Belinda

03 | red nails around my dick

-Atlas-

Ich verachte lange Meetings. Versteht mich nicht falsch, ich lebe für meinen Job. Die Macht, die ich in der Modebranche besitze ich unbeschreiblich. Von der Aufmerksamkeit und den scharfen Bräuten in meiner Umgebung brauche ich gar nicht erst anfangen.

In den Augen der Presse bin ich einer der größten Junggesellen und Playboys in ganz New York. Stören tut es dennoch keinen, denn die Damen fallen mir trotzdem buchstäblich in die Arme. Ihnen ist klar, dass die Nächte mit mir nur einmalig sind, und deswegen kann ich mich nicht beschweren.

"Unser Model wird Belinda Santoro sein. Der perfekte Fang.", kündigt eine Mitarbeiterin begeistert an.

Laut Arion war die Entscheidung, welches Model schlussendlich auf das Cover kommt, schnell klar. Um solche Angelegenheiten kümmert er sich. Arion ist nicht nur mein Geschäftspartner, wir sind unter anderem gemeinsam aufgewachsen. Er ist wie ein Bruder für mich. Mein Pflegevater und ich verstanden uns nicht immer blendend demnach, nahmen mich Arions Eltern des Öfteren bei ihnen daheim auf.

Mit gerade mal fünf Monaten kamen meine Schwester und ich in einer Pflegefamilie unter. Unsere leibliche–Mutter war alleinerziehend, kam mit uns nicht zurecht. Meine Kindheit war relativ hart. Ich musste im frühen Alter lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, mich um das Wohlbefinden meiner Zwillingschwester und mir kümmern.

Sie und meine Mutter leben zurzeit allerdings in Griechenland.

Man könnte behaupten, dass ich herzlos bin, aber für die beiden und selbstverständlich auch Arion und Luca würde ich alles tun.

Ich schaute mir die Bilder, die man mir vor die Nase legte, an. Belinda Santoro, 23 ist also das Gesicht der Zeitschrift. Arions Entscheidung kann ich nur gut nachvollziehen, die Bilder sprechen für sich.

Nicht übel.

Nach ungefähr sechzig Minuten Überziehung machte ich mich sofort auf den Weg nachhause. Ich hüpfte schnell unter die Dusche, zehn Minuten später zog ich mir dann ein weißes Hemd über und lasse die oberen Knöpfe offen. Auf meinem Bett lag der geschneiderte schwarze Anzug schon bereit. Die Haare sitzen perfekt, noch etwas Parfüm und fertig.

Gutaussehend wie immer.

Zu solchen Veranstaltungen werde ich von meinem Chauffeur Mike gefahren. Er arbeitet schon seit knapp drei Jahren für mich. Diese Augen und Ohren haben schon so einiges sehen und hören dürfen. Manchmal ist der Weg nachhause, einfach zu lang, man lässt eine Dame schließlich nicht warten. Und auf blaue Eier verzichte ich gerne.

Sehr schmerzhaft.

Die Party fing um zwanzig Uhr an, was mittlerweile eine Stunde zurückliegt. Das Shooting konnte ich ohne Probleme sausen lassen, doch die Party musste ich aufsuchen. Einige unserer Geschäftspartner sind extra angereist, da ist es ein zu hohes Risiko, nicht aufzutauchen.

Ich habe mich verspätet, bin dennoch hier.

Schnell begrüßte ich die ersten bekannten Gesichter, die mir auf Anhieb auffielen. Anschließend sah ich mich etwas um und sichtete Arion an der Bar. Er unterhielt sich mit dem Barkeeper, neben ihm stand Luca.

Luca und Arion sind Halbbrüder, sie teilen sich die DNA der Vaterseite. Außerdem ist er der jüngste zwischen uns. Luca ist im Grunde mit in der Firma tätig, doch der Kerl kann nicht lange ernst bleiben, sieht das Leben zu entspannt. Demnach sind Arion und ich für das meiste verantwortlich.

Die Barhocker neben Luca besetzten zwei äußerst attraktive Damen. Ich hörte sie lachen.

Das Lachen und Stöhnen einer frau ist heilig, merkt euch das.