Die Schneeflocken tanzten sanft durch die Luft, während Sam und Jay, in ihren Wolfsgestalten, durch den dichten Wald liefen. Ihre Pfoten setzten leise auf den frischgefallenen Schnee, während sie nebeneinander sprinteten, ihre Bewegungen ein perfektes Abbild der tiefen Verbundenheit, die sie teilten. An diesem ruhigen Sonntag im späten November wirkte die Welt um sie herum, als wäre sie in stille Pracht gehüllt. Mehr als vier Wochen waren sie nun schon an der Jackson High und fühlten sich sehr wohl. Inzwischen hatte Sam bereits seine zweite Heat mit Jay überstanden. Sie war nicht so heftig wie die Erste, aber trotzdem nicht weniger intensiv. Sie hatten sich eingelebt und Freunde gefunden und doch spürte Jay, dass Sam etwas bedrückte. Am nächsten Tag wollte Alexander mit ihnen sprechen. Sams OP sollte bald sein und es gab noch letzte Sachen zu besprechen.
Als sie die Lichtung erreichten, die ihnen schon von Mason und Ian bekannt war, verlangsamten sie ihre Schritte und kamen schließlich zum Stehen. Die erste Schneeschicht des Jahres hatte die Lichtung in ein bezauberndes Winterwunderland verwandelt. Tyron und Coda ließen sich im Schnee nieder, ihre warmen Atemwolken bildeten kleine Nebelschwaden in der kalten Luft.*Erinnerst du dich, was Mason über diesen Ort gesagt hat?*, linkte Jay in Sams Kopf.
*Ein Ort, an dem man einfach nur sein kann, ohne Sorgen*, linkte dieser zurück. Sie blickten hinauf in den klaren Himmel, der durch die kahlen Äste der Bäume sichtbar war, ein Moment der Stille umgab sie, ein seltenes Gut in ihrem oft hektischen Alltag.
*Ich hätte nie gedacht, dass ich so einen Ort finden würde ... oder jemanden wie dich*, Jays Stimme war sacht und Sam drehte seinen Kopf, um seinen Gefährten anzusehen, seine Augen leuchteten im schwachen Winterschein.
*Ich auch nicht. Aber ich bin so froh, dass wir uns gefunden haben*, ein kurzes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.
*Weißt du, was noch besser wäre? Eine Schneeballschlacht auf dieser Lichtung*, linkte Jay dann und man hörte das Lächeln in seiner Stimme nur zu deutlich.
*Ohne Hände wohl etwas schlecht und hier zurückverwandeln? Wir würden erfrieren*, linkte Sam zurück. Bevor er reagieren konnte, war Jay schon aufgesprungen, hatte seien Schnauze im Schnee versenkt und stupste eine nicht unerhebliche Menge über Sam. Mit einem spielerischen Knurren, das durch die kalte Luft hallte, sprang Coda auf, bereit zum Gegenschlag.
*Das bedeutet Krieg, Jay Underwood!*, linkte er und schon balgten die beiden sich in der weißen Pracht, die Codas schneeweißes Fell zu verschlucken schien. Nachdem sie eine Weile im Schnee getobt hatten, ließ Sam sich erschöpft in den Schnee sinken. Jay bemerkte sofort die Veränderung in Sams Verhalten und war sichtlich besorgt. Er näherte sich seinem Gefährten vorsichtig und stupste ihn mit der Schnauze an.
*Sam, ist alles in Ordnung mit dir? Du bist schon die letzten Tage sehr still und siehst müde aus*, die Worte hallten in Sams Kopf wider, ein sanftes Echo, das seine Gedanken unterbrach. Er seufzte tief, bevor er antwortete, seine Stimme ein stilles Flüstern in Jays Kopf.
*Ich weiß nicht ... ich schlafe schlecht, habe Alpträume. Es gibt so viele Gefühle in mir, die ich nicht deuten kann. Ich wollte schon oft mit dir sprechen, aber ...*, Sam brach ab. Die Offenbarung traf Jay wie ein Schlag. Er fühlte sich schuldig, dass er Sams inneren Kampf nicht früher bemerkt hatte.
*Sam, es tut mir so leid. Ich hätte sehen müssen, dass es dir nicht gut geht. Sprich mit mir, ich will dir helfen?*, Sam blickte Jay an, seine Augen suchten nach Trost in der Verbindung, die sie teilten. Jay legte sich dicht neben Sam und schmiegte seinen Kopf an Sams Seite. Er spürte, wie wichtig es war, jetzt mit Sam zu sprechen, aber nicht hier. Während sie so eng beieinander im Schnee lagen, fasste er einen Entschluss.
*Sammy, lass uns nach Hause gehen. Dort können wir in Ruhe reden, ohne Ablenkungen. Ich habe das Gefühl, dass da noch viel mehr ist, was dich belastet*, Sam blickte Jay einen Moment lang an, bevor er nickte. Tief in seinem Inneren wusste er, dass Jay recht hatte. Es gab Dinge, die gesagt werden mussten, Gefühle, die er noch nicht ganz verstanden hatte, und Ängste, die tief in ihm schlummerten.
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Verstoßen
WerewolfSamuel White hasste sein Leben. Als männlicher Omega ist er der rangniedrigste Wolf in seinem Rudel und das bekommt er nur zu oft zu spüren. Er wird geschlagen, ausgegrenzt und verachtet. Seine eigenen Eltern haben ihn verstossen und als er dann auc...