Tom lag im weichen Sand. Seine Füße wurden von lauwarmem Wasser umspült, wenn die auslaufenden Wellen sie erreichten. Der leise Windhauch streichelte seine Haut. Er lächelte. Es war schön. Und es war kein Traum. Es war auch nicht der Wind, der ihn streichelte, aber er hielt seine Augen geschlossen und stellte sich vor, es sei der warme Atem der Wüste. Er hielt seine Hand mit gespreizten Fingern in den Luftstrom, der sich verlagerte, von seinen Wangen, über seine Brust, seinen Bauch. Er öffnete die Augen und sah in Phils lächelndes Gesicht.
„Haben die die ganze Nacht durchgemacht?" fragte Billy Spiros, als er ebenso wie sein Leidensgenosse durch dieselben Geräusche geweckt wurden, die sie einige Stunden zuvor in den Schlaf begleitet hatten.
„Wenn Ihr nicht so verschlafene, schlaffe, alte Männer wärt, wüsstet Ihr's," stichelte Phil, der sich für eine Nacht in sein altes Ich zurückverwandelt hatte, wofür er von manchen geliebt, von anderen eher kritisch gesehen wurde. „Tom, gib mir mal das Handtuch. Alles nass hier. Was sollen unsere Gastgeber denken?"
„Mann, Phil, bist Du versaut," tadelte ihn Spiros. „Ich danke Allah, dass Du Dich im Lager zurückgehalten hast."
„Du bist ja sowas von verklemmt. Typisch. Erst keine Frau abkriegen und dann zu schüchtern, um sich's woanders zu holen."
„Es soll Männer geben, die stehen eben nur auf Frauen."
„Hab ich gehört, Spiros. Du gehörst wohl nicht dazu, oder wieso sonst steigst Du mit Sophia und Tom ins Bett?"
„Phil, hör auf," lachte Tom, „sonst versucht er's womöglich noch mal."
„Der kann sich doch kaum noch beherrschen. Wetten?"
„Okay, Du wettest, Du holst uns Spiros ins Bett? 100 Drachmen, dass Du's nicht schaffst."
„Hey, Leute, ich bin auch noch da," meldete sich Billy.
„Kannst ja mitkommen," krähte Phil, der an diesem Morgen nicht zu bremsen war.
Billy und Spiros sprangen auf, griffen sich ihre Handtücher und flüchteten. Phil grinste Tom an:
„Bruder, noch eine schnelle..."
„Jetzt ist's hell, Schluss damit. Außerdem hab ich Hunger."
Phil war noch lange nicht ausgelastet.
„Komm mal mit nach draußen, trainieren. Auf Teppich geht das nicht gut, man verbrennt sich die Knie und Ellenbogen. Ich zeig Dir ein paar von den Tricks, die wir im Lager gelernt haben. Und dann müssen wir uns mal wieder richtig hauen, okay?"
Die Trainingseinheiten fehlten Tom. Er hatte versucht, sich zuhause in Hohenberg mit einfachen Übungen fit zu halten, aber die Wochen vor dem Abitur waren definitiv zu kopflastig gewesen. Er hatte richtig gute Laune und Lust auf ein Kämpfchen.
Sie zogen sich Turnhosen an und gingen an den Wachen vorbei ins Freie. Phil demonstrierte Tom, dass die Wochen in den Camps sich gelohnt hatten. Immer wieder fand er sich im Sand wieder, mit Phils Fuß auf seiner Brust.
„Das musst Du mir beibringen, was Du da im Lager gelernt hast," keuchte er schließlich. „Wie machst Du das nur?"
„Ist alles ganz einfach. Es hat mehr damit zu tun, nicht zu denken. Du musst das alles ganz automatisch machen. Ich zeig's Dir, wenn Du im Mai kommst. Kampf?"
„Regeln?"
„Wer k.o. geht, hat verloren. Die Tricks aus dem Camp lasse ich weg, sonst hast Du gar keine Chance."
Billy und Spiros waren frisch gewaschen auf dem Weg zum Frühstück. Sie sahen Phil und Tom halbnackt hinter dem Zelt diskutieren.
„Was gibt das nun wieder?"
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Die richtigen Leute Band 5: Nikos Tours
Historical FictionIm nunmehr 5. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute" werden Tom, Nikos und ihre Freunde in immer gefährlichere Abenteuer verwickelt. Sophia und Stella werden gekidnappt, Tom und Nikos in Kairo vom ägyptischen Geheimdienst bedrängt, und einige ihrer...