Jenna kommt aus dem Gebäude. Ich lächle sie an. Ich liebe sie so sehr, auch wenn sie mir im Moment so gut wie keine Liebe gibt oder zeigt. Sie macht das ja nicht mit Absicht, ihr Körper verwehrt ihr es einfach, Gefühle zu zeigen und zuzulassen. Ihre Laune wechselt wieder sprunghaft von freundlich zu grantig als ich sie ansehe. Seufzend mache ich mich auf den Weg zu Frau Peeti. »Hallo Herr Haber, setzen sie sich doch bitte«. Sagt sie. Sie holt dann eine Akte aus dem Schrank, legt sie vor sich und schlägt sie auf. Sie liest kurz etwas, dann blickt sie mich an. »Ich würde gerne die Medikamentendosierung bei ihrer Frau etwas höher stellen. Nimmt sie denn regelmäßig ihre Tabletten«? »Ja, das macht sie, also so weit ich das immer sehe«. Antworte ich. »Das ist gut, ich würde gerne bei den Psychopharmaka von 30 auf 40 mg erhöhen. Wir sind auf einem Weg der Besserung, was die Gefühlslage ihrer Frau betrifft. Heute war sie zwar sehr kurz angebunden, aber die Tage zuvor hat sie sich mir etwas mehr geöffnet«. Ich atme tief durch, das ist gut, wenn Jenna sich wenigstens Frau Peeti gegenüber öffnet, auch wenn es nur kleine Schritte sind, aber es sind Schritte in die richtige Richtung. »Gut, ich werde ihr die Medikamente aus der Apotheke holen und darauf achten, dass sie, sie weiterhin regelmäßig einnimmt«. Sage ich. Frau Peeti druckt mir das Rezept aus und unterschreibt es. »Herr Haber, an sie habe ich auch eine Bitte, versuchen sie mit Jenna ins Gespräch zu kommen, erzählen sie ihr von ihrem gemeinsamen Leben, gehen sie mit ihr an Orte, mit denen sie angenehme und schöne Gefühle verbindet, versuchen sie liebevolle bekannte Gesten anzuwenden, das alles kann dazu beitragen, dass ihre Frau sich wieder etwas mehr öffnet«.
Ich stecke das Rezept in meinen Geldbeutel. »Ich kann es versuchen, sie blockt oft sofort ab, wenn sie nur hört, dass ich mit ihr etwas unternehmen möchte«. Seufze ich. Früher konnte Jenna nie genug von gemeinsamen Unternehmungen bekommen, wie oft sprang sie morgens aus dem Bett und sagte »Hey Süßer, heute ist ein schöner Tag, komm lass uns etwas rausfahren mit dem Boot«. Sie liebte es, mit mir zusammen, mit Boa rauszufahren. Oder im Winter auf dem zugefrorenen See Schlittschuh zu laufen, die Rodelbahn mit dem Schlitten runter zu jagen. Ich schlucke schwer. Ob wir das alles wieder zusammen machen werden? Frau Peeti verabschiedet sich dann von mir. »Ach Herr Haber, sie bedeuten ihrer Frau mehr wie sie wahrscheinlich im Moment zeigt oder sagt, das habe ich heute erst wieder bemerkt, lassen sie ihr Zeit, überstürzen Sie bitte nichts, und überfordern Sie, sie nicht«. »Das mache ich nie, ich lasse sie von sich aus auf mich zukommen«. Sage ich. Wir verabschieden uns dann wirklich. Ich gehe zum Auto. Jenna schaut mit leerem Gesichtsausdruck auf die Straße. Ich steige ein und lasse mich auf den Fahrersitz plumpsen. »Hat ja gedauert, Kaffeekränzchen oder was«? Faucht sie. »Nein, ich muss zur Apotheke, deine Tabletten holen, Süße«. Sage ich ruhig.
Jenna murmelt etwas Unverständliches, aber schnallt sich dann an. Nachdem ich auch angeschnallt bin, starte ich Bemu. Früher mochte Jenna es sehr, wenn ich meine Hand während Fahrten auf ihren Oberschenkel legte. Als wir ein wenig gefahren sind, versuche ich meine rechte Hand auf ihr Knie zu legen. Kaum dass ich sie ablege, schlägt Jenna sie weg. »Man Samu, schau auf die Straße«. Schimpft sie. Traurig lege ich meine Hand wieder ans Lenkrad. Ich muss viel Geduld haben mit ihr. Die habe ich ja auch, aber manchmal wünsche ich mir auf der Stelle die Jenna zurück, in die ich mich verliebt habe, die ich geheiratet habe! An der Apotheke springe ich schnell rein und hole ihre Tabletten. Der Rest der Fahrt verläuft schweigend. Zu Hause rennt sie sofort in ihr Büro und knallt die Tür zu. Sie hat vor ihrer Krankheit in einem Kinderheim gearbeitet und dort die schriftlichen Sachen erledigt. Gegen Nachmittag klopfe ich und gehe zu ihr. Sie liegt auf dem Sofa, was dort steht und starrt Löcher in die Decke. »Süße, hier deine Medikamente«. Reiche ich ihr die Apothekentüte. Sie setzt sich mit einem Ruck auf. »Ich will den Mist nicht mehr«! Schreit sie und wirft die Tüte mit voller Wucht gegen die Wand. »Ich kann es verstehen, dass du die Chemie nicht möchtest, aber sie hilft dir Schatz«. Fange ich an, zu reden. »GAR NICHTS verstehst du, ihr alle nicht! LASS MICH ALLEINE«! Schreit sie plötzlich. Ich verlasse das Büro und setze mich auf die Couch und wische mir durchs Gesicht. Das alles geht nicht spurlos an mir vorbei. Aber ich muss stark sein, für uns, für sie! Aufgeben werde ich Jenna nie im Leben, egal wie schwer es gerade ist.
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We belong Together
Fanfiction»Lass mich in Ruhe«! »Fass mich nicht an«! »Nein, will ich nicht«! Worte, die ich in letzter Zeit sehr oft zu hören bekomme! Worte, die mich verletzten, aber die ich akzeptiere! Ich sehe sie an, aber ihr Blick geht ins Leere. Sie sieht mich an, aber...