2 Waffen und Munition gratis

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Nikos war besorgt, weil Basilis nichts von den Mädchen gehört hatte. Er fuhr zurück und stellte den Wagen weit entfernt von der Hütte an einem Seitenweg so ab, dass er im Vorbeifahren kaum zu sehen war. Als er sich der Hütte bis auf hundert Meter genähert hatte, hörte er ein Auto. Er kauerte sich hinter einem Busch ins Gras und ließ es passieren. Es hielt an der Hütte. Ein Mann stieg aus und ging hinein. Nikos schlich näher an das Haus heran.

„Den schnappen wir uns," flüsterte Georgios.

Durch die Ritzen der Fensterläden schimmerte Licht.

„Wir locken ihn raus und überwältigen ihn," sagte Tom. Sie postierten sich beiderseits der Tür. Nikos warf einen Stein an das Auto. Ein Stuhl rückte, die Tür öffnete sich.

Der Mann spähte ins Dunkle, als alle drei gleichzeitig auf ihn hechteten und ihn zu Boden warfen. Georgios nahm ihn in den Polizeigriff, und Nikos tastete ihn ab. In der Jackentasche fand er ein Klappmesser und die Autoschlüssel des Fiats, aus dem Hosenbund zog er eine Pistole.

„Das ist auf jeden Fall unser Mann," stellte er fest. „Tom, hol mal ein paar Lederschnüre."

***

Sophia und Thanos redeten den ganzen Tag. Stella schüttelte innerlich den Kopf. Tom war womöglich auf der Suche nach seiner Verlobten, und die vergnügte sich mit ihrem Kidnapper.

Immerhin war ihr Standort ideal: durch die Fensteröffnung war der Hang gut zu überblicken. Wenn sie jemand suchte, könnten sie rechtzeitig flüchten. Sie hatten am Morgen beobachtet, wie Thanos' Vater zu der Hütte kam, sie aber nach wenigen Minuten wieder verließ. Er ging hinter das Haus, vermutlich, um das Auto zu inspizieren, aber nach einer Viertelstunde fuhr er weg.

„Der geht jetzt zur Arbeit. Ich schätze, er kommt am Abend wieder. Er wird sich denken, dass wir im Dunkeln zu Eurem Auto zurückkommen," meinte Thanos. Am Nachmittag führte er sie zu einem Bach, der in der Nähe ins Tal rann, sodass sie trinken konnten, aber ihre Mägen knurrten immer lauter. Stella wollte Sophia zurecht- und Thanos in seine Schranken weisen:

„Wenn nachher Tom kommt, Dein Verlobter, Sophia, Du erinnerst Dich, willst Du ihm sagen, das ist Thanos, unser Entführer, oder, das hier ist Thanos, mit dem ich heute zweimal geschlafen habe, als Du krank vor Sorge um mich warst?"

„Natürlich sage ich ihm die Wahrheit. Vielleicht nicht sofort, aber spätestens morgen. Hast Du gehört: ich sage ihm das, nicht Du. Stella, halt Dich da raus!"

An dem Haus war alles still. Zweihundert Meter oberhalb des Hauses setzten sie sich hinter einem Gebüsch ins Gras. Es war windstill und sehr mild. Sophia meinte, den Duft der Kirschblüten riechen zu können. Da näherte sich ein Auto. Sie duckten sich ganz tief, obwohl sie in der Dunkelheit auch so nicht zu sehen waren. Thanos' Vater ging ins Haus.

„Da hat sich was bewegt," flüsterte Thanos.

„Hab ich auch gesehen, irgendwas war da," antwortete Stella.

Sie starrten in die Dunkelheit. Dann polterte etwas.

„Pass auf, jetzt," sagte Sophia schon nicht mehr ganz so leise.

***

„Wozu Lederschnüre," schnaubte Tom, der die rote Welle kommen sah. Der Mann würde ihnen schon sagen, wo Sophia war.

„Geh Schnüre holen," befahl ihm Nikos mit scharfer Stimme, „sofort!" Er sah die Welle auch, und er musste sie stoppen. Natürlich war der Mann in die Sache verstrickt, aber warum sollte er zurückkommen und warten, wenn er die Mädchen verschleppt hatte? Sie brauchten Antworten, nicht Rache. Dafür war später immer noch Zeit. Georgios sah ihn erschrocken an. So hatte Nikos in seinem Beisein noch nie mit Tom gesprochen.

Die richtigen Leute Band 5: Nikos ToursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt