34 Opium haut Martin um

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Gegen Mitternacht verabschiedete sich der Onkel mit seinem Gefolge, und Serhats Mutter und Schwester legten sich schlafen. Die jungen Männer gingen in die Weinpflanzung und hockten sich in das feuchte Gras. Nikos drehte einen Joint, und sie rauchten. Die Sterne funkelten. Von einem Kanal in der Nähe war manchmal ein Plätschern zu hören. Frösche quakten.

„Nikos Tours, wirklich genial," sagte Billy leise.

„Nikos Tours?" fragte Nikos.

„Hat Tom mal in Libyen gesagt. Ein Ausflug mit Nikos Tours nach Afrika. Genial."

Tom und Phil nahmen sich Khaled und Serhat vor.

„Warum hasst Ihr Euch so?"

„Ich habe sie alle verprügelt," sagte Khaled. „Deswegen hassen sie mich. Sie hatten Angst vor mir."

„Wieso verprügelst Du Leute?"

„Sie haben mich geärgert, wegen meinem Opa. Er hat die Fabrik praktisch geschenkt bekommen. Ihren Neid haben sie an mir ausgelassen. Irgendwann habe ich angefangen, sie zu verhauen, und da war Ruhe. Dafür hat keiner mehr mit mir gesprochen. Bei der Armee kennt mich keiner. Jetzt ist alles gut."

„Was machst Du in der Armee?" wollte Phil wissen. Der Junge war kaum älter als er.

„Ich mache noch drei Monate eine Infanterieausbildung südlich von Kairo. Dann gehe ich nach Assiut, da gibt es manchmal Aufstände. Ich will mich auszeichnen, dann schicken sie mich auf die Offiziersschule."

Serhat verzog verächtlich die Mundwinkel:

„Ja, und dann machst Du ein paar Jahre Dienst, wirst Oberst oder sogar General, und wenn Du vierzig bist, schenken sie Dir auch eine Fabrik."

„Hat Nasser das gewollt? Ich glaube nicht," erwiderte Khaled. „Ich will es nicht so machen wie mein Opa. Ich werde acht oder zehn Jahre in der Armee bleiben, dann lasse ich mir eine Abfindung geben und mache mit dem Geld einen Handel auf. Ich will Geschäfte machen, exportieren, importieren, und die Welt sehen. Ich will keine Geschenke."

„Du schaffst das," ermunterte ihn Phil. „Und wenn Du so weit bist, melde Dich. Wir haben Leute in der Gruppe, die machen auch solche Geschäfte."

Er gab ihm sein Kärtchen. Sie hatten inzwischen alle welche, was ihnen eine Menge Schreiberei ersparte.

„Erzähl mir von Eurer Gruppe. Was macht Ihr so?" fragte Khaled.

Phil und Tom gaben ihm eine entschärfte Version ihrer Ziele und Tätigkeiten. Ein weiterer Joint und anhaltender dringender Gesprächsbedarf sorgten dafür, dass sie erst um vier Uhr zum Liegen kamen. Tom und Khaled verschoben ihre Revanche auf neun Uhr.

Farid weckte sie um acht, der sich auf den Weg zur Uni machte. Sie wuschen sich nacheinander an dem Becken in der Küche und bekamen Brot und süßen Sirup zum Frühstück. Tom und Nikos zogen Shorts und T-Shirt den Uniformen vor, wenn sie damit den allgegenwärtigen Mücken auch mehr Angriffsfläche boten. Serhat führte sie zu einem Platz inmitten der Felder, wo eine Pumpe Wasser in einen Nebenkanal hievte. Bis vor kurzem hatten noch Büffel diese Arbeit verrichtet, weswegen es eine runde Freifläche gab, wo Khaled, auch in kurzer Sporthose und weißem Hemd, schon auf sie wartete.

Tom und er legten ihre Hemden ab und verloren keine Zeit. Nun wurde auch klar, wieso Khaled den anderen Jungen und sogar den Älteren im Dorf überlegen war. Er war genauso durchtrainiert wie Phil. Der Kampf war verbissen, aber fair, und keiner konnte sich einen entscheidenden Vorteil sichern. Nach fünf ausgeglichenen Minuten unterbrach Phil die beiden, die von dem Wasser tranken, das Khaled in kluger Voraussicht in einer Flasche mitgebracht hatte.

Die richtigen Leute Band 5: Nikos ToursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt