20. Jenna

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Samu strahlt so eine Ruhe und Sicherheit auf mich aus, dass ich mich im Moment stark genug fühle, um weiterzuerzählen. »Ich kam dann in ein Heim für Jugendliche. Als ich 13 war, bin ich abgehauen! Habe dann bis zu meinem 16. Lebensjahr auf der Straße gelebt. Habe mit den falschen Leuten zu tun gehabt. Ja, ich habe Alkohol getrunken und Drogen genommen. Nein, ich habe nichts gespritzt, nur Tabletten, Speed (Amphetamine), Liquid Ecstasy habe ich eingenommen, und ich habe gekifft. Ich wurde öfter von der Polizei aufgegriffen, aber wegen Mangel an Beweisen wieder freigelassen. Kurz vor meinem 17 Geburtstag kam ein Mann zu mir. Er stellte sich als Leonard Viibert vor. Er hat mich adoptiert. Mein Leben wurde dann wieder schön. Leonard hat mir alles geboten, er hat meine Therapien bezahlt. Psychische sowie Entzugstherapien. Erst als ich 20 war, sagte Leonard mir, wer er wirklich ist«. Ich schlucke schwer und kralle mich wieder an Samus Pulli. Er streichelt sanft über meine Haare und meinen Rücken. Was mich sehr beruhigt. »Wer war Leonard Viibert, Frau Haber«? Fragt Frau Koobes. Mir laufen die Tränen über die Wangen. »Mein richtiger Papa«! Schluchzte ich auf. Frau Koobes reichte mir die Tempobox. »Das ist ja ein starkes Stück, warum hat ihr Vater so lange geschwiegen«? Fragt sie. Ich setze mich andersherum auf Samus Schoß und lehne meinen Rücken gegen seine Brust. Seine Arme liegen vor meinem Bauch. Diese halte ich mit meinen Händen ganz fest. 

»Er wollte mich zuerst wieder zu mir selbst finden lassen. Als ich 20 war, war ich wieder so weit hergestellt, dass ich so eine Neuigkeit besser verkraften konnte. Und auch das, was er mir dann erzählte. Papa hat mir gesagt, dass Sandra, so heißt meine Mama, Abby am meisten geliebt hat, ich sei zwar auch ihr Kind, aber ich war in erster Linie das »Ersatzteillager« für Abby. Da wir ja alle gleichen Werte hatten bei Blutgruppe und so. Also wenn Abby mal etwas passieren sollte, hätte sie sofort verlangt, dass ich als Spenderin geradezustehen habe«. Samu knurrt etwas Unverständliches, dann sagt er, »Sorry ich muss mal an die frische Luft, bitte«! Ich erhebe mich von seinem Schoß. Er küsst mich und verlässt dann die Praxis. Ich sehe Frau Koobes an. »Lassen sie ihrem Mann die Zeit, für ihn ist das auch alles grauenvoll zu hören, was mit ihnen passiert ist und vor allem wie ihre Mutter sie behandelt hat«. Sagt sie. Ich setze mich auf den freien Stuhl und knete meine Hände. Schaue dann aus dem Fenster. Samu lehnt an Bemu, raucht und wischt sich immer wieder über die Augen. Mein armer Mann, ihn nimmt das so sehr mit.

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