Kapitel 7

2K 91 11
                                    

Als Ian und Mason die Krankenstation betraten, hörten sie bereits Masons Vater mit Dr. Alexander Martin sprechen. Sie durchschritten den Eingangsbereich und betraten das Krankenzimmer, welches gleich auf der linken Seite lag. Als sie eintraten, verstummten die beiden Männer. Mason sah zum Krankenbett, in dem ein Junge lag, der auf den ersten Blick kaum älter als fünfzehn zu sein mochte. Er hatte blondes kurzes leicht gewelltes Haar. Seine Haut war blass und seine Wangen wirkten eingefallen. Eine Gesichtshälfte war leicht blau, und auch am Hals schien er Verletzungen zu haben. Die Pheromone, die den Raum füllten, ließen keinen Zweifel daran, dass er ein Omega war und dass er Angst hatte.

»Hey Dad«, sagte Mason leise und Richard Scott nickte. Ian ging vorsichtig näher und setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand.

»Wie geht es ihm?«, fragte er zögernd und sah zu Alexander, der die Schultern hob.

»Er war dehydriert und unterkühlt und darüber hinaus halbverhungert, aber das macht mir weniger Sorgen«, sagte der Arzt.

»Was dann?«, wollte Mason wissen.

»Er scheint nicht mehr kämpfen zu wollen. Sein Organismus stabilisiert sich nur sehr schwer. Wenn er nicht bald seinen Gefährten findet, dann fürchte ich, kann ich nichts mehr machen«, sagte der Arzt und seine Stimme zitterte. Ian sah zu Sam und nahm dessen kalte Hand in seine.

»D-Das ist furchtbar. Warum ist er in diesem Zustand?«, fragte Mason nun und legte seinem Gefährten eine Hand auf die Schulter.

»Das Rudel muss ihn so gequält haben oder besser gesagt Cameron, denn dieser war für ihn verantwortlich. Ich hätte ihn damals einfach mitnehmen sollen«, sagte Alexander resigniert.

»Mitnehmen?«, fragte Ian und sah zu dem Arzt.

»Ja, Sam ... Sam stammt aus meinem alten Rudel. Als Omega war er dort ein Geächteter. Sie behandelten ihn schlecht, seine Eltern verstießen ihn und so kam er in die Obhut des Alphas. Er wäre zwei Mal beinahe gestorben, als ich noch da war. Als er gerade zwölf war, ging ich weg. Ich wollte ihn mitnehmen, aber ich konnte einfach keinen Konflikt zwischen unseren Rudeln riskieren. Ich hoffte, er würde seinen Gefährten finden und damit auch die Stellung im Rudel, die ihm zusteht«, sagte Alexander und man hörte in jedem Wort, wie sehr ihn die Schuld auffraß.

»Das lag nicht in deiner Hand. Du hast damals das Richtige getan, nämlich dein neues Rudel vor Schaden bewahrt. So tragisch, dass alles ist, du trägst keine Schuld«, sagte Richard Scott nun.

»Warum beschützt ihn sein Wolf nicht?«, fragte Mason und sah wieder auf den blassen jungen Mann im Bett.

»Ich denke, unsere Wölfe halten auch nur ein bestimmtes Maß an Demütigung und Leid aus. Sein Wolf wird sich so sehr in ihm zurückgezogen haben, dass er ihn nicht mehr heilen oder schützen kann. Vielleicht ist er auch schon gänzlich verschwunden, dann ... dann können wir nichts mehr tun«, sagte Alexander matt.

»Aber Doc, wir riechen doch seine Pheromone und das sollte doch bedeuten, dass sein Wolf noch irgendwo ist, oder?«, warf Mason ein.

»Ja, vielleicht. Wir müssen abwarten ...«, sagte der Arzt, als die Tür aufgerissen wurde. Daniel, der inzwischen wieder seine Sachen trug, kam keuchend in den Raum.

»Sorry, aber draußen sind fremde Wölfe. Sie wollen mit dir sprechen«, sagte der Junge an Richard gewandt.

»Fremde Wölfe? Woher kommen sie?«, fragte dieser und griff nach seiner Jacke.

»Aus dem Creek-Rudel«, sagte Daniel.

»Okay, Mason komm mit. Ihr wartet hier«, sagte der Alpha und sah zu Ian und Alexander, die beide nickten. Mason gab seinem Gefährten noch einen schnellen Kuss auf die Wange, dann folgte er seinem Vater nach draußen.

VerstoßenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt