Angespannt stürmten wir in unsere Unterkunft. Die Luft war dicker und zähflüssiger als Honig. Sie drückte auf unsere Brustkörbe und ließ uns japsen. Maxi setzte sich neben mich auf den Holztisch im Zentrum unseres Lagers. Seine Schulter berührte meine und seine dunkelbraunen Augen huschten kurz in meine Richtung, bevor sie sich auf Leon fixierten, der sich nun auf die Bank gegenüber von uns setzte und mit oranger Kreide ein Spielfeld aufmalte. Denn dieses Spiel würde das Schwerste sein, das wir jemals gespielt hatten. Die Wölfe hatten einige Fallen auf dem Spielfeld verteilt und waren uns damit überlegen. Doch zum Glück hatten wir Raban und Joschka. Der rothaarige Junge holte sofort seinen Erfindomaten. Dieser spuckte eine Anleitung aus, die seine Augen zum Glänzen brachten. Mr. Top und Mr. Secret wollten sich gerade in ihre provisorische Wertstatt verziehen, als Leon sie zurückhielt. „Halt, einen Moment.“, rief er, während er sich erhob und Vanessa, die schweigend zu uns gekommen war, direkt ansah, „Wenn es noch jemanden gibt, der extra verlieren will, dann soll er das jetzt sagen.“ Langsam ließ er seinen Blick durch die Mannschaft schweifen. Dabei blieben seine Augen kurz an mir hängen, woraufhin ich ängstlich zurückwich. Maxi bemerkte das, straffte seine Schultern und warf Leon einen strengen Blick zu. Unser Anführer schaute wieder zu Vanessa: „Okay, dann weiß ich Bescheid.“ „Leon!“, entgegnete das Mädchen nun, doch dieser stand auf und schaute sie vorwurfsvoll an: „Du hast uns doch gerade deine Antwort gegeben.“ Jetzt wurde auch Vanessa wütend: „Ach ja, und weißt du auch warum? Ich hab nämlich auch was gesehen.“ Aber Leon sagte nichts mehr. Er sah Vanessa so an, als würde er sie am liebsten nach Grünwald oder vielleicht sogar direkt zu Gonzo Gonzales in die Nebelburgen schicken wollen. Ein Schauer aus Eiszapfen lief mir über den Rücken. Auch Raban und Joschka verschwanden nun, während der Rest mit einem unwohlen Gefühl zurückblieb. Maxis Blick fand meinen und er lächelte mir aufmunternd zu. Er gab sich sehr viel Mühe seine Angst und seine Sorgen dabei zu verstecken. Auch wenn ihm das nicht ganz gelang erwiderte ich sein Lächeln schüchtern. Marlon beobachtete inzwischen verliebt die Fremde und Leon gesellte sich zu ihm.
Freja blies in das Horn, das einen hallenden Ton erzeugte und das Spiel ankündigte. Aufgeregt zogen wir unsere Fußballschuhe an und Raban und Joschka präsentierten uns ihre Erfindung. Misstrauisch beäugten wir das seltsame Gerät vor uns. Marlon sah zu seinem Bruder und grinste: „Was hast du? Ich finde es klasse. Ich meine, wenn wir keine Bratpfanne hätten, dann hätten wir nichts.“ „Das ist keine Bratpfanne.“, nahm Raban seine Erfindung in Schutz. Wir betraten das Spielfeld und riefen unseren Schlachtruf, doch die Wölfe warteten bereits auf uns. Der rothaarige Junge analysierte unsere Umgebung und entdeckte eine Ballkanone, Stolperseile, Fallnetze und Knockoutwalzen mit Stahlplattenkern. Wir schluckten ehrfürchtig, doch Kojote Karl Heinz begab sich bereits zum Glücksrad, das entschied, bis zu welchem Spielstand wir spielen würden. Es begann sich ratternd zu drehen und wurde immer langsamer, bis es schließlich auf der fünf einrastete. Da es bereits 4:4 stand zählte nun der erste Treffer. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war mir sicher, dass es gleich aus meiner Brust springen würde. Da legte der Kojote einen Hebel um. Aus einer Ballkanone schoss ein flauschiger Fußball der Wölfe direkt auf unser Tor zu und versuchte sein Glück. Doch Markus wäre nicht der weltbeste Torwart, wenn er das Leder nicht halten würde. Es sprang zurück aufs Spielfeld. Von da aus schnappte sich Maxi den Ball und dribbelte ihn übers Feld. Gekonnt sprang er dabei über ein Stolperseil. Und auch ein anderes passierte er mit Leichtigkeit. Auf das dritte Hindernis war er jedoch nicht vorbereitet gewesen. Er stolperte und rollte sich ab. Nun bekamen die Wölfe den Ball und preschten auf unser Tor zu. Ich verfolgte sie und grätschte dazwischen, doch ich verlor den Halt. Das Leder kam erneut auf Markus zu, der es wieder hielt. Auch ein zweites Mal in Folge drückte er es von sich weg. Doch nun lag er am Boden, obwohl der Ball sich schon wieder den Weg zu unserem Tor bahnte. Ich rappelte mich auf und sprintete los. In letzter Sekunde beschützte ich unser Tor vor dem Eindringling und schob ihn nach vorn. „Super, Yara!“, rief Maxi mir zu und die anderen pflichteten ihm bei. Ich grinste geschmeichelt, doch für diese Gefühle war jetzt keine Zeit. Denn jetzt kam die Knockoutwalze mit hoher Geschwindigkeit direkt auf uns zu. Sie verfolgte Leon, der im Ballbesitz war und blieb ihm dicht auf den Fersen. In letzter Sekunde zog er an den Fallnetzen über uns und schützte sich davor ein menschlicher Pfannkuchen zu werden. Die Walze wurde vom Netz aufgehalten, doch der Torwart der Wölfe warf den Fußball über die Trennwand auf unsere Seite. Nun war es fast unmöglich für uns das entscheidende Tor zu schießen. Aber eben nur fast. Denn nun nahm Maxi den Ball an und dribbelte ihn zu Raban und Joschka, die neben ihrer Erfindung bereitstanden. Er schoss zu den beiden Jungen, die ihr Gerät in seine Richtung hielten. Der Ball traf auf und wurde in die Höhe katapultiert. Es sah beinahe so aus, als würde er von Geisterhand über das Netz getragen werden. Er flog direkt auf das Tor zu, traf aber nur die obere linke Ecke und prallte dann ab. Verzweifelt sahen wir uns an, während wir erstarrt an unseren Plätzen standen. Doch nun kam Leon, der immer noch auf der anderen Seite des Netzes war, zur Hilfe. Er gab dem Leder erneut eine Chance, das diese auch nutzte. Der Torwart der Wölfe war dieses Mal nicht vorbereitet gewesen und der Ball begab sich ins Netz unserer Gegner. Damit stand es 5:4 für uns. Wir hatten gesiegt.Wir sprinteten aufeinander zu und ließen die versteinerten und schockierten Wölfe hinter uns. Raban und Joschka zogen mich jubelnd in eine Umarmung und die Erleichterung durchschwappte mich wie frisches Meerwasser. Als ich mich von den beiden gelöst hatte entdeckte ich Maxi, der sich suchend umschaute. Ich rannte zu ihm und als er mich sah begannen seine Augen zu glitzern. Er schlang seine Arme um mich und meine Füße lösten sich vom Boden. Lachend wurde ich im Kreis umhergewirbelt. Als „Tippkick“ mich absetzte verschmolzen unsere Blicke. Seine Augen hielten mich wie Sekundenkleber fest und die Zeit schien in Zeitlupe zu vergehen. Dann bekam Marlon, der den Pokal in den Händen hielt, seine Aufmerksamkeit. Und obwohl Maxi seinen Blick abgewendet hatte, hielt er mich noch immer fest im Arm. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten aufgeregt hin und her. Marlon übergab den Pokal jetzt an seinen Bruder, der ihn ebenfalls in die Höhe riss und jubelte. Wir taten es ihm gleich und konnten unser Glück kaum fassen.
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~Meine Beine, meine Seele~
Fanfiction„Denkst du das ist Seelenverwandtschaft? Wenn Schweigen mehr ausdrückt als Worte es jemals könnten und wenn man weiß, dass man niemals allein ist. Wenn die Liebe und Fürsorge einer einzigen Person einen vor dem Ertrinken schützt und wenn ein Blick v...