Kapitel 5

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Kurze Erläuterung zu diesen Zeichen *

Wenn dieses Zeichen am Beginn der wörtlichen Rede erscheint, dann »linken« die Rudelmitglieder untereinander. Das heißt, sie sprechen in ihren Köpfen miteinander, ohne das Außenstehende es mitbekommen bzw. wenn sie in ihrer Wolfsform sind. Nur Mitglieder eines Rudels können so über den Rudellink kommunizieren.

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Jay Underwood schreckte aus dem Schlaf. Wie spät war es? Verschlafen griff er nach seinem Handy und blickte auch die leuchtenden Ziffern. Es war erst kurz nach Mitternacht. Jay hatte keine Ahnung, was ihn geweckt hatte. Es war ein Traum, oder? Er war im Wald und da war ein anderer Wolf. Ein sehr kleiner, fast noch ein Jungwolf. Er war schneeweiß und schien verletzt. Jay wollte zu ihm gelangen, aber plötzlich tat sich der Boden auf und der kleine Wolf fiel in das Loch und dann? Verwirrt setzte sich Jay auf. Er konnte nicht sagen, was los war, aber Tyron in ihm schien zu heulen.

»Was ist denn Tyron? Komm, lass uns noch schlafen, das war nur ein Traum«, sagte Jay, legte sich wieder hin und versuchte, die Bilder zu vergessen, aber es gelang ihm nicht. Es dauerte, ehe er wieder in einen unruhigen Schlaf fiel.


Am nächsten Morgen fühlte er sich gerädert. Der wenige Schlaf war das eine, aber dazu kam nun auch noch ein permanenter Druck in der Brust, so als würde jemand darauf sitzen. Müde ging Jay ins Bad und machte sich fertig, als er in die Wohnküche kam, saß sein Vater Andrew am Küchentisch und las in der Zeitung.

»Morgen Dad«, sagte Jay und goss sich einen Kaffee ein, ehe er sich einen Toast nahm. Andrew Underwood ließ die Zeitung sinken und sah seinen Sohn forschend an.

»Morgen Jay. Alles in Ordnung? Du siehst nicht gut aus«, sagte er.

»Mhm ... schlecht geschlafen. Wo sind denn Mum und Isa?«

»Besuchen eine Freundin von Isa. Ist wirklich alles okay?«, hakte Andrew nach.

»Ja, alles gut. Sag mal Dad, kann ich dich mal was fragen?«

»Sicher.«

»Kennst du den Omega aus dem Shire-Rudel?«, fragte Jay geradeheraus, ohne zu wissen, warum ihm Sam gerade jetzt in den Sinn kam. Andrew Underwood legte seine Zeitung nun endgültig auf die Seite.

»Warum?«

»Nur so. Ich hab ... ich hab ihn gestern im Wagen mitgenommen, weil er durch den strömenden Regen lief. Keine Ahnung ... irgendwie ... ich denke, dass er in seinem Rudel leidet.«

»Wie meinst du das?«

»Er ist unfassbar dünn. Ich meine ja, er ist ein Omega und daher kleiner und zarter als andere Wölfe, aber ... selbst Isa fällt das auf.«

»Isa? Was hat sie mit dem Omega zu tun?«, wollte Andrew wissen. Jay zuckte mit den Schultern.

»Er hat ihr mal geholfen und seither hat sie einen Narren an Sam ... also dem Omega gefressen. Sie hat ihm gestern was zu essen gebracht. Dad, du kennst doch Cameron Asher, meinst du er würde ... er würde ihn hungern lassen? Sam lebt doch bei den Ashers, oder?«, Andrew rieb sich die Augen und nickte dann.

»Ja, das tut er. Seine Eltern haben Samuel verstoßen, als sie erfuhren, dass er ein Omega ist, soviel ich weiß. Cameron nahm ihn auf, denn du weißt, auch Omegas sind wichtig für das Rudel. Du kennst unser Rudel, hier gab es nie einen männlichen Omega, aber selbst, wenn, niemand hier würde sich daran stören. Aber Camerons Rudel ist anders. Ich kenne den Grund nicht, aber in diesem Rudel herrscht eine tiefe Abneigung den männlichen Omegas gegenüber. Ob Cameron ihn hungern lässt, kann ich nicht sagen, aber er wird ihn sicher nicht, wie seinen Sohn behandeln«, erklärte Andrew ernst.

VerstoßenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt