Kapitel 9

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»Alles gut?«, fragte Jay und setzte sich wieder zu Sam ins Bett. Dieser nickte lächelnd.

»Alles okay«, sagte er. Ian erhob sich, trat zu Mason und nahm dessen Hand.

»Wir kümmern uns darum, dass ihr nach drüben ins Haus ziehen könnt. Ruht euch aus. Wir sprechen mit Alex«, sagte dieser dann und sah zu den beiden jungen Werwölfen.

»In Ordnung und ... danke«, sagte Jay und nahm nun Sams Hand in seine. Der andere nickte ebenfalls und Ian lächelte.

»Kein Problem. Wir kommen bald wieder«, sagte er und verließ zusammen mit Mason das Zimmer.

»Worüber habt ihr gesprochen?«, wollte Sam dann von Jay wissen, der noch immer zur Tür sah und sich dann wieder seinem Mate zuwandte. Verlegen rieb er sich den Nacken.

»Äh, die Bindung und so ... na ja ... ich hab eben, also keine Erfahrung«, sagte er und lief leicht rot an.

»Wirklich nicht?«, wollte Sam wissen und Jay strich ihm lächelnd durch die Haare.

»Wirklich nicht. Es hat sich nie ergeben. Schwul sein kam lange Zeit nicht infrage und ich konnte mich nie überwinden mit einem Mädchen ..., ja«, erklärte er noch immer verlegen. Sam lächelte.

»Dann haben wir also beide keinerlei Erfahrung«, sagte er. Jay beugte sich hinunter und küsste Sam lang und voller Hingabe.

»Nein, aber ich denke, wir bekommen das hin«, sagte er dann, als sie sich mit roten Wangen und schweratmend voneinander gelöst hatten.


»Also, wie geht es ihm?«, wollte Richard Scott wissen und schenkte Dr. Alexander Martin Kaffee ein. Dieser seufzte, gab Milch in die Tasse und rührte um.

»Nicht gut fürchte ich. Letzte Nacht hätten wir ihn um ein Haar verloren«, sagte er matt.

»Was? Aber er lebt?«

»Ja, keine Sorge. Jay war da und meine Frau hatte die richtige Idee. Jay hat ihn geküsst und dann hat er sich stabilisiert. Heute Morgen war sein Fieber wieder hoch, aber so weit ist er stabil. Trotz allem müssen sie sich binden, sonst wir der Kleine es nicht schaffen. Er hat einfach zu lange gelitten«, sagte Alexander und die Schuld und Bitterkeit in seiner Stimme war kaum zu überhören.

»Hey, es war und ist nicht deine Schuld. Du konntest nichts tun ...«, sagte Richard, aber Alexander schüttelte den Kopf.

»DOCH!«, entkam es ihm laut.

»I-Ich hätte häufiger hinfahren können, ich hätte einfach nach ihm sehen müssen, dann wäre es mir aufgefallen. Ich ... wir alle haben versagt, was Sam angeht. Wir haben ihn leiden lassen. Es ist einfach nicht zu fassen, dass so etwas unter unseren Augen geschehen ist.«

»Ja, da stimme ich dir zu. Ich werde Andrews Bitte ernst nehmen und es dem Rat vortragen. Ich kenne Cameron Asher nicht gut, aber das, was er getan hat, ist eines Rudelalphas nicht würdig«, sagte Richard und fuhr sich durch die schwarzen, von grauen Strähnen durchzogenen Haare. Im selben Moment kamen Mason und Ian in die Wohnküche des Alphahauses.

»Guten Morgen, Dad«, sagte Mason.

»Ja, guten Morgen. Stören wir?«, wollte Ian dann wissen.

»Nein, setzt euch bitte«, sagte Richard und die beiden jungen Männer taten wie ihnen geheißen.

»Wir sprachen gerade über Sam und das ich seinen Fall dem Rat vorlegen werde«, erklärte der Rudelalpha.

»Ja, das wäre sicher richtig. Ich frage mich nur, woher der Hass auf Sam kommt. Ich weiß, dass wir männlichen Omegas selten sind, sehr selten sogar, aber ich kenne kein Rudel, das sie so ablehnt«, Ians Stimme zitterte leicht. Er konnte sich gut daran erinnern, wie er als Kind erfahren hatten, dass er ein Omega war und wie groß seine Angst gewesen war, dass die anderen Kindern ihn nun meiden würden. Aber nichts davon war geschehen. Er war immer beliebt, hatte Freunde und liebende Eltern. Als Mason dann in sein Leben kam, war es perfekt. Nicht das Mason nicht schon immer dagewesen war. Sie hatten schon als Kinder zusammen gespielt, sich immer gut verstanden, und wahrscheinlich hatte sie schon immer eine gewisse Anziehung, aber als sie Gefährten wurden, war es doch so überraschend und schön zugleich, dass Ian diesen Tag nie vergessen würde.

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