klingt gut. Viel Erfolg."
Vidre verschwand und ich machte mich auf den Weg zur Bibliothek.
Mit einem Sprung vom Dach und wenigen Flügelschlägen gelang es mir, direkt vor der Bibliothek zu landen.
Ich streckte meine Sinne aus und versuchte herauszufinden, ob hier wirklich der Ort war, an dem der Zauber seinen Ursprung fand. Allerdings spürte ich nur eine Menge sehr verängstigter Schüler.
Ohne zu wissen, was auf mich wartete, betrat ich die Bibliothek und sah mich um. Es waren vorrangig jüngere Schüler, die sich in Gruppen gesammelt hatten. Immer einer der ältesten Jahrgänge bei ihnen. Als hätten sie die Aufgabe bekommen, die Schüler zu schützen. Nicht, dass das möglich war. Selbst hier war die Dunkelheit vorhanden, doch nicht so drückend.
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Ephemera und das Amulett der Schatten (Band 2) BEENDET
FantasyEphemera Band 2 Das zweite Schuljahr steht an, doch vorher gönnen sich Ophelia und Ephemera noch einen kleinen Ausflug durch Mana. Dabei bemerken sie etwas, das nicht normal scheint und als sie dann nicht einmal mehr durch die Tore der Mana Traeta k...