Elisabeth Przybilski war wild entschlossen. Seit 6 Jahren hatte ihr Mann jeden Versuch eines gemeinsamen Urlaubs torpediert. Immer gab es Wichtigeres zu tun. Diesmal war ihre Intrige perfekt vorbereitet. Die Sekretärin ihres Mannes war ihre Komplizin. Auch sie sorgte sich, dass ihr Chef nie eine Pause machte. Sie hatte seinen Kalender heimlich für zwei komplette Wochen geblockt. Nun saß Elli, wie sie allgemein genannt wurde, ihrer Freundin Gisela gegenüber, die in der Bonner Sternstraße ein Reisebüro betrieb.
„Ich brauche was, wo es kein Telefon gibt, keine Zeitung, die nicht mindestens 3 Tage alt ist, wo ihn keiner kennt."
„Nordpol, Südpol oder die Wüste Gobi, so etwas, Elli?"
„Du hast es erfasst. Ein Iglu am Südpol, das wär's, wenn's da nicht so kalt wäre."
„Ich glaube, ich habe da was. Du magst doch irische Musik. Was hältst Du von einer kleinen Kreuzfahrt, Italien, Griechenland, Ägypten? Jungfernfahrt, eine neue Linie. Die Dubliners spielen, ich habe vor ein paar Tagen erst die Unterlagen bekommen."
Elli Przybilski brauchte nicht lange zu überlegen.
„Das hört sich gut an. Buch eine schöne Kabine für uns. Und, Gisela, kein Wort zu niemand. „Top secret" würde Bilski das nennen. Wenn er Wind davon kriegt, kommt uns wieder irgendeine von seinen Lieblingskatastrophen dazwischen."
***
„Was schreibst Du eigentlich die ganze Zeit?" Thassos sah neugierig über Nikos' Schulter. Nikos erklärte ihm ihr neues Hobby.
„Außergewöhnliche Fortbewegungmittel? Dass ich nicht lache. Seit wann ist ein Fiat Kombi was Besonderes?"
„Da steht „Fiat Kombi GF", das Besondere ist „GF", Geheimfach."
„Akzeptiert. Das ist besonders. Und das da? Kamel, Elefant, Esel, Rikscha, U-Boot und so weiter? Wann willst Du denn in einer Rikscha gefahren sein?"
„Das ist doch die Liste mit den Sachen, die uns noch fehlen."
Die Fahrt mit den fröhlichen Jungen aus dem Norden ging viel zu schnell vorbei. Nach der Anspannung der letzten Tage war es wie Urlaub, und eigentlich war es das auch. Die bevorstehende Kreuzfahrt nach Ägypten war natürlich das Hauptthema, als sich abends alle auf der Dachterrasse des Hotels versammelten.
Basilis brachte Formulare mit, in die sie ihre Personalien eintragen mussten. Es sei ihr Eintagesvisum für Ägypten, das in Alexandria abgestempelt werden würde, erklärte er. Michalis hatte mit den ägyptischen Behörden ein vereinfachtes Verfahren für die Kreuzfahrttouristen ausgehandelt, die nur etwa 14 Stunden auf ägyptischem Boden verweilten. Die Regierung in Kairo erhoffte sich einen zunehmenden Strom von Touristen, um die fehlenden Einnahmen aus dem Suezkanal zu kompensieren.
Der Arzt kam vorbei und ging mit Tom und Nikos in eins der Zimmer im Hof nebenan. Er untersuchte die Wunden.
„Saubere Arbeit. Alles gut verheilt. Wie lange ist das her?"
„Fünf Tage."
„Die Fäden kann ich ziehen, da passiert nichts mehr. Gut, dass Ihr Euch ein bisschen geschont habt, gerade der Stich am Bein hätte richtig viel Ärger machen können."
„Geschont? Der Verrückte ist Fallschirm gesprungen und stundenlang geritten," petzte Nikos, der vor dem Ziehen der Fäden deutlich mehr Angst hatte als vor dem Nähen.
„Dann hast Du aber gutes Heilfleisch, Tom, und eine Menge Glück."
„Sagt meine Oma immer: zwei Dinge brauchst Du im Leben, Glück und gutes Heilfleisch," flachste Tom, dem auch ein bisschen mulmig war. Als er genäht wurde, hatte man ihm Schmerzmittel gespritzt. Jetzt fuhrwerkte der Doktor mit Pinzette und Schere einfach so an ihnen herum. Doch dann war er auch schon fertig, und es hatte gar nicht wehgetan.
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Die richtigen Leute Band 5: Nikos Tours
Historical FictionIm nunmehr 5. Band meiner Reihe „Die richtigen Leute" werden Tom, Nikos und ihre Freunde in immer gefährlichere Abenteuer verwickelt. Sophia und Stella werden gekidnappt, Tom und Nikos in Kairo vom ägyptischen Geheimdienst bedrängt, und einige ihrer...