28 Die Strafe einer Verlobten

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Die Stimmung am Frühstückstisch war geteilt. Billys und Georgs Laune entsprach dem Wetter: blauer Himmel, Sonnenschein. Tom und Nikos hingegen waren sehr still. Tom hatte Angst vor dem, was er sich für den Mittag vorgenommen hatte: mit Sophia Schluss machen, ohne sie zu verletzen - ein Ding der Unmöglichkeit, befürchtete er. Nikos hatte auch Angst. Die Nacht hatte zwar eigentlich keinen Zweifel aufkommen lassen, aber er wusste auch, dass Toms Liebe für Sophia längst nicht erloschen war.

Xenia öffnete die Tür, kaum dass Nikos geklopft hatte.

„Ist Sophia da?" stammelte Tom.

„Natürlich bin ich da," erklang die immer noch schönste Stimme der Welt aus dem Halbdunkel des Flurs. Xenia und Nikos fuhren zum Flughafen, und Tom fühlte sich wie auf dem Weg zum Galgen. Sophia umarmte ihn. Er ließ es über sich ergehen. Als sie ihn küssen wollte, schob er sie sanft ins Wohnzimmer. „Kurz und schmerzlos," bläute er sich immer wieder ein, „kurz und schmerzlos," doch es tat jetzt schon weh.

„Tom, es tut mir leid. Ich war so enttäuscht und wütend, ich habe mich reingesteigert, ich habe Blödsinn gemacht. Bitte vergiss den Brief. Es war alles falsch, was ich geschrieben habe. Ich liebe Dich."

Kurz und schmerzlos. Nein, nicht schmerzlos. Aber kurz.

„Wir haben beide etwas falsch gemacht. Wir hätten uns nicht verloben dürfen. Ich wusste, dass ich nicht ohne Nikos sein kann, und Du wusstest das auch. Es ist aus."

Er schluckte schwer. Sophia sah ihn eindringlich an. Sie hatte alle möglichen Szenarien durchgespielt, sie hatte sich Antworten zurechtgelegt, und sie war vorbereitet. Sie würde nicht einfach aufgeben. Und vor allem würde sie nicht weinen.

„Ja, das wusste ich, und ich habe trotzdem zugestimmt. Ich will mit Dir zusammen sein, egal, ob Du was mit Nikos hast oder nicht. Ich liebe Dich. Keine Bedingungen."

„Aber ich liebe Dich nicht mehr. Ich liebe Nikos. Ich entschuldige mich, dass ich Dich, oder uns, in diese Lage gebracht habe, aber es ist aus."

Diese Variante war eigentlich zu einfach, fand Sophia. Sie hätte nicht gedacht, dass Tom zu diesem Mittel greifen würde: zum Mittel der Lüge.

„Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Du liebst mich noch genauso wie vor einem halben Jahr oder einem oder zwei. Dein Problem ist, dass Du meinst, Du könntest nicht uns beide lieben, aber auch das stimmt nicht. Du liebst uns beide seit Jahren, und wir waren glücklich."

„Nein. Du vielleicht, obwohl ich das nicht glaube, sonst hättest Du die Aktion mit Samir nicht durchgezogen. Ich ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil, ich habe mich immer schlechter gefühlt. Und ich möchte nicht wissen, wie sich Nikos dabei gefühlt hat. Es geht nicht mehr, bitte sieh das ein."

Schweigen legte sich über das gemütliche Zimmer. Tom betrachtete den Pfirsichbaum im Garten. Sophia wandte ihren Blick nicht von ihrem Verlobten.

„Tom, wir haben uns doch nicht aus einer Laune heraus verlobt. Wir haben uns jahrelang Zeit gelassen. Wir sollten uns nicht aus einer Laune heraus trennen."

„Das ist keine Laune."

Tom merkte, dass er in eine Verteidigungsposition rutschte. Das war das Problem: sie hatte recht, in fast allem. Er aber auch. Es gab keine andere Lösung.

„Sophia, ich kann nicht mehr und ich will auch nicht mehr. Ich liebe Nikos, und ich will nur noch mit ihm zusammen sein."

Unschöne Dinge sammelten sich auf seiner Zunge, sie schmeckten bitter. Er schluckte sie herunter. Keine schmutzige Wäsche!

Sophias Plan sah an bestimmten Stellen taktische Pausen vor. So ein Moment war jetzt gekommen.

„Ich koche uns mal einen Nescafé, ich hab auch ein paar Sesamkringel mitgebracht."

Die richtigen Leute Band 5: Nikos ToursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt