Da ich mit dem Schatten nicht weiterkam und in den letzten Tagen auch niemanden gesehen hatte, der mit einem Schatten sprach, bat ich Dorian, sich mit mir zu treffen.
Magister Dravon hatte mich auf seiner Abschussliste, sodass ich wirklich vorsichtig sein musste, was ich tat. Selbst in der Bibliothek hatte ich ständig das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich tippte darauf, dass es wirklich der Lehrer war. Sicher konnte ich mir jedoch nicht sein, weil ich keine Magie einsetzen wollte. Für das, was ich vorhatte, würde ich alle Kraft brauchen, die ich sammeln konnte.
Mein Armband hatte zwar noch keine schwarz angenommen, doch es war dunkel genug, um mir zu zeigen, dass ich Teleportzauber nutzen konnte. Hoffentlich funktionierte es dieses Mal.
„Hast du vor, ein Drachenrennen zu veranstalten, oder warum wolltest du mich unbedingt in den Stallungen treffen?", grüßte mich Dorian, bevor er mir einen sanften Kuss gab.
Daran könnte ich mich wirklich gewöhnen.
Bevor ich auf seine Frage antwortete, schlang ich meine Arme um ihn und erwiderte den Kuss innig und leidenschaftlich. Der Geschmack seiner Lippen auf meinen sorgte für ein gutes Gefühl. Eines, als wäre alles andere um mich herum gerade völlig egal.
Ich spürte, dass er in den Kuss hineingrinste und mich fester an sich zog.
Als wir uns lösten, blickte er mir tief in die Augen. „Also für sowas hätten wir auch zu mir gehen können", sagte er mit wackelnden Augenbrauen.
Das ließ mich leise lachen und ich schmiegte mich kurz an ihn. Mit meiner Wange an seiner Brust genoss ich die Wärme und schloss meine Augen. „Ich wollte mir dir, über die aktuelle Situation reden", murmelte ich leise.
Sein Griff wurde sofort ein wenig fester, als hätte er Angst, dass ich wegrannte. „Das trifft sich gut, denn ich hatte ebenfalls eine Begegnung mit einem Schatten", sagte er angespannt.
Sofort sah ich auf und weitete meine Augen. „Du auch?", fragte ich mit belegter Stimme. Es war wohl schlimmer als gedacht. Als würden die Schatten stärker werden und langsam die gesamte Schule heimsuchen.
„Was heißt ich auch?", fragte Dorian mich hochgezogener Augenbraue und starrem Blick, der mich aufforderte, ihm mehr zu erzählen.
Ich seufzte leise. „Ophelia wurde auch bequatscht", erklärte ich, bevor ich ihm von meinem Plan an der Brück erzählte.
Er schob mich ein Stück von sich. „Du hättest mich einweihen können. Dann hätten dich die Lehrer auch nicht gestört", sagte er ernst und vielleicht ein wenig beleidigt, weil ich ihn nicht erlaubt hatte, mitzumachen.
Ich lächelte schief. „Ich weiß, aber ich war mir nicht sicher, was passieren würde", gestand ich widerwillig. „Im Endeffekt ist nichts geschehen."
„Aber wenn ...", sagte er mir knirschenden Zähnen. Ein Zeichen, dass er wirklich verärgert war. Daher nahm ich seine Hand.
„Darum möchte ich auch, dass du mich dieses Mal begleitest", sagte ich, wobei ich versuchte, entschuldigend zu klingen. Mir wäre es lieber, wenn ich ihn aus allen Problemen raushalten würde, doch ich hatte so ein Gefühl, dass er sich dann selbst in welche bringen würde, um mir zu folgen. Er erinnerte mich sehr an jemanden, der dieses Verhalten als Markenzeichen hatte. Daher wollte ich vorsorgen, indem ich Dorian an meiner Seite behielt, um ihn zu schützen. Nur war das ein zweischneidiges Schwert.
„Was hast du vor?", fragte er mit einer Mischung aus Anspannung und Aufregung.
Ein Lächeln umspielte meine Lippen. „Da ich hier in der Bibliothek nichts finden kann, möchte ich eine alte Bibliothek besuchen, in der ich weiß, dass es ein Buch gibt, das uns helfen kann", sagte ich, wobei ich belustigt zusah, wie Dorian seine Lippen verzog.
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Ephemera und das Amulett der Schatten (Band 2) BEENDET
FantasyEphemera Band 2 Das zweite Schuljahr steht an, doch vorher gönnen sich Ophelia und Ephemera noch einen kleinen Ausflug durch Mana. Dabei bemerken sie etwas, das nicht normal scheint und als sie dann nicht einmal mehr durch die Tore der Mana Traeta k...