Kapitel 8

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»W-Was? Aber ... aber wie soll ... also«, stotterte Jay und man spürte, wie sehr er mit sich kämpfte. Es war nicht die Bindung an sich, die ihm Angst machte, es war die Tatsache, dass er und Sam sich gerade erst gefunden hatten und es ihm wie eine Vergewaltigung vorkam, wenn er sich jetzt schon an Sam band.

»Hört zu, wir reden nicht von sofort, aber wir müssen uns auch klarmachen, dass Sam vielleicht kaum noch Zeit hat«, sagte Alexander ernst.

»Aber ... Sam e-er ist doch viel zu schwach und ...«, sagte Jay und spürte plötzlich, wie Sam ihm beruhigend über den Arm strich.

»Ihr solltet euch erst mal etwas kennenlernen. Wir gehen schlafen, aber wenn etwas sein sollte, dann schlagen die Monitore an und wir hören es«, sagte Sarah dann und zog ihren Mann sanft mit sich.

»Ja, wir kommen morgenfrüh wieder und ... ja, als schön, dass du hier bist Sam«, sagte dieser noch, ehe seine Frau ihn aus dem Raum zog und die Tür schloss.

»W-Wie hast du mich gefunden?«, Jay, der noch immer zur Tür gesehen hatte, wandte sich nun Sam in seinem Armen zu.

»Ich ... ich konnte zwei Nächte nicht schlafen. Ich hatte Alpträume, von einem kleinen weißen Wolf, der in eine Felsspalte fiel und den ich nicht retten konnte. Ich hab mir um dich Sorgen gemacht. Ich wusste, dass du es nicht leicht hast, aber nachdem ich dich im Regen aufgelesen hatte, ließ mich dieses Gefühl nicht mehr los. Ich bat meinen Vater, mit Cameron zu sprechen. Also bat er um einen Termin und wir fuhren zum Shire-Rudel. Überall roch es nach Wildrosen und ich bin fast zusammengebrochen. Im Haus war es besonders schlimm und da erkannte ich, dass du mein Gefährte bist und der Geruch deine Pheromone waren. Aber du warst schon weg. Cameron sagte uns, wo sie dich ausgesetzt hatten, und Ben sagte uns, dass er dir den Weg zum Red Lake Rudel beschrieben hätte. Also sind wir dir bis hierher gefolgt und na ja jetzt bin ich hier. Dad ist nach Hause, aber wir bleiben, bis es dir besser geht«, schloss Jay. Sam seufzte tief und senkte den Blick.

»Es tut mir leid«, sagte er leise.

»W-Was tut dir leid?«

»Du wolltest sicher keinen männlichen Gefährten. Wer will das schon? Einen schwachen Omega als Mate?«, sagte Sam bitter und wischte die aufsteigenden Tränen weg.

»Sam, sieh mich bitte an«, bat Jay energisch, dessen Herz schmerzhaft gegen seine Brust schlug. Zögernd sah Sam auf. Sacht legte ihm Jay eine Hand auf die Wange.

»Du bist das Beste, was mir passieren konnte, hörst du? Ich bin schwul, Sam und ich war es immer. Ich war verzweifelt. Ich dachte, ich müsste eine Gefährtin finden als zukünftiger Alpha und wusste doch, dass ich gegen meine Gefühle nichts tun könnte. Seit ein paar Monaten fühle ich mich schon zu dir hingezogen, seit der Sache mit Isa. Ich hab es weggeschoben und dann ... als du mir auf der Treppe in die Arme fielst, da wollte ich dich um alles in der Welt beschützen. Ich bat sogar meinen Vater, dich in unserem Rudel aufzunehmen. Es mag jetzt seltsam klingen, aber insgeheim dachte ich, wenn ich dich schon nicht als ... als Mate haben könnte, dann wollte ich wenigstens, dass du sicher bist«, schloss Jay. Sam starrte ihn nur an. Er konnte nicht fassen, was der andere sagte. Sollte er wirklich einmal im Leben Glück haben?

»Sam?«, fragte Jay besorgt.

»I-Ich ... meinst du das alles wirklich ernst?«, fragte Sam unsicher. Über Jays Gesicht huschte ein Lächeln, dann beugte er sich vor und küsste Sam. Es war so, als würde Strom durch ihre Körper fließen. Sam hatte so etwas noch nie gespürt. Er lehnte sich in den Kuss, vergrub seine Hände in Jays blonden Haaren und wusste, dass er nie wieder allein sein würde.

»Hey, nicht weinen«, sagte Jay sacht, als sie den Kuss gelöst hatten. Sam wischte sich über die Wange. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er weinte.

»Du bleibst bei mir? Nicht wegen der Gefährtenbindung, sondern weil du es willst?«, fragte er.

VerstoßenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt