Kapitel 5

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Kleine Hände patschten mitten in mein Gesicht und weckten mich auf. Als ich die Augen öffnete, sah ich das Gesicht meiner kleinen Schwester direkt vor mir. Sie grinste mich an und ihrem Lachen schloss sich auch Andrik an. „Kannst du auf Kayla aufpassen? Ich bin mit Clara verabredet.“, warf er schließlich ein und sah mich bittend an. Seufzend willigte ich ein und breitete meine Arme aus, woraufhin meine Schwester sich an mich presste und meine Hand nahm. Nach 20 Minuten begab ich mich in die Küche und frühstückte, während Kayla wieder friedlich in ihrem Bettchen schlief. So schnell ich konnte, duschte ich, putzte meine Zähne und zog mich an. Gerade, als ich hektisch meine Haare kämmte, hörte ich, wie meine Schwester meinen Namen rief. Ich trug sie in mein Zimmer und setzte sie auf meinen weichen Teppich. Anschließend fing ich an, einige Anziehsachen, Spiele und Süßigkeiten zusammenzusuchen. All das und noch vieles mehr stopfte ich in meine riesige Reisetasche, die sich schließlich kaum noch schließen ließ. Ich schaute auf die Uhr, die mir verriet, dass ich mich bereits in 15 Minuten mit Taylor treffen würde. Hektisch trug ich meine Tasche die Treppe hinunter, wobei ich fast ausgerutscht wäre, und setzte meine kleine Schwester auf meinen Schoß. Diese war definitiv ausgeschlafener als ich und schlug wild und quietschend um sich. Immer wieder fiel mein Blick auf die Uhr. Sekunden und Minuten vergingen, die Zeiger rotierten. Vor zwei Minuten hätte ich bei meiner besten Freundin sein sollen. Endlich drehte sich ein Schlüssel in dem Schloss unserer Haustür und meine Mutter betrat mit den Einkäufen das Haus. Ich griff nach meiner Tasche, gab ihr einen Kuss auf die Wange und rannte die Straßen Grünwalds entlang. Außer Atem kam ich vor Taylors Haus zum Stehen, die mir bereits die Tür öffnete: „Da bist du ja endlich.“ Grinsend ging ich auf sie zu und begrüßte sie. Wir stellten meine Tasche direkt neben der Eingangstür ab und gingen in den Garten. Dort begannen wir, ein hellgelbes Zelt aufzubauen. Das gestaltete sich allerdings schwieriger als gedacht und so standen wir erst 45 Minuten später vor unserer Unterkunft für diese Nacht.

Es klingelte an der Tür, woraufhin Taylor und ich sie so schnell wie möglich öffneten. Wir gaben dem Pizzalieferanten sein Geld und nahmen die Pizzen entgegen. Mein Magen knurrte, als mir der leckere Duft unseres Abendessens in die Nase stieg. Wir gingen am Esszimmer vorbei und direkt in Taylors kleinen Garten, in dem wir uns stolz vor unser Zelt knieten und begannen, die Pizzen zu verspeisen. Während die Sonne den Himmel rot verfärbte und ein Kauz durch die stille Nacht sein Lied sang, saßen wir mit Taschenlampen in unserem Zelt. Wir erzählten uns Geschichten und lachten bis der Mond hoch am Himmelszelt stand. Leise legten wir uns auf das feuchte Gras und schauten in die Sterne, die mystisch über uns funkelten. Wir erfanden neue Sternbilder und Figuren, während auch die letzten Lichter in den Häusern Grünwalds erloschen. Ich schwieg und dachte nach. Ich dachte an die Unendlichkeit und die Unabhängigkeit der Sterne, mit der sie jede Nacht von der Erde aus zu sehen waren. Taylor, die ebenfalls seit einigen Minuten kein Wort gesagt hatte, riss mich nun aus meinen Gedanken: „Sag mal, bist du eigentlich in jemanden verliebt?“ Ich schüttelte beinahe automatisch den Kopf und setzte mich auf. „Lüg mich nicht an.“, grinste meine beste Freundin und setzte sich neben mich. „Ich bin in niemanden verliebt, wirklich.“, bekräftigte ich nun, doch Taylor gab ruhig, aber bestimmt zurück: „Aber… an wen denkst du dann? Ich sehe es an dem Glitzern in deinen Augen.“ Ich hatte automatisch an braune Augen gedacht, die mich immer wieder fesselten, wenn ich in sie hineinsah. An Maxis braune Augen. Ich dachte an sein Lächeln, das mich mit guter Laune ansteckte und meinen ganzen Tag retten konnte. Ich dachte an seine wunderschöne Stimme, die mich jedes seiner Worte sofort glauben ließen. Und ich dachte an seine Wärme, die ich spüren konnte, wenn er mich vorsichtig berührte und mich in Geborgenheit wog. „Maxi.“, lächelte ich mit den Tausenden flatternden Schmetterlingen in meinem Bauch, „Ich denke an Maxi.“

~Meine Beine, meine Seele~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt