(5) I've always liked to play with fire

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* Lisa *

Lisa zog sich die Kapuze ihres schwarzen Hoodies über den Kopf und sah ein letztes Mal in den Spiegel. In Kombination mit der weißen FFP2-Maske würde man sie nicht so schnell erkennen. Zumal sie eine einfache Bluejeans trug, keinen unbequemen K-Pop Fummel.

Sie wandte sich gerade von ihrem eigenen Spiegelbild im Wandschrank ab, da klopfte es an der Tür. Herein trat zögerlich Hyunjin.

»Hey, Lisa. Ich ...« Er stutzte. »Willst du nochmal weg?«

»Ja«, antwortete sie lapidar. »Wieso? Willst du mit?«

»Wir dürfen nicht raus.«, protestierte Hyunjin.

»Aber ich will Bubbletea.«

Er lachte überrascht auf.

»Und ich weiß, wo es den besten in Seoul gibt.«

»Was ist, wenn du erwischt wirst? Die disqualifizieren uns!«

»Man muss auch mal ein Risiko eingehen«, sagte Lisa. »Vor allem für den besten Bubbletea der Welt!«

Hyunjin rollte mit den Augen.

»Im Ernst: Hast du noch nie die Regeln gebrochen? Willst du dich ewig einzwängen lassen in diesem goldenen Käfig?«

Sie zeigte demonstrativ im Raum umher.

»Wenn du verhindern willst, dass ich erwischt werde, musst du mich wohl oder übel begleiten.«

Hyunjin schüttelte erneut den Kopf. »Ich wollte dich eigentlich gerade fragen, ob wir nochmal über die Choreographie reden können. Ich hätte da eine Idee.«

Lisa schnappte sich ihre kleine Tasche vom Bett und warf sie sich über die Schulter. Unmittelbar vor Hyunjin blieb sie stehen.

»Können wir auf dem Weg zum Bubbletea Laden klären.«

Hyunjin beäugte sie skeptisch von oben bis unten. »Meinst du, das Outfit reicht, um die Security zu täuschen?«

»Und halb Seoul.«

»Dann erkennt dich immer noch die andere Hälfte.«

Lisa schlug ihm leicht mit der Faust gegen die Brust. »Du Spielverderber.«

Mit einem Stöhnen wandte sie sich um und ging zum Kleiderschrank. In wenigen Sekunden hatte sie ein schwarzes Cap gefunden und warf es ihm zu. Er fing es mit Leichtigkeit auf.

»Damit sehe ich nur noch mehr wie ein Idol aus«, sagte er mit einem abschätzigen Lachen. »Vor allem, wenn ich dazu noch eine Maske trage wie du.«

Lisa suchte weiter nach einem ihrer XXL-Shirts, die sie für einen akuten Undercover-Fall immer bei sich trug.

»Es wäre lächerlich, wenn wir beide dasselbe Outfit tragen würden. Irgendwie wie Partnerlook, findest du nicht?«

Sie zog ein schwarzes T-Shirt auf einem Bügel von der Stange und hielt es ihm entgegen. Es trug das Print einer weißen Ente, die eine Flasche Bier im Flügel hielt. Sie wankte und hickste offenbar Bläschen aus.

»Damit würdest du nicht wie ein Idol aussehen.«

»Das trag ich auf gar keinen Fall!«, rief Hyunjin.

Lisa lächelte ihn herausfordernd an. »Feigling!«

Hyunjin legte den Kopf schräg und sah sie mit geöffnetem Mund an.

»Was hast du zu verlieren?«

»Meine Ehre?«

Lisa lachte auf.

»Warum hast du überhaupt solche Outfits in deinem Schrank?«

»Für genau solche Fälle. Wenn ich einen Ausflug machen möchte ...«

»... um dir Bubbletea zu holen?«

Sie nickte und trat einen Schritt auf ihn zu. Den Bügel mit dem T-Shirt ließ sie hin- und herwippen.

»Glaub mir! Er ist es wert.«

Hyunjin wandte seinen Blick von ihr ab und biss sich auf die Unterlippe.

»Du bist sicher an meiner Seite. Ich hab Erfahrung ...«, wisperte Lisa verführerisch wie der Teufel in persona. »Niemand würde erwarten, dass du so etwas Peinliches trägst.«

Sie hielt ihm das T-Shirt an die Brust. Es würde ihm tatsächlich passen. Seine Schultern waren breit, der Oberkörper lang. Ihr ging das Shirt bis über den Hintern, wodurch sie es locker als Kleid tragen konnte, wenn sie nur einen Gürtel darumzog.

»Zu Recht.«

»Schwimm einmal gegen den Strom!«, flüsterte Lisa. »Trau dich!«

Hyunjin atmete einmal tief ein und ließ die Luft dann gepresst durch seine Lippen schnellen.

»Okay.«

Er riss ihr den Bügel aus der Hand und löste das T-Shirt davon auf dem Weg zum Bett. Sie ballte triumphal die Faust und machte eine Siegerpose.

Hyunjin zog sich sein weißes Shirt über den Kopf, wodurch Lisa freien Blick auf seinen straffen Rücken hatte. Er war echt ein ›Leckerbissen‹, so wie Rosé ihn letztens bezeichnet hatte.

Nachdem er sich das T-Shirt übergezogen hatte, wandte er sich wieder ihr zu. Lässig setzte er sich das Cap auf den Kopf.

»Und jetzt?«

Lisa musste bei seinem Anblick unweigerlich auflachen. Hyunjin verzog die Lippen und legte mit ernstem Gesichtsausdruck den Kopf schräg. Schnell riss sie die Hand vor den Mund, um ihre Gemütsregung zu unterdrücken.

»Sorry. Es ist nur ... Ich schwöre! Niemand wird erwarten, dass du es bist ...«

»... und dass wir gemeinsam unterwegs sind ...«, setzte Hyunjin ihren Satz fort.

Lisa deutete verschwörerisch mit dem Zeigefinger auf ihn. »... oder dass du so unverfroren bist und dich einfach vom Acker machst.«

»Ich bereue es jetzt schon«, sagte Hyunjin mit Blick zur Decke.

»Hey! Gib mir erst einmal die Chance, dich in eine Situation zu bringen, die du bereuen kannst!«

Hyunjin deutete mit hochgezogenen Augenbrauen auf den Aufdruck seines T-Shirts.

»Das ist ein kongenialer Schachzug«, sagte Lisa. »Du wirst mir noch dafür danken.«

Hyunjin schnaubte verächtlich. »Sicher ... Lass uns einfach gehen, bevor ich es mir noch anders überlege.«

Lisa strahlte übers ganze Gesicht.

»Na, dann los!«

Dance the Night Away [Hyunlix]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt