14 Unsere Jungs scherzen nicht

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Nach dem Ablegen tauschten Tom und Nikos ihre Uniformen wieder gegen Jeans und T-Shirt. Die steife Brise zwang sie allerdings, trotz strahlendem Sonnenschein die Lederjacken anzuziehen. Ahmed, der sich seit dem Auslaufen bei den Pferden aufgehalten hatte, stellte sich zu ihnen an die Reling. Die afrikanische Küste war nur noch ein Strich am Horizont.

„Wie kommen die Pferde mit dem Schaukeln zurecht?" fragte Tom.

„Die Stuten sind ganz ruhig, nur der Hengst ist etwas nervös. Gut, dass er separat steht."

„Sag mal, würdest Du nicht lieber bei uns wohnen, wenn Du in Griechenland bist? Bei einem Freund von uns ist immer ein Zimmer frei, das könntest Du haben."

„Das würde ich ja gerne, aber ich muss erst den Cousin des Vorsitzenden fragen, ob er einverstanden ist. Mir ist nicht ganz klar, ob es eine Einladung oder ein Befehl war, bei ihm zu wohnen."

Sie setzten sich im Windschatten der Brücke in die Sonne. Ahmed vertiefte sich in ein Buch, was komisch aussah, weil er hinten anfing zu lesen. Nikos und Tom unterhielten sich leise auf Deutsch.

„Gangster, ich möchte Dich um etwas bitten. Du bist noch vier Tage hier, dann haben wir alle drei Abiturprüfungen, Du, Sophia und ich. In sechs, sieben Wochen kommst Du wieder. Ich möchte, dass Du Sophia noch nichts sagst. Sie soll sich genauso wie wir auf den Abschluss konzentrieren und nicht tagelang weinen."

Tom wog ab, ob Nikos meinte, was er sagte, oder ob er versuchte, Zeit zu gewinnen, um ihn doch noch von seinem Entschluss abzubringen. Es war verlockend, den furchtbaren Moment noch etwas hinauszuzögern, und das Abitur-Argument war nicht von der Hand zu weisen. Andererseits wollte er Sophia auch nichts vormachen. Er rang um eine Entscheidung.

„Also gut. Es ist ohnehin Ostern, und ich werde Sophia nur noch ein paar Stunden sehen, vermute ich. Das ändert aber nichts an meiner Entscheidung. Oder willst Du etwa nicht mehr mit mir zusammen sein?"

Statt einer Antwort nahm Nikos ihn in den Arm. Ahmed versank etwas tiefer in sein Buch.

„Macht es Dir was aus?" fragte ihn Tom.

„Was? Dass Ihr ein Liebespaar seid?" Ahmed zögerte einen Moment. „Ihr kennt Euch doch aus in meinem Teil der Welt. Was glaubt Ihr, was wir machen? Eine Frau darfst Du kaum ansehen, und eine Freundin zu haben, ohne verheiratet zu sein, ist zu gefährlich. Es soll junge Männer geben, die das so machen wie Ihr."

„Du etwa auch?"

„Nein, ich nicht." Sein Lächeln sah ein wenig nach Verschwörung aus. „Ich trinke manchmal Tee mit einer Studentin, Nesreen, sie ist sehr nett."

„Hast Du...?"

Ahmed sah sich nach allen Seiten um und flüsterte:

„Euch sage ich es, aber das muss unter uns bleiben. Wir treffen uns hin und wieder. Ich war ein bisschen schüchtern. Sie hat mich einfach ausgezogen."

Tom und Nikos schauten ihn auch ganz verschwörerisch an. Auch Tom flüsterte:

„Du brauchst keine Angst zu haben. In der Wüste und auf dem Meer kann man ungestraft die Wahrheit sagen."

„Dann sagt mir mal die Wahrheit. Tom, angeblich bist Du verlobt, aber es sieht nicht danach aus. Nikos, was ist mit Dir? Hast Du auch eine Freundin?"

„Nein," sagte Nikos, und er flüsterte nicht. „Ich bin mit Tom zusammen."

„Ich werde Sophia, meine Verlobte, verlassen," fügte Tom hinzu. „Ich bin jetzt mit Nikos zusammen. Deswegen sprechen wir manchmal Deutsch, weißt Du, das ist für uns auch alles ziemlich neu und verwirrend."

Die richtigen Leute Band 5: Nikos ToursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt