32 Wie vor 3000 Jahren

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Martin wurde allmählich unruhig. Leise sagte er zu Phil:

„Sie haben gesagt, eine halbe Stunde. Jetzt warten wir schon fast zwei. Das gefällt mir nicht."

„Sie werden schon kommen, Inch Allah," beruhigte ihn Phil.

„Das nenne ich vertauschte Rollen. Sonst wirst Du immer nervös und ich bleibe ruhig."

„Du musst nur mal ein paar Wochen bei den Palästinensern verbringen, dann lernst Du Geduld. Nimm hin, was Du nicht ändern kannst, Allah weist den Weg."

„Warst Du in Palästina?" fragte Serhat den jungen Griechen mit dem schwarzen Vollbart.

„Nein, ich war in palästinensischen Ausbildungslagern. Ich gehe davon aus, dass Du Toms Freund bist und weißt, dass solche Dinge unter uns bleiben müssen."

„Tom ist extra wiedergekommen, um mit uns über Nasser und Politik zu sprechen. Leute wie ich sind in Ägypten genauso in Gefahr wie Ihr in Griechenland. Wir sollten uns vertrauen. Bist Du denn Moslem?"

„Nein, aber sieh mal, ich trage den Koran bei mir."

Phil holte den silbernen Anhänger, den ihm Tom geschenkt hatte, und den er seitdem immer um den Hals trug, unter seinem T-Shirt hervor.

„Das ist eine schöne Sure, Allahu Akbar," sagte Serhat.

„Tom hat sie mir geschenkt." Phils Stolz war unüberhörbar.

Martin meinte, Phils selbstlosen Einsatz im Souk von Tripolis würdigen zu sollen:

„Phil hat Tom das Leben gerettet, als man im Souk von Tripolis versucht hat, ihn zu erstechen."

„Das macht man so unter Brüdern," sagte Phil ganz bescheiden. „Tom und Du, Martin, Ihr habt mir auch das Leben gerettet. Wenn Ihr mich damals nicht in die Gruppe aufgenommen und immer wieder so viel Nachsicht mit mir gehabt hättet, ich weiß nicht, wo und was ich jetzt wäre."

„Ihr seid sehr gute Freunde, nicht?" fragte Serhat.

„Nein, Serhat, wir sind Brüder, Tom, Nikos, Martin und ich."

„Und wieso gehst Du in ein Palästinenserlager? Zu was lässt Du Dich ausbilden?"

„Das ist eine lange Geschichte. Tom hat Dir ja gesagt, dass wir in Griechenland gegen die Regierung kämpfen. Zwar nicht mit der Waffe in der Hand - wir sind mehr dafür zuständig, Geld und Informationen zu beschaffen. Aber manchmal kommen wir trotzdem in Situationen, wo es ganz gut ist, wenn man sich wehren kann."

„Ihr müsst mir das alles erzählen, wenn wir in Kairo sind. Aber sagt nichts, wenn andere dabei sind. Für meine Kommilitonen sind wir Freunde, die sich zufällig an den Pyramiden kennengelernt haben. Redet nur offen, wenn wir allein draußen sind, oder in meinem Zimmer, wenn ich es sage."

„Euer Geheimdienst scheint besser zu sein als der griechische, wenn Du so viel Angst hast," bemrekte Phil.

„Ich weiß nicht, wie der griechische ist, aber hier musst Du wirklich aufpassen, was Du sagst. Na endlich, da kommen sie!"

Tom und Nikos setzten sich zu ihnen. Das Café war gut gefüllt, aber niemand schien sich um sie zu kümmern. Sie waren nicht die einzigen Uniformierten, sodass sie nicht weiter auffielen, zumal ihre Uniformen den ägyptischen ähnlich waren.

„Kurzbericht," forderte Phil.

„Wir hatten ein Gespräch mit dem Geheimdienst, genauer mit zwei Generälen. Es war interessant. Wir haben ein paar neue Freunde. Sie organisieren für uns einen Ausflug nach Ismailia, an den Suezkanal, und zu irgendeinem bitteren See," sagte Nikos.

Die richtigen Leute Band 5: Nikos ToursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt