(23) Why you mad, why you sad

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* Felix *

›'Cause we were just kids when we fell in love‹

Felix' Blick hing an Lisa, die von Hyunjin im Kreis herumgeschwungen wurde. Wie sehr wünschte er sich, dass er an ihrer Stelle in seinen starken Armen lag. Er hatte sich immer sicher gefühlt bei ihm. Wie konnte er dieses Vertrauen nur zerstören?

›Baby, I'm dancing in the dark with you between my arms‹

Lisas Gesicht kam dem von Hyunjin gefährlich nahe, als sie das zweite Mal eine Hebefigur vollführten. Auf dem Bildschirm über der Bühne waren ihre Köpfe in Nahaufnahme zu sehen. Felix versuchte seinen Blick von Hyunjins vollen Lippen zu lösen, die etwas zu wispern schienen. Oder atmete er nur schwer?

Felix war seinen Lippen nie nähergekommen als Lisa in diesem Moment. In jener Nacht im Hotelzimmer hatte er sie kurz gestreift. Einen Kuss hatte er Hyunjin nie entlocken können. Als er ihm seine Liebe gestanden hatte, wollte er ihn küssen, doch Hyunjin hatte es nicht zugelassen. Hatte ihn mit seiner Sehnsucht und dem Liebeskummer einfach allein gelassen.

Dass Lisa ihn nun so ungeniert in der Öffentlichkeit vor laufenden Kameras begrabschen durfte, machte Felix schier rasend vor Eifersucht. Wenn Lee Know ihm einen Klatscher auf den Arsch gab, machte es ihm nichts aus. Er wusste, wie sein Bandkollege es meinte. Doch bei Lisa war das etwas anderes.

Er wollte auch Hyunjins große Hände auf seiner nackten Haut spüren, sein ehrliches Lachen hören, wenn er einen Witz machte. Doch er konnte Hyunjins Tanz nicht wie sonst immer genießen. Jede seiner Bewegungen machte ihn nur noch trauriger.

Felix wünschte sich die Zeit zurück, in der sie auf der Bühne herumgeschäkert hatten. Das Krabbeln in der Hand bei ›Thunderous‹. Er erinnerte sich lebhaft an das Lächeln, das Hyunjin ihm zugeworfen hatte, als er ihm einmal während eines Videodrehs einen Kuss auf den Handrücken gegeben hatte.

›Darling, you look perfect tonight‹

Die beiden Tänzer lösten sich voneinander und liefen plötzlich auseinander. Gespannt sah Felix Hyunjin nach. Der griff nach einem schwarzen Hula-Hoop-Reifen auf dem Boden und wandte sich damit wieder Lisa zu. Sie standen einander wie im Duell gegenüber.

Mit schnellen Handbewegungen ließen sie die Ringe aufeinander zu schnellen. Als sie sich in der Mitte der Bühne kreuzten, erkannte Felix, dass sie schwarz und weiß waren.

Sein Herz setzte einen Schlag aus. Sofort packte er sich an die Brust. Alarmiert sahen ihn Han und Chan gleichzeitig an. Er zerknitterte mit zittrigen Händen sein weißes T-Shirt und griff nach dem Anhänger darunter.

Felix hatte seine Fingerringe zwar abgenommen, nachdem Hyunjin sein Geschenk abgelehnt hatte. Doch seit Tagen trug er sein Paar um den Hals an einem schwarzen Lederband - immer nahe an seinem Herzen.

Die Hula-Hoop-Reifen blieben vor dem jeweils anderen Tänzer stehen und schossen wie ein Boomerang zurück zu ihrem Absender. Genauso hatte Hyunjin seine Liebeserklärung abgewiesen.

Felix beugte sich vor, den Blick zu Boden gerichtet. Der Sauerstoff im Raum wurde knapp. Oder atmete er nur nicht richtig ein und aus? Ihm wurde schlecht.

›I found a love, to carry more than just my secrets‹

Chan legte ihm eine warme Hand auf den Rücken. »Alles klar, Felix?«

»Eine Panikattacke?«, fragte Han, der sich auf seine Augenhöhe begeben hatte.

›We are Stray Kids, but we're so in love‹

Felix riss die Augen weit auf und den Kopf hoch. Hatte er sich gerade verhört? Es hieß ›still kids‹, da war er sich sicher. Er kannte diesen Song. Seine Ohren spielten ihm einen Streich.

Felix sprang auf die Füße. Er musste hier weg, hielt diese widerstreitenden Gefühle in seinem Herzen, die rasenden Gedanken in seinem Kopf, die Atemnot einfach nicht mehr aus.

»Felix«, sagte Han.

Felix machte einen Schritt in Chans Richtung. Sofort griff der nach seinem Handgelenk. Er sah den Bandleader unnachgiebig an.

»Denk an die Kameras!«, raunte Chan.

Felix schüttelte den Kopf. »Scheiß drauf!«

Er riss sich mit einem Ruck los und wandte sich ab. Stur lief er die Stuhlreihe entlang. Die Zuschauer machten ihm murrend Platz.

»Felix!«, hallte Chans Schrei in seinen Ohren.

Er ließ sich nicht beirren, suchte zielstrebig den Zugang zum Backstage-Bereich. Eine Security stellte sich ihm in den Weg. Er sah die Frau ernst an, zog sein VIP-Ticket und wurde durchgelassen.

Felix lief einen weiten Gang entlang. Irgendwo musste ein Ausgang sein. Er hatte nicht durch den Haupteingang des Gebäudes verschwinden wollen. Dort lauerten nur Paparazzi auf ihn und in diesem Zustand wollte er sich nicht auf Fotos abgelichtet sehen, die morgen sicher in der Presse abgedruckt wurden.

Vielleicht hatte Chan sogar Recht gehabt, und es waren Kameras auf ihn gerichtet gewesen. Nach all den Spekulationen der letzten Tage, was den Zwist zwischen Hyunjin und ihm anging, würde es ihn nicht wundern, wenn auf seine Reaktion zu der Choreographie besonders geachtet wurde. Zumal die Reaktion der Bandmitglieder auch unabhängig davon für die Medien interessant sein sollte.

Felix blieb stehen. Seine Bandkollegen würden ihn sicher gleich einholen. Verzweifelt barg er sein Gesicht in den Händen. Was sollte er nur tun?

Er suchte einen Ausweg aus diesem Labyrinth - dem Backstage-Bereich, seinen Gefühlen, seinem Leben. Irgendeine Lösung musste es doch geben.

Hinter ihm ertönten Schritte, die schnell näherkamen. Sie hatten ihn also gefunden.

Dance the Night Away [Hyunlix]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt