16 Die Falle

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Herr Al-Aziz war das Gegenteil eines Konsularbeamten. Er war um die 25, etwas größer als Tom, schlank und von dunkler Hautfarbe. Sein krauses schwarzes Haar war kurz geschnitten, der Vollbart gepflegt. Die Augen funkelten lebhaft. Während alle anderen Botschaftsangehörige Uniform, Kaftan oder Anzug trugen, empfing er sie in Jeans und weißem Hemd.

Seine Begrüßung enthielt Andeutungen, die Tom und Nikos nicht nur verdutzten, sondern auch warnten:

„Salam Aleikum, Major Nikos, ich grüße Sie, Major Tom." Er lächelte sie warmherzig an. „Herzlich willkommen in der Botschaft der Arabischen Republik Ägypten."

Er bat sie in einen kleinen Raum am Ende des Foyers der zweistöckigen, gepflegten Villa in einer Seitenstraße nahe dem Königspalast gleich hinter dem Syntagmaplatz.

„Lassen Sie uns schnell die Formalitäten erledigen, dann würde ich Sie gerne in ein Café einladen. Verstehe ich Sie richtig, dass Sie beide ein Visum für meine Heimat haben möchten?"

Sie versuchten, ihre innere Unruhe zu verbergen. Woher kannte Al-Aziz ihren libyschen Dienstgrad?

„Das wäre sehr zuvorkommend."

„Geben Sie mir Ihre Pässe, dann kommen wir mal zuvor."

Im Hinausgehen reichte er die Dokumente dem Kollegen am Empfang und wechselte einige Worte mit ihm.

„Wenn wir wiederkommen, ist alles perfekt."

Tom und Nikos wunderten sich, dass er ein vorbeifahrendes Taxi anhielt, denn Botschaftsmitarbeiter, und erst recht Geheimagenten, verfügten normalerweise über Dienstwagen. Sie fuhren in den Vorort Palaio Faliro und setzten sich in ein Kafenion an der Hauptstraße, die direkt am Meer verlief. Die Gaststube war gähnend leer, die Terrasse vor dem Haus dagegen voller Menschen, die die Frühlingssonne genossen. Sie bestellten Kaffee – einen griechischen und zwei Nescafé – und begannen ein Aufwärmgespräch über Familie, Heimat und Kairo.

Nachdem der Wirt ihnen die Getränke gebracht hatte, sagte der „Botschaftsmitarbeiter":

„Verzeihen Sie die Umstände. Manche Gespräche sollten privat bleiben. Sie wissen ja, wie das in öffentlichen Gebäuden manchmal ist. Lassen Sie mich zunächst Grüße von Oberst Al-Numeiri ausrichten. Er ist sicher, dass Sie den Inhalt dieses Gesprächs vertraulich behandeln werden."

„Diskretion ist unser zweiter Name," lächelte Nikos und gratulierte sich innerlich zu seiner coolen Reaktion, die seinen Gemütszustand nicht annähernd wiedergab. „Was können wir für Sie tun?"

„Wir wären an Informationen interessiert, die Sie uns vielleicht liefern können. Das ist meine offizielle Mission."

„Um was handelt es sich genau?" fragte Tom.

„Nun, wir glauben, dass Sie Kontakte in Souda Bay haben. Wir fragen uns, ob es Ihnen möglich wäre, uns zeitnah zu informieren, wenn dort bestimmte Aktivitäten ablaufen. Wir würden gerne wissen, welche Arten und wie viele Schiffe dort ein- und auslaufen, auch Flüge und vor allem ihre Fracht wären interessant. Wir stellen uns einen wöchentlichen Bericht vor, den Sie mir in Athen übergeben. Denken Sie, das wäre machbar?"

Nikos und Tom sahen sich kurz an. Nikos antwortete:

„Das könnte sein. Wir werden das mit unserer Führung abklären. Ich kann Ihnen sicher nach Ostern eine definitive Antwort geben. Dabei wird eine Rolle spielen, inwieweit Sie unsere Ausgaben begleichen würden."

„Wir stellen uns für diesen Service zweitausend Dollar wöchentlich vor. Darüber hinaus würden wir gerne wissen, ob Sie bereit und in der Lage wären, uns Einsatzpläne und ähnliche Dokumente zukommen zu lassen, die Ägypten betreffen, insbesondere die Kanalregion. Je nach Qualität der Informationen könnten wir uns Summen zwischen zehn- und zwanzigtausend vorstellen."

Die richtigen Leute Band 5: Nikos ToursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt